"Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist." Mit einer weiteren Stolpersteinverlegung am Dienstag, 16. Juli, in Leipzig soll den Nachbarn und Mitbürgern gedacht werden, die dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fielen. Für die Überlebenden der Shoah und ihre Familien bedeuten Stolpersteine einen Ort der Erinnerung an ihre ermordeten Angehörigen, da oft keine Gräber existieren.
Schon in den Jahren vor Ausbruch des Krieges 1939 wurden viele der Menschen, zu deren Gedenken ein Erinnerungsmal ebenerdig in den Gehweg eingelassen wird, systematisch verfolgt und gesellschaftlich ausgegrenzt. In zwei Verhaftungswellen 1938 wurden tausende Menschen durch die Nationalsozialisten als “asozial” diffamiert und während der so genannten Aktion “Arbeitsscheu Reich” in Konzentrationslager verschleppt – darunter auch viele Juden, die wegen angeblicher Vergehen dieser Kategorie zugeordnet wurden. Kurz darauf folgte die so genannte “Polenaktion”, bei der man 17.000 in Deutschland lebende polnische Juden gewaltsam über Nacht nach Polen abschob.
Im Zuge der “Polenaktion” wurden Chaskel und Malke Altmann mit ihrer jüngsten Tochter Jutta aus Leipzig in das Niemandsland zwischen Polen und Deutschland deportiert. Hier verlieren sich ihre Spuren im September 1939. Die beiden älteren Kinder Harry und Jenny Altmann konnten bereits 1934 nach Palästina in Sicherheit gelangen und lebten bis zu ihrem Tod in Israel. Für die Familie reisen Angehörige aus Israel an, um der Gedenkfeier um 14.00 Uhr in der Tschaikowskistraße 4 beizuwohnen.
Oft sind es lediglich Namen, die von den ermordeten Menschen zurückbleiben, die sich in Orten des Grauens verlieren. Im Falle Feiwisch Kerns blieben jedoch Dokumente, unter anderem ein Portrait, erhalten. Während der Aktion “Arbeitsscheu Reich” 1938 kurzzeitig verhaftet, wurde er zu Kriegsbeginn in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er am 31. Januar 1940 ums Leben kam. Zur Stolpersteinverlegung in Leipzig wird seine Familie anwesend sein.
Auch bei der diesmaligen Stolpersteinverlegung gibt es wieder ein Beispiel für das Engagement von Schülern. In der Gustav-Mahler-Straße 1-3 erhält um 13:15 Uhr Walter Cramer einen Stolperstein. Mit seiner Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, hat sich Conrad Cramer, Schüler an der Thomasschule, intensiv in einer Arbeit befasst. Walter Cramer wurde seine Verwicklung in die Attentatspläne vom 20. Juli 1944 zum Verhängnis. Er war Teil des Widerstandskreises um Carl Friedrich Goerdeler. Im November 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Weitere Stolpersteine für Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer der NS-Diktatur geworden sind, werden um 9:30 Uhr in der Eisenbahnstraße 97 für Sora Sofie Schneider, um 10:00 Uhr in der Neustädter Straße 13 für Fanny Chaja Mann, um 11:15 Uhr in der Humboldtstraße 23 für Familie Berger und um 12:00 Uhr in der Zentralstraße 11 für Arthur Holke verlegt. Zur Gedenkfeier im Ranstädter Steinweg 49 (ehem. – Ecke Thomasiusstraße) um 14:30 Uhr für Arnold und Ester Sonja Hammerstein sowie um 15:15 Uhr in der Großmannstraße 9 für Minna Milda Walther reisen ebenfalls Nachfahren an. Um ihrer Mutter Irma Rosenhein zu gedenken, deren Spur sich nach der Deportation 1942 aus Leipzig im Rigaer Ghetto verliert, reist ihre hochbetagte Tochter Bertel Rosenhein-Hertz für die Verlegung um 15:45 Uhr in der Zschocherschen Straße 87 aus New York an.
Zur Verlegung laden alle an der Umsetzung des Vorhabens beteiligten Vereine herzlich ein.
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