Leipzig hat ein "Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept" und einen eigenen "Luftreinhalteplan". Darin steht zwar auch die "Umweltzone". Aber die ist nicht wirklich die wichtigste Maßnahme. Viel wichtiger sind all die kleinen Maßnahmen, die der Plan auflistet, und für die fast immer das Geld fehlt. Beispiel: Baumpflanzungen. Bäume verändern das Stadtklima tatsächlich zum Besseren.

Doch bei den eigenen Plänen, bis 2015 etwa 5.000 neue Bäume zu pflanzen, hängt Leipzig hilflos hinterher. Ein Antrag von CDU-Stadträtin Sabine Heymann will die Verwaltung endlich dazu bringen, die eigenen Vorgaben aus dem “Luftreinhalteplan” auch mit dem nötigen Geld zu untersetzen.

Aber zu mehr Grün in der Stadt gehört auch das Bewusstsein der Leipziger dafür, dass es fehlt und wo es fehlt. Und dass es oft wirklich schlicht zugeparkter Raum ist, der nicht nur Passanten und Händlern den Platz nimmt, sondern auch der möglichen Stadtbegrünung. Das ist nicht nur in Leipzig so. Weltweit entdecken Bewohner der Großstadt, wie wichtig Grün in den Betonschluchten der Stadt ist. Und dass es mit dem Klimawandel immer wichtiger wird. Und sie entdecken, wie sehr die geparkten Blechfluten das Erlebnis Stadt negativ beeinträchtigen.

Am Freitag, 21. September, bauen sich junge Menschen deshalb ihre eigenen grünen Oasen in dutzenden Metropolen, quer über den Globus verteilt. In Toronto, Peking, Buenos Aires. Das tun sie nicht irgendwo, sondern explizit auf öffentlichen Flächen, die derzeit, wie selbstverständlich, von Autos besetzt sind. Sie wollen damit zeigen, dass die in den letzten Jahrzehnten immer weiter angewachsene Autoflut, nicht nur Abgase und Lärm produziert, sondern gerade in den Städten knappe Flächen beansprucht, die aus Sicht der Aktivisten für schönere Dinge genutzt werden könnten.In Leipzig haben sich der Ökolöwe und das Carsharing-Unternehmen teilAuto mit 12 weiteren Initiativen zusammengetan, um am 21. September zwischen 11 und 16 Uhr im gesamten Stadtgebiet Parkplätze in kleine temporäre Parks zu verwandeln.

“Wir geben den Leipzigern an diesem Tag ein Stück des öffentlichen Straßenraums zurück, der derzeit von Autos belegt ist. Wir schaffen lebendige Treffpunkte und ermutigen andere, es uns gleich zu tun – eine Bank, zwei Topfpflanzen, viele Freunde und fertig ist der eigene Park”, erklärt Tino Supplies vom Ökolöwen die Idee des PARK(ing) Days.

Supplies zeigt sich sehr zufrieden mit der Resonanz. “Wir haben jetzt schon mehr Leute gewinnen können als im letzten Jahr. Es gibt Aktionen in Schleußig, Plagwitz, Lindenau, Connewitz, der Innenstadt und am Ostplatz.

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Auch Michael Creutzer, Geschäftsführer von teilAuto, freut sich auf den Aktionstag: “Statistisch gesehen ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug etwa acht private PKW. Zum Parking-Day wollen wir diese Situation erlebbar machen. Neben einem geparkten Carsharing-Auto möchten wir sieben freie Stellplätze zu Begegnungsflächen umgestalten. Dabei werden wir von unseren Büropartnern und Nachbarn aus der Grünewaldstraße unterstützt – dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub e.V. (ADFC), dem Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), dem Fuss e.V. und dem Fahrradladen Rücktritt.”

Der Ökolöwe ist in der Petersstraße 43 unmittelbar vor Kaffee Richter und der Musikschule “Johann Sebastian Bach” zu finden. Acht Parklücken werden dort mit Tischtennis, Straßenbaum, Sitzgelegenheiten, Rollrasen und Fahrradputzstation umgenutzt.

Weitere kleine Parks entstehen in der Simildenstraße 20 vor “Biomare”, am Ostplatz am Sitz der Uni-Geografen, an der Brockhausstraße / Ecke Rochlitzstraße in Schleußig, bei “Retrovelo” in der Lützner Straße 75, an der Bornaischen Straße 48, vor der Schillerstraße 4, am Westwerk in der Karl-Heine-Straße und in der Naumburger / Ecke Zollschupenstraße.

Was man bei seinem eigenen Park beachten sollte, kann man nachlesen auf der Internetseite:

www.parking-day-leipzig.de

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