Nicht nur bei รถkologischen und sozialen Standards droht das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA, TTIP, zu einer Bรผchse der Pandora zu werden. Auch die geplanten Schiedsgerichte, die Konzernen umfassende Klagerechte gegen Regierungen und Behรถrden einrรคumen, und die am Dienstag bekannt gewordene Gefahr fรผr die parlamentarische Kontrolle der Finanzmรคrkte machen TTIP zu einer unberechenbaren Blackbox. Nicht mit uns, sagt jetzt eine neue Petition des BUND Leipzig.

Als Mitglied des โ€œNetzwerk Vorsicht Freihandel!โ€ setzt sich der BUND Leipzig gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der Europรคischen Union ein. Am Dienstag, 27. Januar, fiel der Startschuss der Kampagne โ€œLeipzig gegen TTIPโ€. Ziel ist es, so der BUND Leipzig, mรถglichst viele Unterschriften von Leipziger Bรผrgerinnen und Bรผrgern zu sammeln und diese dem Stadtrat zu รผbergeben.

โ€œLeipzig muss ein klares Signal setzen und sich offiziell gegen das geplante Freihandelsabkommen aussprechen. Dieses wurde hinter verschlossenen Tรผren und ohne Beteiligung der Bรผrger verhandelt. Am Ende sind alle Bรผrger in der EU und den USA betroffen. Deshalb muss auch jede Kommune dazu Stellung beziehenโ€, erklรคrt der Vorsitzende des BUND Leipzig, Martin Hilbrecht. โ€œDer Druck auf TTIP wรคchst stetig. Jetzt soll der Stadtrat ebenfalls klare Position fรผr den demokratischen Willen der Leipziger Bรผrger beziehen. Verbraucherschutz und demokratische Rechte sind keine Verhandlungsmasse!โ€

Bislang gab es dazu schon einen VorstoรŸ der Linksfraktion, der aber nicht auf fruchtbaren Boden fiel. Auch weil die Leipziger Stadtverwaltung die Verantwortung fรผr TTIP auf europรคischer Ebene sieht und nicht auf kommunaler.

Aber gerade in den Kommunen kรถnnte man ein deutliches Signal gegen das Abkommen aussprechen. Denn auch ihre wirtschaftliche Eigenstรคndigkeit wird durch viele Unterpunkte des TTIP-Paketes ausgehebelt.

Leipzig kรถnne sich mit dieser Initiative in die Reihe hunderter weiterer Kommunen in Deutschland einreihen, deren Parlamente ihre Ablehnung zu TTIP ausgedrรผckt haben, so der Leipziger BUND.

Mit TTIP drohe beispielsweise das Ende demokratisch errungener Rechte und Beteiligungsmรถglichkeiten: Weil die Zรถlle zwischen der EU und der USA bereits sehr niedrig sind, soll der Handel vor allem dadurch erleichtert werden, dass unterschiedliche Standards entweder angeglichen oder gegenseitig anerkannt werden. Es wรผrde damit schwerer werden, europรคische Standards fรผr Lebensmittel, Arbeitnehmerrechte, Umwelt- und Verbraucherschutz aufrecht zu erhalten oder diese gar zu erhรถhen. Denn das Abkommen kรถnnte bedeuten, dass sich in verschiedenen Bereichen der kleinste gemeinsame โ€“ und zugleich fรผr Bรผrgerinnen und Bรผrger sowie die Umwelt schรคdlichste โ€“ Nenner durchsetze, befรผrchtet der BUND.

Zudem rรคumt das Abkommen unter anderem Konzernen, die im Ausland investieren, weitreichende Sonderrechte ein. Sehen sie ihre Geschรคftsinteressen beeintrรคchtigt, kรถnnen sie vor Schiedsgerichten klagen, die ihre Entscheidungen nicht รถffentlich fรคllen und keiner demokratischen Kontrolle unterworfen sind.

Das Freihandelsabkommen laufe zudem auf massive Minderungen des kommunalen Selbstbestimmungsrechts hinaus.

โ€œWir dรผrfen nicht zulassen, dass die Stadt Leipzig zukรผnftig von Konzernen auf horrende Summen verklagt werden kann, wenn diese durch demokratisch erlassene Verordnungen ihre Gewinne gefรคhrdet sehen. Die Schlussfolgerung dessen wรคre, dass der Leipziger Stadtrat von Entscheidungen absieht, wenn die Gefahr vor Unternehmesklagen zu hoch erscheintโ€, kommentiert Hilbrecht diese Gefahren.

Der BUND Leipzig ruft deshalb alle Bรผrgerinnen und Bรผrger der Stadt Leipzig auf, sich fรผr eine selbstbestimmte Stadt einzusetzen und den Stadtrat durch ihre Unterschrift aufzufordern, gegen TTIP vorzugehen.

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