In einem ersten Antrag zum Haushalt 2025/2026 hatte die SPD-Fraktion noch angeregt, das alte Leipziger Stadtbad zu verkaufen, um den Haushalt ein bisschen zu entlasten. In der dritten Fassung des Antrags verschwand dann das Stadtbad, nachdem die Verwaltung darauf hingewiesen hatte, dass das vom Stadtratsbeschluss nicht gedeckt sei. Aber dass die SPD-Fraktion den Vorschlag machte, lag auch daran, dass aus der Verwaltung lange Zeit nichts zu hören war, wie es nun weitergeht mit der Immobilie an der Eutritzscher Straße.
„Im Jahr 2004 wurde das Leipziger Stadtbad aufgrund bauordnungsrechtlicher Mängel geschlossen und dem Liegenschaftsamt zur Vermarktung übergeben. Das Stadtbad ist nach Prüfung für den ‚Schulsport‘ und ‚Schwimmvereine‘ aufgrund der Beckengrößen ungeeignet“, hatte die SPD-Fraktion in einer Anfrage festgestellt, die eigentlich schon in der Februar-Ratsversammlung beantwortet werden sollte.
„Grundsätzlich wurde der Verbleib des Gebäudes des ehemaligen Stadtbades im städtischen Eigentum und die Untersuchung von verschiedenen Nutzungsvarianten in der Vorlage VII-DS-02065 ‚Leipziger Stadtbad – Variantenvergleich zur Wiederinbetriebnahme‘ in der Ratsversammlung im Juli 2021 im Rat beschlossen. Die Machbarkeitsstudie und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die zwei Nutzungsvarianten sind erfolgt und verwaltungsintern ausgewertet.“
Nur die Ratsfraktionen erfuhren nicht, zu welchen Ergebnissen die Machbarkeitsstudie eigentlich gekommen war. Und sie wurden auch nicht viel klüger, als das Liegenschaftsamt dann im Februar denkbar kurz angebunden auf die Frage der SPD-Fraktion antwortete: „Untersucht wurden die vollständige Reaktivierung des Objektes als öffentliche Badeanstalt und der Teilbadebetrieb in Kombination mit einer Mehrzwecknutzung. Die Wiederherstellung von historischen und denkmalgeschützten Badeanlagen ist kostenintensiv. Die veranschlagten Sanierungskosten für beide Varianten liegen jeweils zwischen 70 und 80 Mio. Euro. Sowohl der Teil- als auch der Vollbadebetrieb müssten dauerhaft bezuschusst werden.“
Auf die Frage, wann dann nun endlich die in Aussicht gestellte Vorlage mit Vorschlägen zur weiteren Nutzung oder Verwertung der Immobilie käme, kam die Antwort noch knapper: „Angesichts der schwierigen Haushaltslage ist die Meinungsbildung zum Stadtbad innerhalb der Verwaltung nicht abgeschlossen. Sobald dies erfolgt ist, legt die Stadtverwaltung dem Stadtrat eine Vorlage zur Entscheidung über die Entwicklung des Stadtbads vor.“

Logisch, dass SPD-Stadträtin Christina März mit dieser dürftigen Auskunft völlig unzufrieden war und eine ausführlichere Beantwortung jetzt in der März-Ratsversammlung wünschte. Die lag zwar schriftlich auch nicht vor. Das habe man im Rahmen der Haushaltsverhandlungen einfach vom Radar herunterbekommen, sagte Baubürgermeister Thomas Dienberg.
Große und kleine Badlösung
Aber diesmal konnte er zumindest ein paar mehr Antworten geben, wie es um das Stadtbad bestellt ist. Und ein Verkauf steht aus Sicht der Verwaltung nicht zur Disposition. Dafür habe man vor allem zwei Varianten einer künftigen Nutzung untersucht – eine „kleine Badlösung“ und eine „große Badlösung“. Bei der großen Lösung gehen beide Bäder – das kleinere Damenbad und das größere Herrenbad – wieder in Betrieb. Bei der kleinen Lösung wird nur das Damenbad künftig wieder als Bad genutzt, das Herrenbad wird mehr oder weniger zur Veranstaltungshalle.
In beiden Fällen ist aber die Investitionssumme zur Wiedereinrichtung ungefähr gleich, sagte Thomas Dienberg – rund 75 Millionen Euro. Was vor allem daran liegt, dass die Grundausrüstung des Gebäudes in beiden Varianten komplett erneuert werden muss. Im Betrieb sind dann beide Varianten unterschiedlich teuer, die größere Variante deutlich teurer als die kleine mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag im Jahr, so Dienberg.
In Gesprächen mit dem der Förderstiftung Leipziger Stadtbad habe man freilich auch schon die Rückmeldung bekommen, dass die Suche nach einem Betreiber für den Veranstaltungsteil nicht das Problem sein würde. Schon jetzt ist das ehemalige Herrenbad regelmäßiger Veranstaltungsort für große Publikumsveranstaltungen.
Blieb noch die Frage von Christina März, wann denn nun endlich die Vorlage zur künftigen Nutzung in den Stadtrat käme. Da sagte Dienberg zu, dass diese bis spätestens zur Juni-Sitzung vorliegen werde, vielleicht auch schon im Mai.
Womit jetzt so langsam Konturen annimmt, was aus dem Stadtrat von 2021 folgt. Auch wenn natürlich noch offen ist, woher die Gelder für die Instandsetzung des Stadtbades kommen sollen.
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Wer hatte eigentlich die Prüfung unternommen, auf die die SPD-Fraktion im Satz “Das Stadtbad ist nach Prüfung für den ‚Schulsport‘ und ‚Schwimmvereine‘ aufgrund der Beckengrößen ungeeignet.” abstellt? Und wieso schreibt sie auch noch Schulsport und Schwimmvereine in An- und Abführung? will man damit “sogenannte” ausdrücken? Schulsport hätte im Stadtbad hinreichend gute Bedingungen, finde ich. Weil die Becken auf der einen Seite flach auslaufen sind sie für Vereine tatsächlich nicht geeignet. Aber zum Schwimmenlernen und dergleichen allemal. Ich war vor Jahrzehnten auch von der Schule aus im Stadtbad. Und die vielen rüstigen Senioren, die sich etwa in der Halle Tarostraße oder der Halle am Bretschneiderpark auf den Bahnen drängeln, hätten im Stadtbad auch Freude. Meine Mutter war noch vor 25 Jahren gern im Stadtbad beim Seniorenschwimmen, als es dann vor gut 20 Jahren dichtmachen mußte, ging sie in die damals nagelneue große Halle in der Antonienstraße, dort hatte es ihr nicht richtig gefallen, irgendwie eine Nummer zu groß für ältere Leute.