Die Frau bleibt stehen, nimmt ihr Kind etwas näher zu sich und schaut. Was ist das? Von außen betrachtet eine locker vor sich hintanzende Masse auf dem Ring, ein paar Wagen dazwischen, hämmernde Beats vor den Höfen am Brühl. Und viele freundliche Gesichter. Mit dem Namen GSO können die beiden Reisenden vor dem Hauptbahnhof wenig anfangen. Doch als der Mann zu tanzen beginnt, macht die Frau auch mit. Die GSO 2013 ist eine politische Demonstration - auch wenn man dafür mal in paar Schritte näher heran muss, um das zu erkennen.
“Das ist gut so!” sagt die Dame mit dem Kind an der Hand – junge Menschen, die sich engagieren. Das kennt sie irgendwie anders aus dem Fernsehen. Als sie den Slogan liest, noch mal Verwunderung, doch dann fällt ihr was dazu ein. Der Citytunnel – was das gekostet hat. Und die Wohnungskosten. Ok – jeder kann und darf mit dem Slogan machen, was er will. Die GSO 2013 streitet weiter für Freiflächenkozepte, gegen Gema-Gebühren, die der Szene den Hals zudrücken, für mehr Mitsprache irgendwie. Aber wie?
Leipzig erstickt einerseits im Kommerz und der Flachheit vieler Veranstaltungen. Gebühren, Ämtergänge, Emissionsschutzfragen und vor allem freie Flächen für nicht-kommerziell orientierte Veranstaltungen sind knapp, wenn überhaupt noch vorhanden. Eine Enge, die vor allem junge Kulturmacher zu spüren bekommen. Doch schon im vergangenen Jahr wurde der Fokus der Veranstaltung weiter, was sich auch im Aufruf für 2013 widerspiegelte. Längst ist klar, dass Stadtentwicklung nicht nur Party oder der Bau schicker Einkaufstempel wie neu die Höfe am Brühl ist. Sondern die Frage, wie die Leipziger zukünftig leben wollen?Ganz flott ist man da bei Mietpreisen, sogenannte “Aufwertungen von Vierteln”, die immer öfter zu Vertreibungseffekten für die Kreativen mit sich bringen und nicht zuletzt bei der Frage: Wer soll und kann dass alles bezahlen? Und will man das überhaupt noch? Der Blick nach Berlin im Slogan 2013 ist ganz sicher nicht zufällig. Von dort flüchten mittlerweile junge Kulturmacher – oft genug gen Leipzig. Dass allein wäre noch kein Thema – doch so mancher Investor freut sich schon auf ein ähnliches Spiel in der Messestadt.
Wo andere bei Stadtentwicklung sehr gern “Beton” denken, gerade wieder bei den Beratungen zur Fata Morgana “Elster-Saale”-Kanal zu beobachten, denken junge Menschen immer mehr “Kultur, Vielfalt, Freiraum”. Apropos mehr: Die GSO 2013 war bei ihrem Rundritt aus Connewitz kommend in die Innenstadt und dann hinaus auf die Eisenbahnstraße stattlich besucht und feiert heute ab sofort im Wilhelm-Külz-Park am Völkerschlachtdenkmal die Abschlussparty. In den beteiligten Clubs ist heute ebenfalls für einen Fünfer überall Zutritt.
Vielleicht kommt man noch rechtzeitig, um in entspannter Atmosphäre das eine oder andere Gespräch über die Visionen junger Menschen zu ihrem “Leipzig 2025” zu führen.
Alle Infos hier
Der Aufruf & Debattenanregung hier
http://www.gso-le.de/aufruf-ziele/stadtentwicklung-was-wo-wie-wann-wer-und-warum-eigentlich
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