Nein, geschlagen hat Heiner R. seine Frau Andrea R. und ihre gemeinsame Tochter Pia (alle Namen geändert, d. Red.) nicht. Doch die psychische Gewalt, die er ausübte, war für Andrea R. manchmal schlimmer. Der Leipziger versuchte tagtäglich, seine Frau in allen Bereichen ihres Lebens zu diskreditieren. Selbst vor ihrem Arbeitgeber redete er schlecht über sie. Zu Hause versuchte er, seiner Frau einzureden, dass sie nichts tauge.
Die gemeinsame Tochter war ein weiteres Mittel zum Zweck, seine Frau “klein” zu machen. Für Andrea R. war das 1. Autonome Frauenhaus Leipzig die einzige Chance, mit ihrer Tochter dem psychisch kranken Ehemann zu entkommen. Dort traf sie auf Vera Fünfstück. Die Leipzigerin ist Therapeutin. Doch eigentlich ist sie auch Sozialarbeiterin und Organisatorin im Frauenhaus. Denn die Probleme der Frauen werden immer vielfältiger.
“Die Frauen flüchten mit ihren Kindern vor gewalttätigen Männern”, erklärt Vera Fünfstück und ergänzt: “Inzwischen suchen auch Frauen bei uns Hilfe, die nicht nur mit ihren Ehemännern oder Partnern Schwierigkeiten haben. Sie leiden auch unter psychischen Problemen, Schulden oder dem Jobverlust und sind im Umgang mit Polizei, Ämtern und Behörden schlicht überfordert”.Ines K. (Name geändert) ist eine dieser Frauen. Sie floh schwanger vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Im Frauenhaus musste sie lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie durfte niemandem verraten, wo sich das Haus befindet und musste die Eingangstür immer verschlossen halten. Dieses neue Leben verlangte so viel Kraft von ihr, dass sie sich entschied, das Baby nach der Entbindung zur Adoption frei zu geben. “Es war eine mutige Entscheidung”, betont Vera Fünfstück.
Frühe Hilfen in Leipzig: Familienhebammen sind ab 1. August im Einsatz
Nicht nur in Leipzig gab es in den letzten Jahren …
Monika Lazar (Grüne): Effektive Unterstützung und Schutz bei Gewalt gegen Frauen gewährleisten
Anlässlich der Debatte über das Unterstützungsnetz …
Sie weiß, dass viele Kinder der Frauen, die ins Frauenhaus flüchten, psychisch belastet sind. Oft brauchen diese Kinder sogar ebenso viel therapeutische Hilfe wie die Mütter. Geld für solche “Extras” erhält das Frauenhaus nicht. Aber das ist für die Mitarbeiterinnen kein Grund zum Aufgeben. Vor fünf Jahren entwickelten sie die Idee, mit einem Lauf von Frauen für Frauen Geld zu sammeln. Der “Leipziger Volksbank Frauenlauf” erwirtschaftet seitdem Jahr für Jahr Mittel, die das Fortleben des Frauenhauses sichern. Vergangenes Jahr liefen über 2.000 Frauen bei dem sportlichen Ereignis im Clara-Zetkin-Park mit. Mit dem Geld konnte ein Spiel- und Aufenthaltsraum für die Kinder im Frauenhaus realisiert werden.
Unterstützer gesucht
Wer das Frauenhaus unterstützen und gleichzeitig etwas für die eigene Fitness tun will, kann sich zum 5. Leipziger Volksbank Frauenlauf am 18. Mai 2014 beim BSV AOK Leipzig e.V. unter Tel. (0341) 4926000 anmelden.
Weitere Informationen
www.frauenhaus-leipzig.de
Keine Kommentare bisher