Übe zehn Jahre hat es gedauert, bis am 12. Februar endlich der Bau- und Finanzierungsbeschluss für den Ersatzneubau der Georg-Schwarz-Brücken in den Stadtrat kam. Das größte und teuerste Bauvorhaben in der Stadt in den nächsten Jahren. Und eins, das gerade für die Bewohner von Böhlitz-Ehrenberg zu einer ziemlich langen Belastungszeit führen wird. Denn Baubeginn soll 2026 sein, die Verkehrsfreigabe nach der Fertigstellung der neuen Brücken ist aber erst 2031 zu erwarten, wenn alles planmäßig läuft.
Kritik an dem Bauwerk gab es genug, zuletzt besonders ausführlich 2018. Denn von der Anmutung her stammt das neue Bauwerk noch aus dem 20. Jahrhundert. „Am Ende haben wir sehr viel Beton“, brachte es am 12. Februar die Fraktionsvorsitzende der Grünen Kristina Weyh auf den Punkt. Das war auch 2018 der Kritikpunkt. Denn längst stehen auch im Straßen- und Brückenbau die Zeichen auf ein ressourcenschonendes Bauen.
Aber eine völlige Neuplanung hätte noch weitere wertvolle Jahre gekostet. Doch bei den Georg-Schwarz-Brücken tickt die Uhr. Das Bauwerk ist schon seit längerem in einem ziemlich desolaten Zustand, wie Baubürgermeister Thomas Dienberg betonte. Das Mobilitäts- und Tiefbauamt überwacht die alten Brücken mittlerweile sehr engmaschig.
Doch die Bürgerbeteiligung ab 2018 hat auch noch einige wichtige Verbesserungen an den Planungen ergeben, wie Weyh anerkannte. So werden sich die Bedingungen für den Radverkehr deutlich verbessern. Die Straßenbahnhaltestelle auf der Brücke wird Verbesserungen für den ÖPNV bringen. Was noch nicht wirklich gelöst ist, ist ein wirklich komfortabler Zugang zu den S-Bahnsteigen unter der Brücke.
Und inzwischen konnte die Stadt auch Fördermittel von rund 21 Millionen Euro akquirieren. Aus Weyhs Sicht noch lange nicht genug, da müsste von Bund und Land deutlich mehr kommen. Insgesamt werden die beiden Brückenbauwerke mit allen Straßenanbindungen jetzt auf 98,7 Millionen Euro kalkuliert, der städtische Anteil beträgt 77,8 Millionen Euro.
Ausdiskutiert wurde eigentlich alles schon in zurückliegenden Ratsversammlungen. Eine ausführliche Bürgerinformation soll es noch im August 2025 geben, sodass nun 2026 endlich losgebaut werden kann. Mit 56:1 Stimmen fand der Bau- und Finanzierungsbeschluss für die Georg-Schwarz-Brücken am 12. Februar die Zustimmung des Stadtrates.
Jetzt ist freilich noch die Stadt gefragt, für die von der Brückensperrung betroffenen Ortsteile Lösungen für die Bauzeit zu finden, die deren Bewohnern das Leben nicht allzu sehr erschweren.
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Es gibt 8 Kommentare
@Lutz70
Eng ist ja relativ. Die Flemmingstraße ist zwischen den Bordsteinen zwischen 7 und 9,50m breit. Sie ist damit breiter als die meisten Hauptnetzstraßen, denn der Standard für eine Hauptnetzstraße beträgt 6,50m.
@Rudi
Die 80 durch die Rückmarsdorfer und Franz-Flemming erfüllt keinerlei Verkehrsbedürfnis und fährt an dem Hotspot dort in der Ecke (Leutzsch- Arkaden) nur vorbei. Wobei dieser für die Linie nicht relevant wäre, weil die dort kaum jemand aus Lindenau oder Wahren hinmöchte. Für das Gebiet um die Franz- Flemming- Str. wäre eher ein Quartiersbus hilfreich. Genauso wie das Villenviertel in Leutzsch oder das Gebiet um die Heine-Str. in Böhlitz. Die kommende Verlängerung der 62 ist genauso suboptimal wie die Verlängerung der 74 (die grundsätzlich gut ist, nur halt nicht als 74).
Schon alleine die künftige Streckenführung der 62 hätte Kaphaltestellen in der G.-Schwarz-Str. sinnvoll gemacht.
Wie soll der Bus durch die Franz Flemmig kommen, ist eh schon eng? An der Haltestelle in der Hupfeld steigen früh und Nachmittags etliche ein und aus.
Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die 80 bis in alle Ewigkeit diese Linienführung haben muss. Zudem hätte auch die Möglichkeit bestanden die Ringlinie aus Leutzsch mit der Linie aus Rückmarsdorf über diese Brücken zu verbinden.
Die 80 bedient in der Hupfeldstraße 1 Haltestelle. Dort steigen nur sehr wenige Menschen ein/aus. Die 80 könnte auch über die Rückmarsdorfer – Franz-Flemming-Straße geführt werden. Das wäre ein kleines Stück länger, aber bietet auch Potential.
Was man jetzt baut, soll mal 100 Jahre Bestand haben. Nur darauf zu setzen, was aktueller Bestand ist, wird dieser zeitlichen Dimension nicht gerecht.
Die Vorplanung ist sogar noch älter, entstanden als Teil der Planungen zum Mittleren Ring in den 1990ern. Damals ging man von einem vierspurigen Ausbau durch die Aue aus, bis zum vorbereiteten Anschluss an die Travniker Straße. Schon 2003 hatte sich die Stadt von dieser Idee im Stadtentwicklungsplan Verkehr und Öffentlicher Raum eigentlich verabschiedet, die Verkehrsprognosen reflektierten das aber nicht. Auch als das Konzept eines mittleren Ringes in der Fortschreibung 2015 als Ganzes aufgegeben wurde, wurde das Brückenkreuz nicht hinterfragt. Wie man an der Berliner Brücke sieht, sind an einer derartigen Konstruktion fortlaufend umfangreiche Wartungs- und Reparaturarbeiten nötig, eine enorme unnötige Belastung in der Zukunft.
@Rudi
Eine gemeinsame Haltestelle für Bus 80 und Tram hätte man bei der aktuellen Linienführung sicher auch nicht hinbekommen. Das S-Bahn und RB an separaten Stellen halten, lässt sich aufgrund der Bahnstrecken leider auch nicht ändern. Da lag der alte Bahnhof Leutzsch günstiger, aber eben auch nicht an einem entsprechenden Verknüpfungspunkt zur Tram . Wie man es auch dreht und wendet, die Topografie der Infrastruktur ist dort leider etwas bescheiden.
Die Inselbahnsteige für die Straßenbahn sind jedoch der größte Mist, hier wären Kaphaltestellen wesentlich sinnvoller. Dann hätten die Umsteiger wenigstens bei einer Relation nicht eine Fahrbahn queren müssen. Ungünstig auch, dass man die Bahnsteige von S-Bahn und RB nicht unterhalb der Brücken durchzieht (oder durchgezogen hat), so dass man von beiden Straßenseiten auf den Bahnsteig kommt.
Da merkt man mal wieder welch langer Planungszeiten ein solches Projekt bedarf. In 2018 waren die Bürgergespräche, also vor 7 Jahren mit einigen Anpassungen an die schon vorhandene Planung . Diese lag ja noch einige Jahre davor mit ca. 5 Jahren, so das also um 2010 mal das Projekt vorgedacht wurde. Damals waren aber die Brücken schon geschädigt, sonst hätte die Stadt nicht die Planungen beauftragt. Die Kosten laufen auch zunehmend aus dem Ruder von mal angedachten 50 Mill. € nun inzwischen auf das Doppelte. Und es gibt noch andere marode Brücken in Leipzig wie ganz in der Nähe die Brücke Gustav-Esche Str über die Neue Luppe. Davon hört man nur leider nichts.
Als die Diskussion im Februar 2018 begann (also vor exakt 7 Jahren), ging man noch von Baukosten für die insgesamt 3 Brücken (2 über die Bahngleise, 1 über Graben) und ein paar Straßen im direkten Umfeld von 50 Mio. Euro aus. Ein Teil der Kritik schon damals waren die enormen Baukosten, die durch die viel zu gewaltigen Brücken über die DB-Anlagen entstehen. Die neuen Brücken werden mit 42m mehr als doppelt so breit. Das Abflussproblem war aber stets Nord-Süd und nicht Ost-West. Gelöst hat man nun Nord-Süd mit einem gewaltigen Knoten auf einer Brücke. Alle Vorschläge die zu einer schlankeren – und somit kostengünstigeren Brücke – geführt hätten, wurden rigoros abgelehnt. Für den ÖPNV ergeben sich übrigens nicht die Verbesserungen, die man zunächst erwarten würde. Es gibt auch weiterhin keine gemeinsame Haltestelle. Die S-Bahnen halten separat, RE/RB halten separat an anderem Ort. Die Straßenbahn hält nicht dort, wo die Busse auch halten. Das gesamte Konstrukt wird etwas für Insider, die gern viele Meter zu Fuß gehen. Es wird auch perspektivisch nicht möglich sein Bus und Straßenbahn an der selben Haltestelle halten zu lassen, weil man dafür den separaten Gleiskörper 6,50m hätte planen müssen. Es werden aber nur 6m. Als wenn es bei 42m auf die 50cm noch drauf angekommen wäre.