Engagement beginnt meist ganz klein. Ein Film in der heimatlichen Glotze, ein Gespräch an einer Theke, ein Post auf der Facebookseite. Und da Engagement eine humane Gesellschaft verbindet, zusammenhält und lebenswert macht, ist es Volly Tanner auch immer wieder eine Freude von Engagierten zu berichten. Cornelia Ziegert ist solch eine Berichtenswerte; mit ihren Händen setzt sie sich für Straßenkinder in Afrika ein. Warum und wie erzählt sie hier.
Liebe Cornelia Ziegert. Schön, dass wir uns mal unterhalten können. Vor allem, da es einen Grund dafür gibt: Du massierst für die Straßenkinder in Afrika! Wie muss ich mir das denn genau vorstellen?
Hi Volly, es freut mich auch sehr! Lass mich Dir ein wenig berichten, wie ich zu dieser Idee kam, meine Massagen mit Afrika in Verbindung zu bringen. Du musst wissen, dass ich erst seit knapp 5 Jahren eine Tagespflege habe. Vorher habe ich einige Jahre Entspannungsmassagen gegeben und in einem Hort mit Kindern Entspannungstechniken eingeübt. Als ich dann gebeten wurde, ein paar Pflegekinder auf Zeit aufzunehmen, entschied ich mich, alle meine Zeit in diese Kinder zu investieren. Weißt Du, mein ganzes Leben habe ich mich schon um bessere Lebensbedingungen für Kinder eingesetzt.
Als ich dann vor etwa 2 Jahren von den Lebensumständen der meisten Kinder in Afrika (und ich weiß, überall in der Welt ist das leider so) hörte, las und Berichte ansah, berührte es mich so sehr, dass ich gar nicht anders konnte, ich musste etwas tun. So begann ich, mich intensiver damit zu befassen, knüpfte Kontakte, lernte sehr viel dabei und in mir wurde der Wunsch immer stärker, zu helfen.
Ich begann in meinem Freundeskreis und in der Kirchgemeinde Spenden zu sammeln. Im Anfang hatte ich noch kein offizielles Spendenkonto. Und so schickte ich das Geld, zusammen mit meinem eigenen und die Sachen zu den Kontaktpersonen, die ich mittlerweile in verschiedenen westafrikanischen Ländern gefunden hatte.
Zum Beispiel in einer Stadt in Ghana kauften meine Freunde dort Essen und Trinken von diesem Geld und teilten es unter mehr als 60 Straßenkindern aus. Ja, es war nur ein Tropfen, aber es war auch ein Tropfen der Hoffnung für die Kinder, die sonst gar nichts haben. Sie machten Videos und Fotos davon und schickten sie mir. Ich bekam auch alle Belege zugeschickt. Man ist eben so sicher wie es nur geht. Mir ist wichtig, mit dem mir anvertrautem Geld so sorgsam wie möglich umzugehen. Du weißt ja, wenn man eine Vision hat, wächst man darin Stück für Stück. Es entwickelt sich nach und nach. Und so hatte ich eines Tages dieses Missionskonto.
Nun geht eine Missionsarbeit immer nur über Spenden. Aber ich bin nicht der Typ Mensch, der gern um Spenden bittet. Also begann ich zu überlegen, was zu tun sei … es war nicht so schwer eins und eins zusammenzuzählen: Ich liebe es zu massieren und ich liebe es, Kindern zu einem besseren Leben zu verhelfen, also massiere ich nun nach meiner Arbeit als Tagesmutter, am Wochenende und wann immer es reinpasst und zahle dieses Geld (die kompletten Einnahmen) in mein Spendenkonto ein. Der Kunde kann auf Wunsch eine Spendenbescheinigung üblicherweise am Ende des laufenden Jahres erhalten.
Weißt Du, ich denke, Gutes erfahren und gleichzeitig damit Gutes tun, das hat was, oder!? Ich werde dieses Jahr zu einem Projekt von “Mastering your life” fliegen und hoffe dort effektiv auch finanziell mitwirken zu können. Die Erarbeitung der Details der einzelnen weiteren Projekte werde ich nach meiner ersten Afrika-Reise beginnen.
Welche Menschen versuchst Du zu erreichen?
Hmmm, ehrlich gesagt, soviel wie möglich, denn ich halte es kaum aus, wenn ich darüber nachdenke, dass ein Kind, egal wo es gerade auf dieser Erde ist, Hunger hat, einsam ist, allein, ohne Wasser, ohne Medizin, ohne einen Platz zum sicheren Schlafen usw. Ich denke immer, es könnte meine Tochter, mein Sohn sein, und dann denke ich, wenn nur jeder Mensch ein wenig abgeben würde ….
Ich stelle mir vor, Mamas, die sich ein wenig entspannen möchten, Chefs, die ihren Mitarbeitern ein nettes kleines Geschenk mit einer Massage machen möchten, Schulleiter, die finden, dass ihre Lehrer nach einer kleinen Entspannungsmassage fröhlicher arbeiten, Männer, die ihren Frauen mit einem Massagegutschein eine Freude machen – all diese tun Gutes, während sie sich von mir massieren lassen.
Ich möchte betonen, dass es mir vor allem um 30-minütige Rücken-, Nacken- und Kopfmassagen geht! Und ich möchte mich auch nicht mit den Damen aus dem Rotlichtmillieu verwechselt wissen! Das ist absolut nicht mein Thema!
Gibt es eine Preisliste? Sonderkonditionen? Erzähl mal bitte.
Nun die Liste ist ganz kurz: 30 Minuten – ab 20 Euro (wenn ich in einen Betrieb, ein Geschäft o.ä. gebeten werde, sind die Preise natürlich angepasst). Selbstverständlich kann man, wenn man Großabnehmer werden möchte, mit mir auch verhandeln. Und ich bin mir sicher, jeder handelt dann im Sinne der Kinder.
Nun geht das gesammelte Geld ja auf das Spendenkonto von “Mastering your life”. Was machen die aber ganz genau mit dem Geld? Wie gestaltet sich die Hilfe für die Straßenkinder in Afrika ganz speziell?
Mastering your life ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Sitz hier in Leipzig, natürlich kannst Du ihn auch online finden und Dich über alle seine Arbeiten und Inhalte informieren. Der Verein hat auf meinen Namen ein Konto eingerichtet, von dem alle Projekte, in denen ich tätig bin, finanziert werden. Jeder Missionar hat dort sein eigenes Konto, von dem einzig die Arbeit eines jeden selbst finanziert wird.
Selbstverständlich wird das ganze sehr seriös behandelt, mit Quittungen, Nachweisen usw. also auch sehr genau nachzuverfolgen, was wann mit dem Geld geschieht und wofür es eingesetzt wurde. Aber erst heißt es Geld sammeln und dann losgehen und schauen, wo und wie man es genau und am effektivsten ausgeben kann. Das ist wie im privaten Leben. Nur geht es hier um Menschenleben, genauer gesagt um Kinder. Und da ich das Geld mit meinen eigenen Händen verdienen werde, kann man wohl davon ausgehen, wie wichtig mir die Sorgfalt damit ist.
Wusstest du, dass man in Ghana z. B. eine Krankenversicherung für nur 20 Euro im Jahr kaufen kann? Und dass sich das nur die wenigsten leisten können? Und dass die meisten Arbeitgeber diese nicht zahlen? Stellen wir uns doch auch die Frage, was braucht so ein Kind, wenn es seit Wochen oder Monaten oder Jahren allein auf der Straße lebt?
Ein Dach überm Kopf, Essen, sauberes Wasser, ein Bett, Menschen, die es lieb haben; zur Schule gehen zu können – alles für uns ganz normale Dinge, stimmts? Das alles kostet Geld. Dafür arbeite ich, davon träume ich, dafür lebe ich. Wie du ja weißt, bin ich Christ. Und das von ganzem Herzen.
Und mein Leben nehme ich als ein Geschenk und sehe es nicht als selbstverständlich an, dass es mir so gut geht und deshalb: ich werde für das, was ich geschenkt bekommen habe, nämlich ein Umfeld, das sehr sehr schön ist, etwas weitergeben, alles in meiner Macht Stehende dafür tun, dass es Kindern besser geht.
Ich selber engagiere mich ja auch unter anderem für die Kinderhilfe Afghanistan. Immer wenn ich davon berichte kommen ganz ganz Schlaue mit: Aber warum machst Du denn nichts für die Kinder erst mal hier in Deutschland? Diese Frage wird Dir nicht unbekannt sein. Was antwortest Du, wenn die Kleinstraumdenker Dich mit diesem “Argument” bestürmen?
Diese Frage ist voll berechtigt! Und wer mich kennt, weiß, dass ich mich mein Leben lang für Kinder in meiner Umgebung eingesetzt habe. Und es auch heute noch tue. Und wo immer mir ein Kleines begegnet, dem ich helfen kann, dann tue ich das auch .
Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch eine Aufgabe in seinem Leben hat, wo er helfen kann und sollte. Diese Aufgabe kann mal wechseln, größer oder kleiner werden, aber alle Aufgaben sind total wichtig. Einer hat die Gabe, sich gut mit älteren Menschen zu unterhalten, Wege zu erledigen, ein Schwätzchen zu halten. Ein anderer kann gut lehren, ein nächster hat ein Herz für Tiere und setzt sich da voll ein. Wieder ein nächster kennt sich in Medizin gut aus und ist ein toller Arzt. Ein anderer liebt Kinder und tut alles was er kann um ihnen Freude zu bereiten. Und mein Herz ist einfach ganz weit offen für das wundervolle Afrika, ich kann nicht mal sagen, wieso genau.
Wie kommen die Menschen, die helfen wollen und sich dabei auch noch etwas gönnen möchten, mit Dir in Kontakt?
Lieber Volly, all diese wundervollen Menschen können mich anrufen unter folgender Nummer : 0341 2470589, tgl. 14 Uhr oder 16 Uhr (zu allen anderen Zeiten einfach auf den AB sprechen, ich ruf dann zurück) um einen Termin mit mir auszumachen.
Ich hoffe, Deine Idee macht Schule. Bestes Dir!
Ich danke Dir! Und ich freue mich auf die Ergebnisse unseres Gespräches hier!
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