Es war ein Schock für Kenia, als sich 2007 und 2008 Chaos und Gewalt wie ein Flächenbrand im Land ausbreiteten. Mit fatalen Folgen - bis heute. Auslöser waren die Präsidentschaftswahlen und der Verdacht, diese seien manipuliert worden. Lange schwelende Konflikte zwischen den Ethnien brachen blutig aus. Auf die Folgen jener bürgerkriegsähnlichen Unruhen macht nun ein Leipziger Filmteam in seinem Dokumentarfilm "Sportsfreunde" aufmerksam.
Ab Donnerstag, 14. Februar, gehen der Regisseur Knud Vetten, sein Filmteam und die Hauptprotagonisten auf Kinotour. Ein brisantes Thema mit aktuellem Bezug, denn am 4. März wird in Kenia erneut gewählt.
Begonnen hatte alles mit dem Sport. Zwei Kenianer sollten die Marathonla?ufe in Mitteldeutschland aufwerten. Der Sportjournalist und Kenner der kenianischen La?uferszene, Robert Hartmann, schlug die Talente Paul Muigai Thuo und Isaak Kiplagat Sang vor. Seither starten die beiden Kenianer kurioserweise im Trikot des Bitterfelder Sportvereins 2000.
Ihr ehrenamtlicher Manager, Peter Junge, hat sie besonders ins Herz geschlossen. Er lässt nichts unversucht, um die beiden sportlich und finanziell zu fördern. Jeder Sieg soll ihnen hundertprozentig zugute kommen. “In der Welt ist es so, dass die kenianischen und äthiopischen Läufer von ihren Managern ausgenutzt werden. Wir wollen aber versuchen, dass Paul und Isaak alles bekommen”, erklärt er.
Doch wie leben nun die schwarzen Sportsfreunde in ihrer Heimat? Peter Junge und der katholische Pfarrer Matthias Weise wollen es wissen. Die beiden Bitterfelder reisen nach Afrika und geraten mitten hinein – in den Krieg der Ethnien. Es beginnt ein Abenteuer zwischen Hass, Resignation und Hoffnung.
Paul und seine Familie müssen mit den Folgen einer existenziellen Bedrohung leben. Bei den bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen vor vier Jahren konnten sie sich nur knapp vor einem marodierenden Mob in Sicherheit bringen. Peter und Matthias wollen ergründen, warum die Farm der Familie Thuo angezündet wurde, so dass Paul, seine Geschwister und seine Mutter heute im Slum leben müssen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Paul und Isaak verfeindeten Ethnien angehören. Die sportliche Konkurrenz ist schon schwierig genug, die unterschiedliche ethnische Herkunft jedoch wiegt schwerer. Ihre Freundschaft scheint stärker zu sein als dieser nationale Konflikt. Doch wie lange noch?
Der Dokumentarfilm von Knud Vetten ist ein politisches Zeugnis scheinbar unüberwindbarer ethnischer Konflikte, die oft in Ratlosigkeit und Gleichgültigkeit münden. Sein Filmteam traut sich, die wichtigen Fragen zu stellen: Wer profitiert eigentlich von den Unruhen im Jahr 2007? Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?
Prompt wird man Zeuge einer bitteren Wahrheit. Ein mutmaßlicher Brandstifter gibt zu verstehen: “We can start another round”. Vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in Kenia ist diese Aussage vor allem eines: beunruhigend.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es, genauso wie gute Absichten. So zeigt “Sportsfreunde” auch, wie sehr Sport über Ländergrenzen hinweg verbindet. Und, dass Freundschaft selbst dort existiert, wo man sie am wenigsten erwartet, aber am meisten braucht. “Sportsfreunde” erzählt von Brandstiftern, Kriegsgewinnern und von guten Menschen.Das enthusiastische Filmteam sammelte bis 2011 rund 70 Stunden Filmmaterial. Der Film ist fertig. Aber auf den letzten Metern droht der Truppe das Geld auszugehen. Die “To Do-” und Kosten-Listen angesichts der nahenden Premiere werden immer länger. Eine Zitterpartie. Auf dem aktuellen Plan stehen: Blu-rays produzieren und DVDs pressen.
“Wir lassen unsere Protagonisten Paul und Isaak auf unsere Kosten einfliegen, damit sie an der Tour teilnehmen können”, versprechen die Filmemacher. “Wir werden das Benzin und die Hotels zahlen, übernehmen die Verpflegung des Teams und unserer Protagonisten. Flyer und Plakate müssen gedruckt werden, damit ‘Sportsfreunde’ anständig beworben wird. Wir sorgen dafür, dass auf unserer Webseite die neuesten Meldungen aus Kenia verbreitet werden. Bieten einen Blog von der Tour und aus Eldoret an.”
Dafür aber sammeln sie jetzt Geld via Crowdfunding. “Wem also nicht egal ist was im fernen Afrika passiert, ob Gewalt und Unrecht herrschen, kann unser Projekt unterstützen. Damit helft Ihr erst Mal uns, letztlich aber tretet Ihr für eine bessere, fairere und friedlichere Welt ein”, so ihre Hoffnung.
Wem also nicht egal ist, was im fernen Afrika passiert, ob Gewalt und Unrecht herrschen, der kann das Leipziger Filmteam unterstützen. Hier geht’s zum aktuellen Crowdfunding-Projekt: www.visionbakery.com/vision/723
Die Premiere des Dokumentarfilms “Sportsfreunde” ist am Donnerstag, 14. Februar, zu sehen im UT Connewitz, 20 Uhr.
Die Seite zum Film: www.sportsfreunde-film.de
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