Seinen Umweltbericht für 2012 hat Sachsens Umweltminister Frank Kupfer schon am 8. Oktober vorgelegt. Aber der sächsische Naturschutzbund (NABU) hat sich Zeit gelassen beim Lesen des 142-Seiten-Werkes. Denn das Problem bei solchen bunten Werken ist meist nicht das, was drin steht, sondern das, was fehlt. Entsprechend frustrierend war dann für den NABU die Lese-Bilanz. Hier ist sie ...
Alle fünf Jahre veröffentlicht der Freistaat Sachsen den Umweltbericht. Dem Kapitel Natur und Landschaft sind ganze sieben von 142 Seiten des Berichtes gewidmet. Und hier verweist man vordergründig auf Erfolge. Und diese gibt es tatsächlich. Die erfreulichen Bestandsentwicklungen bei einzelnen Arten wie Fischotter, Kranich und Biber sind ein Beispiel dafür. Und dass sich die Wasserqualität der Bäche und Flüsse verbessert hat, zeigt die zunehmende Population der Wasseramsel.
Dies ist alles auch ein Verdienst der ehrenamtlichen Naturschutzhelfer und der Naturschutzvereine, deren Wirken im Umweltbericht ausdrücklich gewürdigt wird. Dies darf aber über die aktuellen Entwicklungen nicht hinwegtäuschen. So sind bei nahezu allen Arten des Offenlandes die Bestandszahlen mehr als besorgniserregend.
Einzelne Artenschutzprojekte für Bodenbrüter wie Rebhuhn (Bestandsrückgang in den letzten 15 Jahren 80 %), Kiebitz oder den Feldhamster können hier nur unterstützen. Dramatisch ist auch der Rückgang der Insektenvielfalt. Artenvielfalt kann sich nur entwickeln, wenn die entsprechenden Lebensräume zur Verfügung stehen und wenn der Biotopverbund nicht nur einen Paragrafen im Naturschutzgesetz darstellt, sondern Realität wird. Das kostet freilich Geld. Jedoch gut eingesetztes Geld. Allein die Bestäubungsleistung von Insekten beziffert sich laut TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) Studie etwa auf einen ökonomischen Nutzen von rund 150 Mrd. Euro im Jahr – das entspricht etwa einem Zehntel des Gesamtwerts der weltweiten Nahrungsmittelproduktion.
Sachsens Umweltbericht 2012: Eine ganze Menge Themen, die der Umweltminister lieber nicht anspricht
Da kennt auch Sachsens Umweltminister …
Ein weiteres Problem ist der ungebremste Flächenfraß. Trotz Bevölkerungsrückgang ist der Flächenverbrauch seit 2003 erneut angestiegen. Etwa 8,2 ha Fläche werden in Sachsen täglich versiegelt. Das hieße, die gesamte Fläche des Leipziger Auwaldes wäre innerhalb von zwei Jahren zubetoniert.
Die Flächenversiegelung hat nicht nur fatale Auswirkungen auf Klima und Naturhaushalt, sondern insbesondere auch auf den Hochwasserschutz, denn nur ca. 10 % des Oberflächenwassers gelangen bei versiegelten Flächen vor Ort in das Grundwasser, der Rest fließt ab. Bei Laubwald sind die Zahlen hingegen in etwa umgekehrt. Die sächsische Eingriffsregelung berücksichtigt diesen Fakt vollkommen unzureichend. Und wenn wir hier ansetzen – etwa bei der Berechnung versiegelte Flächen mit einem negativen Faktor versehen – dann wird ein Umdenken beim Verursacher einsetzen oder es wird für diesen richtig teuer.
“Wir sehen vorliegenden Umweltbericht als Aufforderung zum sofortigen Handeln an, gemeinsam mit den politisch Verantwortung Tragenden, Behörden und Bürgern”, so Joachim Schruth vom NABU Sachsen.
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