Seit heute Abend läuft nun die angekündigte Befragung von Legida unter den eigenen Anhängern. Gefragt werden diese, ob man nun doch lieber wieder montags oder am Mittwoch „spazieren“ gehen möchte. Gleich mehrere Schlüsse lassen sich aus der Umfrage und den gewählten Formulierungen ziehen. Und das Chaos scheint komplett: Legida spricht von einem „gemeinsamen Neustart“ mit den Anhängern in der kommenden Woche, Kathrin Oertel gründete heute ein eigenes Bündnis und Pegida möchte am kommenden Montag wieder antreten. Ob dies wiederum für Legida in Leipzig überhaupt noch so einfach am Wunschort möglich ist, könnte infrage stehen.
Interessant ist zuerst wohl, was die Legida-Organisatoren bei ihrer heute eingeleiteten Umfrage nicht zur Debatte stellen wollen. Ob man statt mit dem verbliebenen „Pegida“-Team weiterzumachen, vielleicht lieber mehr mit Kathrin Oertels neuem Bündnis “Direkte Demokratie in Europa” (DDFE) kooperieren könnte, stellen sie nicht zur Debatte. Für die Leipziger scheint das neu gegründete Bündnis der ehemaligen Pegida-Frontfrau keine Option. Man habe sich mit Pegida abgestimmt und es würde in der kommenden Woche ein Spaziergang stattfinden, so die Macher.
Ob es jedoch in Leipzig zu einer Demonstration kommen wird, ist derzeit noch offen. Der letzte Aufzug war aus Sicherheitserwägungen nur als stationäre Kundgebung gestattet worden. Auch in Dresden fand die letzte Kundgebung stationär statt.
Zu den möglichen Terminen schreibt Legida: „Wie ihr alle bereits wisst, wird es in Dresden am 09.02.2015 den 14. Spaziergang geben.“ Nun wolle man jedoch die eigenen Anhänger mit einbeziehen und stellt auch die Option eines nun wiederum an einem Mittwoch, den 11. Februar, stattfindenden Demonstrationsversuches an der Oper zur Debatte. Bis 4. Februar 12 Uhr möchte man mit der Befragung fertig sein und bereits jetzt deutet sich eine 50:50 – Spaltung in den Meinungen ab. Die einen wollen auf den Montag, die anderen favorisieren den Mittwoch.
Ob die Macher von Legida die eingehenden Meinungen tatsächlich noch umfänglich ernst nehmen werden (können), zeigt sich in ihrem „Ausblick: Weiter ist geplant, dass wir zukünftig wöchentlich abwechselnd mit Dresden spazieren gehen. Diese Entscheidung entlastet PEGIDA/LEGIDA und eine gegenseitige Unterstützung wäre somit auch gegeben.“
Was dann Demonstrationen aller zwei Wochen in Leipzig mit sich bringen würde und ein Eingeständnis in die schwindende Durchschlagskraft beider Organisationen sein dürfte.
LEGIDA – Das Original ist da
Hinzu kommt die Frage, ob der kommende Montag für Legida überhaupt noch zur Verfügung steht. Bereits zum zweiten Mal traf sich heute, am 2. Februar das Bündnis „LEGIDA – Das Original“ vor der Leipziger Oper und verkündete erneut „Bier trinkt das Volk“. Man darf durchaus gespannt sein, ob der Montag, der 9. Februar ab 19 Uhr überhaupt noch zur Verfügung steht, immerhin ist hier eine aufsteigende Protestbewegung an einem regelmäßigen Veranstaltungstag im Sinne ihres Demonstrationsrechtes und ihrer Forderungen interessiert. Das „originale Legida-Bündnis“, bestehend aus Leipzigern und angeführt vom Stadtrats-Direktkandidaten der Partei „Die Partei“ Thomas “Kuno” Kumbernuß und Uwe Brückner (zukünftiger Leipziger Oberbürgermeisterkandidat für 2020), kämpft seit zwei Wochen für die Forderungen der „Leipziger Ethanolfreunde gegen die Illegalisierung des Alkohols“ unter Anderem mit einer ziemlich schlüssigen Argumentation.
Hier ein Auszug aus dem Positionspapier der Demonstranten: „Schon Jesus machte, nach uns vorliegenden und glaubwürdigen Augenzeugenberichten, aus Wasser Wein. Unsere Kultur, Stärke und Geschichte ist eng mit dem Verzehr von Alkoholika verbunden. Epidemien und Krankheiten werden und wurden mit Alkohol bekämpft und vernichtet. Die demagogische Entwicklung in diesem Land wäre ohne Alkohol und betrunkenem Sex inklusive fehlender Verhütung noch rückläufiger. Kunst, Literatur, Musik – die Kreativen und Schaffenden sind und waren Trinker! Unsere Kultur ist eine Trinkkultur! Daher ist allen anderen Kulturen Mäßigung an den Tag und ans Herz gelegt. Allen voran der nüchternen Kultur.“
Klingt nach einem ernsthaften Lösungsversuch, rückläufige Geburtenraten in den Griff zu bekommen und gleichzeitig ein wichtiges Kulturgut zu verteidigen. Weshalb sie auch der „nüchternen Kultur“ den Kampf angesagt haben. „Dieser Seperationsbewegung, die unsere Kultur ausgerottet sehen will, die uns zerstören und vernichten zu gedenkt, ist jedwede Missionierung, gesellschaftliche Unterwanderung und extremistische Auslebung ihrer Abstinenz untersagt! Wir erzittern nicht vor euch – sondern weil wir noch nicht im Saft stehen!“
Allein an der ähnlichen Sprache soll hier wohl deutlich werden, wer bei wem die Thesen gestohlen hat. Da ging es in einem ersten Positionspapier von Legida um die Missionierungen von muslimischen Geistlichen in Deutschland – hier scheint sich ein Krieg zwischen Anti-Alkoholikern und trinkfreudigen Deutschen anzubahnen.
Eine noch junge Bewegung aus und in Leipzig, welche man im Auge behalten sollte. Hat doch die Prohibition in den USA einst zum Erstarken der Mafia und der organisierten Kriminalität geführt. Und dass kann in Deutschland sicher niemand wollen.
Das Positionspapier von LEGIDA-Das Original – PDF zum Download
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