Der Wagenplatz KarlHelga im Leipziger Westen ist nicht nur ein Modell für ein alternatives Wohnen in der Stadt. Es ist auch ein ökologischer Hotspot. Eine Gruppe ehrenamtlich Aktiver des BUND Leipzig besuchte den Wagenplatz, um dessen ökologische Vielfalt zu dokumentieren und sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei wurde deutlich: Hier treffen nicht nur unterschiedliche Menschen und alternative Wohnformen aufeinander, sondern auch wertvolle natürliche Lebensräume.

Neben seiner Bedeutung als sozio-kultureller Treffpunkt ist der Wagenplatz ein Hotspot der Artenvielfalt – ein Beweis dafür, dass sich Urbanität und Biodiversität nicht zwangsläufig ausschließen.

Im dicht bebauten Stadtteil Plagwitz finden sich auf der vergleichsweise kleinen Fläche von nicht ganz 1,3 ha Tier- und Pflanzenarten in einer Vielfalt und Häufigkeit, wie man sie nur selten vorfindet, bescheinigt der BUND Leipzig. Auf dem Gelände von KarlHelga hat sich ein strukturreicher, weitgehend ungestörter und in dieser Form für viele Arten äußerst attraktiver Lebensraum entwickelt.

Vielfältige Flora und Fauna

Dazu gehören zahlreiche Biotope wie Totholzhaufen, dichter Kletterpflanzenwuchs, Teiche, Hecken, Gebüsche, Steinmauern, offene Bodenstellen, alte Bäume und Blühwiesen.

Die pflanzliche Artenvielfalt ist als hoch anzuerkennen, so der BUND. Es gibt sowohl verschiedene Baumarten wie Saalweide, Korbweide, Stieleiche, Kiefer und amerikanische Eiche, als auch krautige Pflanzen wie Schöllkraut, Nelkenwurz, Brennnessel. Die Pflanzenvielfalt weist einen hohen ökologischen Wert auf und ist wichtig für verschiedene Insektenarten.

Ebenso vielfältig ist die vorhandene Fauna: Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger, Fledermäuse, Vögel und Insekten kommen mit zum Teil hoher Individuenzahl auf dem Wagenplatz vor. Einige der seltenen und nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders geschützten Arten listet der BUND Leipzig auf:

1. Insekten: Hornisse, Hummel, Schwarze Holzbiene, Moschusbock, Weidenjungfer, und Hufeisen-Azurjungfer, sowie einige Libellenarten. Die Hornisse gilt sogar als streng geschützt.

2. Vögel: Rotmilan – für den als gefährdete Art strenge Schutzmaßnahmen gelten, Gelbspötter – der auf der Roten Liste der gefährdeten Arten geführt wird, und der Buntspecht – dessen Population in einigen Gebieten rückläufig ist. Erwähnt seien als geschützte Arten Eichelhäher, Grünspecht – der aufgrund seines Lebensraums und seiner Fortpflanzung Schutz genießt sowie der in einigen Regionen gefährdete Zaunkönig.

3. Amphibien und Reptilien: Wechselkröte (stark gefährdet), Laubfrosch (gefährdet) und Zauneidechse (gefährdet) gelten als „streng geschützte“ Arten nach Anhang IV der Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie.

Dies unterstreiche die Bedeutung des Wagenplatzes als wertvollen Lebensraum für bedrohte und geschützte Arten, so der BUND.

„Seit mehreren Jahren beobachten wir eine stetig wachsende Amphibienpopulation in unseren Teichen“, erklärt Funny vom Wagenplatz KarlHelga. „Die Tiere nehmen die naturnahen Gewässer hervorragend an, was zeigt, dass wir hier einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.“

Die Wagenplatzbewohner/-innen erfüllen mit ihrem Engagement eine Aufgabe, die eigentlich der Stadt Leipzig zukommt, stellt der BUND Leipzig fest und erinnert mahnend daran, dass sich die Stadt Leipzig als Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ eigentlich zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität innerhalb ihrer Stadtgrenzen verpflichtet hat!

Artenschutz und Biotopvernetzung: Eine Frage der Stadtplanung

Das weltweite Artensterben ist neben der Klimakrise eine der größten Bedrohungen für unsere Zivilisation. Ursache ist der weltweite Verlust von Lebensräumen – auch bei uns in Deutschland. Für viele Arten, die in der strukturarmen und durch Pestizid verseuchten Agrarlandschaft keine Lebensgrundlage mehr haben, können Städte eine Chance sein.

Biotopinseln wie der Wagenplatz KarlHelga müssen erhalten und miteinander vernetzt werden, betont Kristina Peters vom BUND Leipzig. „Das Vorhandensein solcher Flächen ist essenziell, um Leipzig zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. Die Stadtplanung muss der Klima- und Biodiversitätskrise Rechnung tragen und natürliche Lebensräume erhalten, statt sie zu zerstören.“

Für den BUND Leipzig ist der Wagenplatz KarlHelga einzigartiger ökologischer und sozialer Raum, dessen Erhalt für die biologische Vielfalt und das Stadtklima von großer Bedeutung ist. Der BUND Leipzig ruft Stadtrat und Verwaltung dazu auf, grüne Wagenplätze als wichtige Bestandteile einer nachhaltigen Stadtentwicklung anzuerkennen, in ihre Planungen einzubeziehen, vor Überbauung zu schützen und dauerhaft zu sichern.

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Keine Kommentare bisher

Hallo, die Größe des Wagenplatzes ist glaube ich
1,3 ha und nicht. 13 ha wäre nicht ganz so klein. LG Stephan

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