Der Ökolöwe hält zwar bislang nicht viel von der Idee, den Leipziger Auenwald zum UNESCO-Welterbe zu machen. Aber nicht nur Wolfgang E. A. Stoiber vom NuKLA e. V. hat mittlerweile das beängstigende Gefühl, dass die Verantwortlichen in Regierungen und Behörden zwar gern von Umweltverträglichkeit und sanftem Naturtourismus reden - es aber nicht wirklich ernst meinen.

Zu oft wurden in letzter Zeit Projekte publik, die mit den schönen Versprechungen nichts zu tun haben – seien es die mit dem neuen Wassergesetz beabsichtigten Pläne für die Schiffbarmachung der Bergbaufolgeseen, sei es das nautische Gutachten, das für die innerstädtischen Leipziger Gewässer in Auftrag gegeben wurde und das am Ende eine Schiffbarkeit für möglich erklärte, seien es die Pläne für eine 35 Millionen Euro teures Schiffhebewerk am Elster-Saale-Kanal, das eine Art Touristenattraktion werden soll, seien es die Abholzungen auf den Deichen im Februar 2011 …

Alles Maßnahmen und Ideen, die nur deshalb immer wieder auf behördliche Euphorie stoßen, weil eine wirklich naturschonende und erhaltende Leitidee fehlt. Bis heute fehlt. Und so manche Akteur befürchtet auch, dass die Leitideen fürs Neuseenland, die derzeit diskutiert werden, wieder nur eine schöne Tapete werden, hinter der die alte Art, Geld zum Fenster rauszuschmeißen und wertvolle Naturräume zu zerstören, einfach weitergeführt wird.

Und so haben sich jetzt mehrere Naturschutzorganisationen, -institutionen und -fachleute sich zusammengetan und wollen gemeinsam an einer Leitidee für die ökologische Entwicklung der Region Leipzig arbeiten.
Im Zentrum des Projektes steht das Auen-Ökosystem mit dem Leipziger Auwald, seinen Gewässern und seinen Wiesen. Seit tausenden Jahren wurde es von Menschen gestaltet und verändert sowie für die Braunkohleförderung in großen Teilen vernichtet. Es leidet unter einer schleichenden Entwertung, stellen die Akteure fest. Dennoch beherbergt es heute – auch als Folge vielfältiger Bemühungen von Naturschützern – eine beachtliche Vielfalt schützenswerter, zum Teil vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten und ist ein in seiner Art einzigartiges urbanes Auen-Ökosystem. Es als Lebensraum, grüne Lunge und als Erholungsgebiet zu erhalten, ist Ziel des Projektes.

Es geht jetzt darum, eine Leitidee für die Region zu entwickeln, die Ökologie, Ökonomie und kulturelle Vielfalt berücksichtigt und in Einklang bringt, Vergangenheit und Gegenwart für ein nachhaltiges Zukunftskonzept miteinander verbindet und die Notwendigkeit des Auen-Landschaftsschutzes im Bewusstsein der Menschen verankert. Eine solche Leitidee findet sich im Konzept des UNESCO-Welterbes.

Ziel der Initiative ist es daher, die zukunftsweisende Verbindung von Ökologie, Ökonomie und kulturellem Erbe zu realisieren und anzustreben, das Grüne Band der Weißen Elster – mit den Auwäldern zwischen Zeitz, Leipzig, Merseburg, Halle und Dessau – als UNESCO-Welterbe ausweisen zu lassen. Dieses Projekt ist sehr ambitioniert, weshalb von den Initiatoren zunächst ein Zeitrahmen von 15 bis 20 Jahren vorgesehen ist.

Ausgegangen ist die Initiative vom Verein Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald e. V. (NuKLA) und vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) Regionalverband Leipzig e. V., die eine Arbeitsgemeinschaft zur Erarbeitung einer möglichen UNESCO-Bewerbung für den Leipziger Auwald und Umgebung (AG AULA) gegründet haben, die länderübergreifend in Sachsen und Sachsen-Anhalt tätig ist. In diesem Rahmen hat sich in Leipzig die AULA-Arbeitsgruppe Leipziger Auen-Ökosystem zusammengefunden, in der Naturschutzorganisationen, -fachleute und -institutionen gemeinsam beraten.

Unterstützt wird diese Arbeitsgruppe unter anderem vom Department Naturschutzforschung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Der AG AULA von NuKLA und NABU haben sich inzwischen die Leipziger Sektionen des Deutschen Alpenvereins und der Naturfreunde Deutschlands angeschlossen. Auch in Sachsen-Anhalt gibt es bereits Kooperationspartner. Mit weiteren möglichen Unterstützern werden intensive Gespräche geführt.

Das Bestreben aller Beteiligten ist es, das Leipziger Auen-Ökosystem zu erhalten und als funktionierendes Biotop-Verbundsystem mit großartiger Artenvielfalt zu entwickeln, das ein Beispiel für die Verbindung von kulturellem und natürlichem Erbe ist. Zu berücksichtigen sind dabei das urbane Umfeld, Klimaveränderungen und der globale Wandel. Dieses Unternehmen wird nur mit breitem Rückhalt der Bevölkerung, von Umweltverbänden, Politik und Verwaltung gelingen können. Dafür werben die Initiatoren.

Alle in der Region ansässigen Vereine, Verbände, Universitäten, Hochschulen, Religionsgemeinschaften, Unternehmen, Institutionen, Ämter, Verwaltungen sowie Bürgerinnen und Bürger, sind eingeladen, das Bündnis zu unterstützen und am Auen-Schutzprojekt mitzuarbeiten. Zu gegebener Zeit kann es dann schließlich auch darum gehen, eine politische Entscheidung über eine Bewerbung um den Titel als UNESCO-Welterbe herbeizuführen.

Eine öffentliche Informationsveranstaltung für alle Interessierten wird am 13. März um 19:30 Uhr in der Aula der Volkshochschule Leipzig (Löhrstraße 3-7) stattfinden. Hierzu sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen.

www.NuKLA.de
www.NABU-Leipzig.de

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