Vor 74 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, wurden Geschäfte und Wohnungen geplündert, jüdische Mitbürger drangsaliert, verhaftet, gequält. Allein in Leipzig wurden sieben Synagogen und Bethäuser, 193 Geschäfte, eine Schule, zwei Friedhöfe und 34 Wohnungen von den willigen Helfern der Nationalsozialisten verwüstet und gebrandschatzt.

Über 500 Leipziger Juden wurden inhaftiert und in den darauffolgenden Tagen in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Damit erreichte die in der Weltgeschichte beispiellose Verfolgung und Vernichtung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern einen ersten Höhepunkt. Viele Leipziger beteiligten sich an diesem Verbrechen, profitierten davon oder schauten weg.

Stolpersteine erinnern in Leipzig an die deportierten und ermordeten einstigen Mitbürger. Jedes Jahr im November wird mit Mahnwachen an den Stolpersteinen an das Datum und seinen Hintergrund erinnert.

In Leipzig findet diese Gedenkaktion bereits zum fünften Mal statt. Inzwischen hat die Idee aus Leipzig in der gesamten Bundesrepublik Wiederhall gefunden: ähnliche Gedenkveranstaltungen werden in Markkleeberg, Borna, Delitzsch, Grimma, Chemnitz, Dietzenbach, Döbeln, Dresden, Görlitz, Oschatz, Reichenbach, Schneeberg, Wurzen, Zittau, Altenburg, Apolda, Friedrichroda, Jena, Halle, Bernau, Frankfurt/Oder, Bremen, Northeim und Konstanz stattfinden.Die diesjährige Schirmherrschaft in Leipzig haben parteiübergreifend die Bundestagsabgeordneten Barbara Höll, Daniela Kolbe, Monika Lazar, Thomas Feist und Wolfgang Tiefensee übernommen. Mit dieser breiten Trägerschaft hofft der Friedenszentrum Leipzig e.V., möglichst viele Leipziger Bürgerinnen und Bürger, Schulen, Vereine und Verbände zu aktivieren. Derzeit sind noch einige der durch Neuverlegungen zahlreicher gewordenen Stolpersteine zu betreuen.

In der Zeit von 18 Uhr bis 18.30 Uhr wollen alle, die sich an der Mahnwache beteiligen, die Stolpersteine reinigen, eine Kerze entzünden, Blumen niederlegen und die Biografien der Opfer verlesen. Und damit Namen und Schicksale der Opfer ins gesellschaftliche Gedächtnis zurückzuholen.Seit Beginn der Verlegung der kleinen 10x10x10-Zentimeter-Würfel erinnern in Leipzig insgesamt 159 Stolpersteine an 81 verschiedenen Orten an Bürgerinnen und Bürger, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Bereits vor der ersten Verlegung 2006 haben sich verschiedene Leipziger Vereine sowie das Evangelische Jugendpfarramt zu einer Arbeitsgruppe zusammen gefunden, um das Projekt zu unterstützen. Das Archiv Bürgerbewegung, der Bürgerverein Waldstraßenviertel, der Dr. Margarete Blank e.V., Träger der Gedenkstätte für ehemalige ZwangsarbeiterInnen, das Haus Steinstraße und das Bürgerkomitee Leipzig e.V. tragen Recherchen zu den Ermordeten zusammen, koordinieren die Termine, kümmern sich um den Internetauftritt sowie die Öffentlichkeitsarbeit und halten Kontakt zu Angehörigen und Hinterbliebenen.

Anliegen des Projekts ist es, im öffentlichen Stadtraum, unmittelbar vor den früheren Wohnstätten von Opfern des Nationalsozialismus, auf deren Schicksal aufmerksam zu machen.

Vor der Nikolaistraße 31 erinnern so zum Beispiel seit Juli Stolpersteine an die jüdische Familie Landsberg, die am 28.10.1938 in der sogenannten “Polenaktion” nach Bedzin (Bendsburg) ausgewiesen wurde. Betroffen waren die Eltern Abraham und Golda sowie ihre Kinder Fanny, Moritz, Jakob und Sarah. Doch das erzwungene Exil bot nur bis zum Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 Schutz. Die älteste Tochter konnte zwar noch mit der jüdischen Organisation “Hechaluz” nach Palästina fliehen, für die anderen Familienmitglieder aber begann ein langes Martyrium, das die Eltern Abraham und Golda sowie der damals 19-jährige Jakob nicht überleben sollten.

Es ist ein dunkles Stück Leipziger Geschichte, an das die Stolpersteine erinnern.

Bei Interesse an einer Beteiligung an der Mahnwache kann man sich unter Richard.Gauch@web.de melden.

Zur Finanzierung dieser Aktion wird um Spenden gebeten:

Empfänger: Friedenszentrum e.V., Konto: 307604507, BLZ: 86095604, Bank: Volksbank Leipzig, Verwendungszweck: 09. November

www.9ternovember.de

www.stolpersteine-leipzig.de

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