Hinter der Kulturloge Leipzig steckt eine fantastische Idee. Nämlich die, dass Kultur für wirklich alle Menschen, unabhängig vom pekunären Status, erreichbar sein muss. Judith "Jumi" Miriam Escherlor und Yvonne Wirth sind dafür jederzeit in der Spur - besonders auch zum frühlingshaften Westbesuch am 22.03.2014. Tanner traf die beiden Damen auf der Karl Heine Straße. So einfach kann's gehen - und schon ist frau interviewt.

Hallo Yvonne und Jumi. Wir trafen uns gerade, als Ihr auf dem Weg wart, Eure Westbesuch-Anmeldung klarzumachen. Und Ihr erzähltet mir von Eurem Engagement für die Kulturloge Leipzig & Region. Erzählt doch mal den Leserschaften, was Ihr da macht – und vor allem was diese Kulturloge eigentlich ist …

Yvonne: Die Kulturloge ist eine gemeinnützige Initiative, welche sich für die kulturelle Teilhabe von Leipzigern und Leipzigerinnen mit geringem Einkommen einsetzt. Mit der Unterstützung von 30 Kultureinrichtungen vermittelt die Kulturloge kostenlos Eintrittskarten an Menschen, die sich den Besuch einer Kulturveranstaltung sonst nicht leisten könnten. Die Kultureinrichtungen melden uns freie Plätze in ihren Einrichtungen und diese werden dann im persönlichen Telefongespräch vermittelt.

Jumi: Im November waren das rekordverdächtige 480 Karten, meistens sind es etwa 200 bis 300 Karten pro Monat. Wir vergeben immer zwei Karten auf einmal, damit unsere Gäste noch eine Begleitperson einladen können.

Wie kommen aber die Anvisierten zu den Informationen? Ich meine, wenn ich das richtig verstanden habe, sollen vom Kulturleben abgeschnittene Menschen (durch zum Beispiel pekuniäre Gründe) Zugriff auf freiwerdende Karten bekommen. Aber wie erfahren diese überhaupt davon?

Yvonne: Das hast Du richtig verstanden. Wir bemühen uns darum die Kulturloge in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Zum einen durch Infostände auf öffentlichen Veranstaltungen, ausgelegte Flyer, die Webseite, das Facebookprofil und zum anderen durch ein sich stetig erweiterndes Netz von sozialen Einrichtungen, wie zum Beispiel die Kirchliche Erwerbsloseninitiative Leipzig, der FAIRbund e.V. oder das Restaurant des Herzens, mit welchen die Kulturloge zusammenarbeitet, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Auch unsere Kultur- und Sozialpartner spielen hier eine wichtige Rolle, sie sind Multiplikatoren, welche das Anliegen der Kulturloge an andere Adressen und persönliche Kontakte weitertragen.

Jumi: Und natürlich durch Interviews wie dieses! Vielen Dank dafür. Weil wir noch nicht so bekannt sind und über keine eigenen Mittel verfügen, die wir für Werbung verwenden könnten, sind wir auf die Unterstützung Anderer angewiesen.

Viele Menschen denken bei dem Begriff Kultur zuerst an Hochkultur, wie man sie in der Leipziger Oper und im Gewandhaus geboten bekommt, und mit diesen und ähnlichen Einrichtungen arbeiten wir auch zusammen. Aber die Kulturloge bietet noch viel mehr. Wir vermitteln zum Beispiel auch kostenlose Karten zu Punk-Konzerten im Conne Island, zu Lesungen im Haus des Buches, oder zu Spielen der BSG Chemie Leipzig.

Ich kann die jetzt nicht alle aufzählen, eine Liste mit den Kultureinrichtungen, die mit der Kulturloge kooperieren, findet ihr auf unserer Homepage. Jedenfalls möchten wir Menschen mit den verschiedensten Interessen ansprechen. Es geht uns um gesellschaftliche Teilhabe im weitesten Sinne.

Wer steckt denn hinter der Kulturloge? Also, wer war Ideengeber? Und wer macht die ganze logistische Arbeit?

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Jumi: Die Kulturloge Leipzig ist ein Projekt des soziokulturellen Zentrums “Die Villa” und wurde vor fast zwei Jahren ins Leben gerufen. Die erste Kulturloge entstand vor vier Jahren in Marburg, nach einer Idee der Kulturredakteurin Christine Krauskopf. Inzwischen gibt es solche Initiativen in ganz Deutschland. Von den Leipziger Gründungsmitgliedern sind die meisten nicht mehr aktiv. Veränderungen im Leben führen manchmal dazu, eine intensive gemeinnützige Tätigkeit nicht dauerhaft ausüben zu können. Zur Zeit sind wir eine Gruppe von etwa zwanzig freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Yvonne: Alle anfallenden Aufgaben, von telefonischer Vermittlung, Kontaktpflege von Kultur- und Sozialpartnern, über die Öffentlichkeitsarbeit, die Pflege des Internetauftritts und das Fundraising werden ausschließlich von diesen sehr engagierten, ehrenamtlichen Mitstreitern bewältigt. Darüber hinaus kümmern sie sich darum, neue Kulturpartner zu gewinnen und die bestehenden Kontakte zu pflegen, schließlich soll die Zusammenarbeit langfristig aufgebaut werden und auf Vertrauen beruhen. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch andere Leipziger, die sich gern sozial engagieren möchten, die Kulturloge durch ihre Mitarbeit unterstützen würden! Es gibt in allen Bereichen viel zu tun, Raum sich einzubringen und Ideen gemeinsam umzusetzen, damit kulturelle Teilhabe für mehr Menschen möglich wird!

Jumi: Um herauszufinden, ob einem diese Art des Engagements liegt, kann man unkompliziert einen Termin für eine “Schnupperstunde” in der Kulturloge vereinbaren.

Jemand, der keine Zeit hat, sich persönlich einzubringen, kann uns auch durch einzelne Spenden unterstützen oder durch die Mitgliedschaft in unserem Freundeskreis.

Da Ihr gerade Eure Westbesuch-Anmeldung klarmacht, impliziert dies ja auch, dass Ihr am 22.03.2014 mit dabei sein werdet auf der Karl Heine Straße. Was habt Ihr aber genau vor? Nur’n kleiner Stand mit Flyern ist ja auch ein bisschen langweilig.

Jumi: Wir arbeiten gerade an einigen größeren Projekten, deshalb müssen wir etwas mit unseren Kapazitäten haushalten. Die Mitarbeit bei der Kulturloge findet für viele unserer Freiwilligen neben der vollen Berufstätigkeit oder dem Studium statt (andere wiederum sind im Ruhestand oder erwerbslos). Einen schönen Kuchenbasar kriegen wir auf jeden Fall organisiert, für Basteln mit Kindern müssten wir erst mal gucken, wie viele dafür ausreichend Zeit hätten. Uns wird schon was einfallen.

Und weil sich diese Frage natürlich stellt: Was macht Ihr, wenn Ihr beiden nicht für die Kulturloge unterwegs seid? Erzählt mal ein paar Geheimnisse, die man nicht über Facebook oder Eure Homepage erfährt!

Yvonne: Es gibt so viel Kultur in Leipzig zum Erleben und Mitmachen, dass die Auswahl manchmal schwerfällt. Ich gehe gern zu Theaterveranstaltungen, in das Ballett und zu den Spielen der Leipziger Ice Fighters, die übrigens diese Saison die Meister der Oberliga Ost geworden sind.

Jumi: Das stimmt, in Leipzig wird so viel geboten. Auch unsere Gäste sagen uns oft, dass sie durch uns manche Veranstaltungsorte erst kennenlernen. Ich mag am liebsten deutsche und russische Opern und moderne Tanzveranstaltungen. Und ich kenne alle freilaufenden Katzen im Leipziger Westen persönlich.

Danke für die Antworten. Wir sehen uns beim Westbesuch auf einen Schwatz.

Kulturloge Leipzig & Region – Ihr Schlüssel zur Kultur

Soziokulturelles Zentrum “Die VILLA”, Lessingstraße 7.

Unsere Bürozeiten: dienstags 10-14 Uhr und donnerstags 15-18 Uhr

www.kulturloge-leipzig.de

www.facebook.de/KulturlogeLeipzig

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