Am 10. März kam es wegen einer bei Bauarbeiten beschädigten Wasserleitung zu Einschränkungen auf der sowieso schon unter Beobachtung stehenden Klingerbrücke. Sofort wurden bei vielen Leipzigern Befürchtungen geweckt, dass die Brücke vielleicht gar dasselbe Schicksal erleben könnte wie die Carolabücke in Dresden. Entsprechende Befürchtungen formulierte auch die SPD-Fraktion in einer Anfrage für die Ratsversammlung am 19. März. Doch die fast 100 Jahre alte Brücke hält wohl noch was aus.

„Die Klingerbrücke ist in einem schlechten Zustand und wird unter allen Leipziger Brücken als ‚Sorgenkind‘ bezeichnet. Nicht erst seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden muss befürchtet werden, dass auch in Leipzig Brücken über ihre Belastungsgrenzen hinaus verschlissen werden. Seit 2021 ist daher die Nutzung der Klingerbrücke für Fahrzeuge mit über 3,5 Tonnen Gewicht untersagt.

Allerdings wird diese Anordnung häufig ignoriert und es fahren weiterhin täglich Schwerlastfahrzeuge über die Brücke. So ist weiterer Verschleiß vorprogrammiert und eine durchgängige Nutzung bis zur geplanten Sanierung 2028 nicht garantiert“, ging die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage auf einen Missstand ein, der viele Beobachter wohl berechtigterweise um die Tragfähigkeit der Brücke fürchten lässt.

„Auch wenn ein Einsturz laut MTA vorerst nicht zu befürchten ist, wäre allein schon eine Sperrung der Brücke für Straßenbahnen fatal für die Anbindung des Leipziger Westens mit dem ÖPNV. Insbesondere während der Bauphase der Zeppelinbrücke mit nur einem Straßenbahngleis für beide Richtungen könnte eine Sperrung der Klingerbrücke schlichtweg nicht kompensiert werden. Daher muss die Klingerbrücke effektiv vor einer weiteren Befahrung mit LKW zu schützen, um die Zeit bis zur Sanierung noch gefahrlos zu überbrücken.“

Doch viele Befürchtungen, die Klingerbrücke könnte nicht bis zu geplanten Neubau durchhalten, sind wohl überzogen, stellt das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) in seiner Antwort fest: „Die 1928 errichtete Klingerbrücke wird seit 2021 bis zum geplanten Ersatzneubau mit einer messtechnischen Dauerüberwachung und einem verkürzten Prüfzyklus kontrolliert. Verschlechterungen des Bauwerkszustandes durch Verschleiß können dadurch frühzeitig erkannt und ggf. Gegenmaßnahmen kurzfristig eingeleitet werden.

Die Notwendigkeit dazu besteht bisher nicht, die Ergebnisse der Dauerüberwachung zeigen bei der gegebenen, ggf. auch widerrechtlichen Nutzung keine Verschlechterung des Zustands. Dies war u.a. auch bereits Gegenstand der Beantwortung der Anfrage VIII-F-00307 ‘In welchem Zustand befinden sich die Leipziger Brücken?’ vom Oktober 2024.

Grundsätzlich werden darüber hinaus alle Brücken im Stadtgebiet, die in Verantwortung der Stadt stehen, entsprechend der Vorschriften regelmäßig und bei Bedarf im engeren Turnus geprüft und im Rahmenplan zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie entsprechend des Bedarfs zur Sanierung/Ersatzneubaus eingeordnet.“

Wie kann man das Fahrverbot für schwere Lkw kontrollieren?

Das Überfahrtsverbot für schwere Lkw hilft schon allein dadurch, dass damit die Zahl der schweren Transporter, die trotzdem über die Brücke fahren, sinkt. Ein generelles Verbot müsste freilich die Polizei überwachen, so das MTA: „Das Durchfahrtsverbots für Fahrzeuge über 3,5 t im Bereich der Klingerbrücke wird nicht von der Stadt kontrolliert, die Kontrolle des fließenden Verkehrs obliegt insbesondere der Polizei.

Kenntnisse über Art und Umfang möglicher Kontrollen sowie Zahl der Verstöße liegen der Verwaltung nicht vor. Im städtischen Bearbeitungsverfahren sind seit 2024 keine Ordnungswidrigkeitsanzeigen zum Verkehrsverbot über 3,5 t auf der Klingerbrücke registriert.“

Aber die Stadt könnte doch auch problemlos selbst kontrollieren, hatte die SPD-Fraktion angeregt: „Eine wichtige Möglichkeit im Bereich der Verkehrsüberwachung sehen wir in Enforcement Trailern, die laut Hersteller in der Lage sind, Fahrzeugklassen zu erkennen und somit LKW von PKW zu unterscheiden. Die Stadt Lüdenscheid hat beispielgebend damit bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Dies kann und muss auch in Leipzig zur Anwendung kommen, um unsere Infrastruktur wirksam zu schützen und die Nutzung der Klingerbrücke für den Umweltverbund weiterhin zu ermöglichen.“

Das ginge schon, bestätigt das MTA: „Die in Leipzig eingesetzten Enforcement Trailer sind theoretisch in der Lage, die Durchfahrt größerer Fahrzeuge zu erfassen, werden jedoch ausschließlich zur Geschwindigkeitsüberwachung eingesetzt. Der Verwendung zur Durchfahrtskontrolle stehen sowohl erhebliche rechtliche als auch praktische Erwägungen entgegen, sodass diese Nutzung gegenwärtig nicht verfolgt wird. Diese Entscheidung wurde durch eine entsprechende Nachfrage des Ordnungsamtes bei der Stadt Lüdenscheid zu deren Vorgehen bestärkt.“

Die Umleitungen sind sichtbar ausgeschildert

Bleibt trotzdem die Frage, die auch die SPD-Fraktion stellte: „Wie sieht die aktuelle Umleitungsführung für LKWs über 3,5 Tonnen aus? Wo und wie erfolgt dafür die Beschilderung?“

Schilder, welche die Lkw-Fahrer auf die Umleitungsroute verweisen, stünden genug da, erwidert das MTA: „Die Umleitungsführung für LKW erfolgt seit der Sperrung der Klingerbrücke für Fahrzeuge über 3,5 t über die Zeppelinbrücke, wofür Vorwegweiser aus allen Richtungen an 12 relevanten Standorten des Hauptverkehrsnetzes angeordnet sind. Auf sämtlichen Vorwegweisern, die eine Route über die Klingerbrücke ausweisen, wurde zudem das Verkehrszeichen 253 (Verbot für Kraftfahrzeuge über 3,5 t) ergänzt.

Seit Beginn und bis zum Abschluss der Bauarbeiten an der Zeppelinbrücke steht diese als Umleitungsstrecke nicht zur Verfügung und es gilt die entsprechende baustellenseitige Umleitungsführung über Marschnerstraße/Am Sportforum/Hans-Driesch-Straße/Rückmarsdorfer Straße bzw. über Schleußiger Weg/Rödelstraße/Antonienstraße/Brünner Straße.“

Und eigentlich würde die Stadt mit der ausgewiesenen Umleitung auch alles Nötige tun, um das Befahren der Klingerbrücke durch große Lkw zu minimieren.

„Mit der großräumig ausgeschilderten Umleitungsführung für LKW sind alle diesbezüglichen städtischen Möglichkeiten ergriffen“, betont das MTA, erklärt aber auch noch: „Die Verwaltung wird die Polizei bitten, dass Befahrungsverbot für LKW – soweit nicht bereits berücksichtigt – mit in ihre Kontrolltätigkeit aufzunehmen. Einen Einfluss darauf hat die Stadt jedoch nicht. Unbeschadet dessen ist aber noch einmal hervorzuheben, dass in der messtechnischen Überwachung der Klingerbrücke bisher keine Veränderungen zu registrieren sind.“

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