Viele wichtige Verkehrsthemen in Leipzig sind ein Drama in vielen, vielen Akten. Immer wieder wurde in Anfragen und Petitionen der unhaltbare Zustand für den Radverkehr in der Zschocherschen Straße in Plagwitz Thema im Stadtrat. Zuletzt gab es 2022 eine Petition, hier endlich die Anlage von Radwegen zu prüfen. Doch das geschah nicht. Auch 2023 nicht, als das Planungsdezernent noch hoffte, endlich freie Kapazitäten dafür zu finden.
Nun legt der Ökolöwe nach mit einer neuen Petition. Denn bis zu einem Umbau der Zschocherschen Straße werden noch viele Jahre vergehen.
Die Zschochersche Straße war zwar in den 1990er Jahren eine der ersten Leipziger Hauptstraßen, die nach den damals gängigen Mustern modernisiert wurde – jedenfalls in ihrem Plagwitzer Teil. Doch dabei wurden sichere Anlagen für den Radverkehr irgendwie „vergessen“. Sodass Radfahrer, die diese Straße nutzen, heute zwischen parkenden Autos und überholenden Straßenbahnen regelrecht eingeklemmt sind.
Und so greift der Ökolöwe jetzt zu jenem Mittel, das den Leipzigern bleibt, wenn die Verwaltung wichtige Anliegen einfach nicht zeitnah auf die Reihe bekommt: Er gibt eine Petition ins Verfahren, mit der neben Radwegen auch Tempo 30 für die Zschochersche Straße gefordert wird. Zentrales Anliegen – wie 2022: „Der Stadtrat beauftragt den Oberbürgermeister, die Markierung eines Radfahrstreifens und falls notwendig eine einfache Deckensanierung zu prüfen und bei positivem Prüfergebnis noch 2025 umzusetzen.“
Im Lärmaktionsplan längst beschlossen
„Die Zschochersche Straße im Leipziger Westen verbindet die Stadtteile Lindenau, Plagwitz und Kleinzschocher. Sie ist eine wichtige Verbindung für alle Verkehrsarten und im mittleren Abschnitt eine belebte Geschäftsstraße. Leider ist der aktuelle Straßenzustand sehr schlecht. Insbesondere für den Radverkehr ergeben sich dadurch große Probleme.
Bis heute gibt es keine Radwege auf der Zschocherschen Straße. Damit ist sie für Radfahrer/-innen auf der gesamten Länge nicht sicher. Zwischen den parkenden Autos und den Straßenbahnschienen bleibt nur ein ca. 50 cm schmaler Streifen zum Radfahren. Das ist sehr gefährlich!“, stellt der Ökolöwe in seiner Petition fest und fordert: „Neue Radwege gemeinsam mit Tempo 30 umsetzen!“
Für mehr Sicherheit im schmalen Geschäftsstraßenbereich zwischen Karl-Heine-Straße und Industriestraße brauche es dringend die Anordnung von Tempo 30.
„Dieser Abschnitt wurde mit dem neuen Lärmaktionsplan der Stadt Leipzig bereits beschlossen und muss schnellstmöglich umgesetzt werden“, schreibt der Ökolöwe. „Das Einrichten eines Radfahrstreifens lässt sich in diesem Abschnitt nicht ohne grundhaften Umbau der Straße umsetzen: Die Straße ist hier im Querschnitt zu schmal und die vorhandenen Stellplätze werden für das Beliefern der Geschäfte benötigt.“
Im Abschnitt zwischen Industriestraße und Limburger Straße sei die Situation eine andere, so der Ökolöwe. „Hier weitet sich der Straßenquerschnitt auf. Es kann problemlos ein Radfahrstreifen markiert werden. Hierfür ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Sanierung der Straßendecke notwendig. Im südlichsten Abschnitt zwischen Limburger Straße und Adler wird der Straßenquerschnitt wieder schmaler und die Straße nimmt wieder stärker den Charakter einer Geschäftsstraße an. Dort gilt heute bereits Tempo 30. Diese Regelung sollte erhalten bleiben.“
Straßenumbau nicht vor 2029
Das Problem ist – wie so oft – eine massive Verzögerung der städtischen Pläne, die gesamte Zschochersche Straße zu sanieren und zu modernisieren. Denn das hängt direkt davon ab, wann man mit den Arbeiten an der Dieskaustraße fertig ist. Denn diese Großbaustelle im Leipziger Südwesten dauert bis 2026. Vorher ist eine weitere Großbaustelle in der näheren Umgebung gar nicht möglich und eine grundhafte Sanierung der Zschocherschen Straße eben nicht in Sicht.
„Neue Radwege sind erst mit der grundhaften Sanierung vorgesehen“, betont der Ökolöwe. „Laut Rahmenplan zur Mobilitätsstrategie der Stadtverwaltung ist diese frühestens 2029 geplant. Es ist damit zu rechnen, dass der Umbau auch erst in den 2030er-Jahren erfolgen wird, da es bei der Umsetzung der im Rahmenplan Mobilität beschlossenen Hauptverkehrsstraßen in den vergangenen Jahren zu Verzögerungen gekommen ist und auch weiterhin kommen wird. Wir Ökolöwen fordern daher den Radweg als Lösung für die kommenden Jahre bis zur Sanierung der Straße.“
Noch hat der Petitionsausschuss des Stadtrates dazu kein Votum abgegeben und auch die Verwaltung nicht Stellung genommen. Aber eigentlich gilt noch immer die Zusage von 2022 und damit wäre die Stadt eigentlich in der Pflicht, die zeitnah möglichen Verbesserungen für den Radverkehr auch umzusetzen.
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Es gibt 10 Kommentare
Ja, lieber User “EarlGrey”, ob nun mit oder ohne Sarkasmus, genau so geht Dramatisierung. Die hilft aber niemandem. Alle Beteiligten am Straßenverkehr haben es in der Zschocherschen nicht einfach, etwa die Straßenbahn.
Und machen wir uns übrigens nichts vor, die Radschutzstreifen in der Erich-Zeigner-Allee werden nicht selten von Radelnden aller Art gemieden, weil nun doch so schön Radeln auf dem freigekehrten Trottoir ist. Besonders gut gefallen mir immer die Radler, die auf dem Trottoir vor zur Karl-Heine-Straße radeln und dann an der Ampel gegenüber von Fahrzeugen so tun, als hätten sie das Recht von Fußgängern. Aber im Angesicht der Fahrrad-Anhänger-Installation mit Tannenbäumchen, die dort trotzig einen PKW-Parkplatz verstellt, ist gut regelbrechen.
@EarlGrey
Radverkehr erzeugt keine Probleme. Dann laufen Sie mal als Fußgänger den Ersatzfußweg neben der Brückenbaustelle Koburgerstraße entlang, wenn Ihnen bei 9% Gefälle ein Radfahrer (der dort eigentlich sein Rad schieben müsste) mit über 30 km/h (bei einer Breite von etwas unter 2m) entgegen kommt. Gerne auch mal als Lastenfahrrad oder mit Anhänger.
Autoverkehr erzeugt Probleme, die Radverkehr nicht erzeugt. Und trotzdem wird Ersterem in der Zschocherschen wesentlich mehr Platz eingeräumt, in den prächtigen “Alternativen” übrigens auch.
Radfahrer und Autos sind überall, ja. Und auch Autofahren geht mit Erfahrung und Regelkenntnis besser als ohne. Da ähneln sich wieder beide Verkehrsarten…
Ach was? Sind die Autos also überall? Könnte das vielleicht ein Problem sein? Natürlich nur für die ohne Auto.
Schaust Du eigentlich gern in den Lauf einer Waffe, ist ja nicht so, dass gleich eine Kugel rauskommt? So geht es aber dem Radverkehr in der Zschocherschen, der sich regelmäßig zwischen Straßenbahnschiene und sich potenziell öffnenden Autotüren entscheiden muss. Und “Radverkehr” meint nicht nur 50-jährige Erfahrung damit und ein gewisses Gefühl für den Lauf und den Schlagbolzen.
> “Sollen doch die lieben Autofahrer die prächtigen “Alternativen” nutzen”
Aber das tun sie doch. Allerdings auf der Zeigner-Allee sehr langsam und auch sehr eng. Die Zschochersche ist da eine Nummer größer, bisher, und lässt sich aktuell durchaus radeln. Ist ja nicht so, dass man dort mit dem Rad im Moment nicht zum Einkaufen, zum Arzt, zur Bank oder zur Freundin kommt.
Weil man dort arbeitet? Weil man dort wohnt? Weil man dort Freunde und Bekannte besucht? Weil man dort einkaufen geht? Weil man dort Essen geht? Weil man dort zum Arzt, Bank, Anwalt geht?
Sollen doch die lieben Autofahrer die prächtigen “Alternativen” nutzen.
Es gibt drüber und drunter Alternativen (z. Bsp. Erich-Zeigner-Allee bzw Gießerstraße)wo man sicherer und entspannter mit dem Fahrrad fahren kann. Verstehe nicht, warum man unbedingt dort langradeln will…
Hier stehe ich. Fahre nicht. Deshalb fordere ich “allüberall” zu Leipzig Radwege anzulegen. Halteverbote inklusive, nicht nur für Pappen. Ich kann eben nicht anders.
Zu seliger DDR-Zeit bestand mindestens im Abschnitt zwischen Felsenkeller und Kanal der zwischenzeitlichen Philipp-Müller-Straße ein eingeschränktes Halteverbot. Das erledigte sich in den frühen 90ern. Damals breitete sich eine Auto-Schwemme aus. Das war nicht schön.
Ebenfalls nicht schön ist aber die Naivität der Ölolöwen, der weithin dramatisiert. Ja, es ist nicht besonders prickelnd, auf der Zschocherschen zu radeln. Und nein, lieber Autor, es ist leider ein unüberzeugendes Lamento, wenn Sie schreiben “Bis heute gibt es keine Radwege auf der Zschocherschen Straße. Damit ist sie für Radfahrer/-innen auf der gesamten Länge nicht sicher.” Niemand kann sich hinstellen und verlangen, allüberall Radwege anzulegen, denn wie sonst soll man Ihren Gedanken sonst logisch auslegen?