Allmählich scheint auch bei den Islamfeinden von „Legida“ klar geworden zu sein, dass man gegen Satire und Humor, zumal von "Eingeborenen" schlecht hetzen kann. Die bisherigen Versuche endeten meist kläglich, „LEGIDA - Das Original“ als tumbe Säufertruppe darzustellen, scheiterte am intellektuellen Anspruch der Humorfront in Leipzig. Und Humor ist eine ernste Sache, was sich auch an den unzähligen Behördengängen von „LEGIDA – Das Original“ ebenso zeigt, wie an der Hartnäckigkeit, mit der die Gruppe um Thomas (Kuno) Kumbernuß und Uwe Brückner seit Wochen am Thema der Verteidigung ihrer Kulturwerte dran bleiben.
Vor etwa 1,5 Wochen bekam auch das Leipziger Ordnungsamt zunehmend mitgeteilt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, wenn sich Menschen in der Messestadt Montag für Montag zur „Vollversammlung“ treffen, Interviews geben, Aktionen vorbereiten und sich dafür einsetzen, dass Leipzig eben nicht Dresden zu sein scheint. Die Macher von „LEGIDA – Das Original“ kommen immer wieder und werden von Montag zu Montag mehr, während sie teilweise behördlich nicht ganz ernst, als reiner Jux ohne gesellschaftliche Relevanz wahrgenommen werden.
Dass dies falsch ist, zeigt ein Blick nach Dresden. Dahin, wo der Humor langsamer und nicht ansatzweise so wirksam war.
Während in der Landeshauptstadt eine kuriose Mischung aus Verständnisheuchelei von eben der regierenden CDU stattfindet, welche in Sachsen für den wachsenden Unmut mit verantwortlich zeichnet, gab es von der ersten Sekunde an in Leipzig neben einigen Auswüchsen von Gewalt so etwas wie eine friedliche, entschlossene und lebensbejahende Protestkultur vor allem junger und jung gebliebener Menschen.
Dabei ging es nie um das Abstreiten gesellschaftlicher Verwerfungen, sondern eher um ein satirisches Bollwerk gegen Rassismus, Vorurteile, Dummheit und wahrhaft flirrender Intoleranz bei „Legida“. Eine Intoleranz, die auch kulturelle Freiheit in all den Subszenen Leipzigs letztlich unmöglich machen würde und den Kern der Messe- und Kulturstadt Klein-Paris im Mark treffen könnte. Kein Tourismus-Schutz-Geplänkel wie in Dresden: die Freiheit einer offenen Stadtgesellschaft in den Pubs, Cafeterien, Pizzabäckereien, Gyroswende- und Teestuben ist ebenso zu verteidigen, wie das Recht eines jeden Bürgers, diese auch noch nach 22 Uhr wahrzunehmen.
Doch wie begegnet man irritierender Faktenresistenz und fehlender Bildung – Moment, vor allem der fehlenden Bildung und einem bereits radikalisierten Menschenbild seitens der Legida-Anhänger? Wie einer Angst, die jene schon immer hatten, die das Leben nicht als einen ständigen Versuch in allen möglichen Irrtümern und Chancen begreifen? Und nicht als Vollkasko-Selbstbedienung mit der Garantie auf einen langen Lebensabend bei Schweinebraten und Kreuzschifffahrt?
Man baut einen Spiegel auf und nennt ihn „LEGIDA – Das Original“. Nun fordert “LEGIDA – Das Original”, dass auch ihre Rechte gewahrt bleiben. Der zweite Teil des Interviews mit Thomas (Kuno) Kumbernuß von der Partei „Die Partei“ und „LEGIDA“.
Herr Kumbernuß, glauben Sie, dass Silvio Rösler über ein Weichen vom Platz vor der Oper für Ihre Initiative mit sich reden lässt oder braucht es dafür viel Alkohol?
Was heißt hier mit Silvio Rösler reden. Mir kommt es so vor, als wenn er selbst nichts mehr zu sagen hätte. Warum sonst überlässt er immer häufiger Rednern aus den alten Bundesländern das Mikrofon? Jürgen Elsässer, Götz Kubitschek, Tatjana Festerling – alles Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt nicht in Leipzig haben, den Leuten aber trotzdem erklären wollen, warum es ihnen angeblich so schlecht geht und wie es ihnen angeblich besser gehen soll.
Entschuldigung, mich erinnert das irgendwie an die Zeit vor 25 Jahren in der damaligen DDR, als windige Geschäftsleute aus der damaligen BRD rüberkamen und den Menschen hier den letzten Schrott andrehten: kaputte Autos, faulige Bananen, unnütze Versicherungen. Damals sind viele auf solche Leute reingefallen. Ich will jetzt nicht das Bild vom bösen Wessie und armen Ossie bemühen, aber das wird man doch wohl noch sagen dürfen!
Wie wir erfahren haben, legt die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Burkhard Jung an der Spitze Ihnen extrem viele Steine in den Weg. Es soll schon zu unschönen Szenen in den Verhandlungen um Ihren angestammten Platz vor der Oper gegeben haben. Wie ertragen Sie den Behördenterror?
Das ist eine gute weil berechtigte Frage. In der Tat ist es so, dass es von Seiten des Ordungsamtes als Vertreter der Stadt immer wieder zu widersprüchliche Aussagen kommt. Unsere ersten beiden Veranstaltungen waren am 26. Januar und 2. Februar.
Von mir wurde am 3. Februar für den 9. Februar und viele folgende Montage weitere Kundgebungen angemeldet. Auf meine damalige Nachfrage erklärte Herr Reinert vom Ordnungsamt mir, dass ihm nicht bekannt sei, dass es für diesen Tag (9. Februar) schon eine Anmeldung gäbe. Wenige Tage später erfuhr ich dann plötzlich Gegenteiliges. Auf Nachfrage von mir erklärte Herr Fischer, der Herr Reinert hätte mir am Telefon keine Aussage geben können, da die Anmeldesituation unübersichtlich wäre. Ich habe nicht mit dem Herrn Reinert telefoniert, ich war persönlich vor Ort!
Verwirrend, gab es eine Begründung, Sie von Ihrem Platz vor der Oper zu vertreiben, nachdem Sie bereits zwei Mal eben dort zuvor demonstriert hatten?
Sowohl Herr Fischer als auch Herr Sirrenberg erklärten mir, die anderen sogenannten Legida hätten einen Tag früher angemeldet, konnten mir aber nicht den Wochenentag nennen! Darüber, dass nicht wir, “LEGIDA – Das Original”, sondern die anderen sogenannten Legida am 9. Februar auf die Opernseite dürfen, erfuhr ich über lvz-online. Die Bestätigung des Ordnungsamtes via Email erhielt ich erst am Tag darauf und auch das erst nach mehreren Telefonanrufen!
Die Frage, wer und warum die LVZ vor mir benachrichtigt hatte, konnte mir niemand beantworten. Demokratie geht anders!
Es scheint, als ob die Kommunikation und das Erinnerungsvermögen seitens der Behörden nach solchen Gesprächen etwas gestört ist?
Um Missverständnisse und Ungereimtheiten künftig auszuschließen, schlug ich beim Kooperationsgespräch vergangener Woche mit Ordnungsamt und Polizei vor, dass gesamte Gespräch kostenfrei mitzuschneiden und den anwesenden Parteien einen Mitschnitt zu geben. Dieses wurde von Herrn Reinert (Anm. d. Red.: Leiter der Veranstaltungsbehörde des Ordnungsamtes Leipzig) abgelehnt.
Es soll Unstimmigkeiten über die Teilnehmerzahlen gegeben haben?
Bei besagtem Kooperationsgespräch stellte sich heraus, dass unsere Teilnehmerzahlen sich auf die Angaben des oben genannten Herrn Fischer beziehen. Der Herr Fischer verließ jedoch nach eigenen (!) Angaben gegen 18:30 Uhr unsere Veranstaltung. Die meisten unserer hart arbeitenden Anhängerinnen und Anhänger kamen jedoch erst, nachdem die “offizielle Zählung” vorbei war. So wurde uns dann auch für den Montag dieser Woche ein größeres Arial auf der Gewandhausseite des Augustusplatzes zugewiesen, nachdem wir für 2.000 teilnehmende Personen anmeldeten.
Allerdings ist dieses auch nur für 3.200 Menschen geeignet, da das Ordnungsamt mit zwei Person pro Quadratmeter rechnet und wir 1600 Quadratmeter zur Verfügung hätten. Unsere Aussage, dass unsere Anhängerinnen und Anhänger breiter seien, wurde wie so vieles seitens des Ordnungsamtes ignoriert. So kann es zu keiner vertrauensvollen Kooperationsbasis auf Augenhöhe kommen. Unser Platz war an diesem Montag zum Teil bis knapp zur Hälfte gefüllt. Trotzdem berief sich Herr Reinert zunächst auf den Liveticker der LVZ und sprach von 600 bis 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Das Rechnen überlass ich jetzt mal den Leserinnen und Lesern.
Der Widerstand der etablierten Kasten des Systems scheint mit Ihren Forderungen zu tun zu haben, die auch nicht Jedem sofort verstehbar sind – also wir rätseln jedenfalls noch. Was erwarten Sie nun eigentlich von der Politik, der Gesellschaft?
Wir setzen uns konsequent gegen die Illegalisierung des Alkohols und für den Erhalt unserer (Trink-)Kultur ein. Getreide zuerst für Brot, Bier und Korn! Hefe muss im Grundgesetz verankert werden! Abkehr von einer den Kaffee und Tee propagierenden Multivitamingesellschaft! Außenpolitisch muss ein Freibierabkommen mit der USA, Russland, ja, der ganzen Welt eingeführt werden! Aufstockung der Mittel für die Empfänger von Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II und damit Wiedereingliederung der sozial Schwachen in die Mitte der Gesellschaft!
Bedingungslose Zuwanderung an die Tresen dieses Landes, unabhängig der Herkunft, des Alters, des Geschlechts, der Hautfarbe, des Glaubens und der sexuellen Orientierung des zu bewirtenden Gastes im Interesse des Friedens und der Völkerverständigung!
Reichen solche Forderungen wirklich für eine breite Massenmobilisierung?
Dies sind nur einige wenige unserer Kernpunkte, die nüchtern betrachtet von der breiten Masse der Leipziger Bevölkerung mitgetragen werden dürften. Da die Politik selbst bei solch elementaren Forderungen versagt, bleibt uns nur die Hoffnung in die Zivilgesellschaft. Nur mit ihr kann erst ein Seitenwechsel, später dann jedoch ein Niederringen der menschenverachtenden, lebensverneinenden, kulturignorierenden und humorlosen Ansichten der anderen sogenannten Legida erfolgen.
Es wird gemunkelt, es gäbe bald auch Unterstützung aus der internationalen Kulturszenerie für Ihren Protest – können Sie dazu schon mehr verraten?
Dieses kann ich nur bestätigen. Wir sind gerade mit einigen renommierten Künstlern in Verhandlung, können aber zum jetzigen Stand noch keine Namen nennen, da sich viele Anfragen auf unseren Tischen stapeln. Wir bitten noch um etwas Geduld und Verständnis, erste Namen werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Dieses wird der Aufbruch in eine neue Demonstrationskultur werden, so viel sei an dieser Stelle schon verraten.
Wer bis dahin noch etwas Klamauk erleben möchte, kann sich jedoch gerne im Anschluss an unsere Kundgebung am kommenden Montag Richtung Opernseite begeben und aufrechten Germanen bei der eigenwilligen Interpretation ihrer sogenannten Nationalhymne lauschen.
Sie haben einen Wunsch frei. Was wäre das?
Ich würde mir wünschen, dass ich zwei Wünsche frei hätte.
Der erste Wunsch wäre, dass am kommenden Montag alle Menschen aus Leipzig und Umgebung, die für wirkliche und gelebte Menschlichkeit, Weltoffenheit und Toleranz stehen, in den letzten Wochen aber zu Hause geblieben sind, sich wieder friedlich auf dem Augustusplatz treffen.
Dieses ist dringend nötig, damit der Spuk der anderen sogenannten Legida schnellstmöglich beendet wird und wir uns in Frieden und Harmonie um die schönen Seiten des Lebens kümmern können.
Zudem wünsche ich mir weniger Schuppen auf dem Kopf.
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