Es ist immer gut, mal nachzufragen. Immerhin ist es jetzt auch schon wieder fünf Jahre her, dass heftig um die Offenlegung der Pleißemühlgrabens im Bereich der Hauptfeuerwache gerungen wurde. Die Stadt priorisierte von Anfang an eine Verlegung des Pleißemühlgrabens direkt an den Goerdelerring, um hinter der Hauptfeuerwache Platz für die technischen Gebäude der Hauptfeuerwache zu gewinnen. Damit setzte sie sich dann auch durch. Und hängte auch gleich noch ein ganz neues Stück Pleißemühlgraben bis zum Zoo dran.
Wie langwierig und teuer so ein Öffnungsprojekt ist, ist ja am Elstermühlgraben zu sehen, wo es volle 20 Jahre gedauert haben wird, bis der Elstermühlgraben vom Stadthafen bis zum Ranstädter Steinweg tatsächlich durchgängig mit Boot befahrbar sein wird. Bei stetig steigenden Kosten, die Leipzig aus eigener Kraft gar nicht hätte finanzieren können. Ohne Fördergelder lässt sich so ein Projekt nicht umsetzen.
Wie teuer nun die Öffnung des Pleißemühlgrabens von der Käthe-Kollwitz-Straße bis zur Parthe im Zoo werden wird, ist noch völlig offen. Das werden erst die Planungen zeigen, die jetzt nach Auskunft des Amts für Stadtgrün und Gewässer in den nächsten Jahren stattfinden sollen.
Gefragt hatte Thomas Rühl in einer Einwohneranfrage, der nach den aufgeregten Diskussionen von 2019 natürlich gern wissen wollte, wann denn jetzt mit einer Offenlegung des Pleißemühlgrabens vor der Hauptfeuerwache zu rechnen sei.
Planungen sollen 2027 beginnen
Und das Amt für Stadtgrün und Gewässer hat jetzt zumindest eine erste Zeitschiene für die dafür notwendigen Planungen: „Zunächst soll vor Planungsbeginn voraussichtlich 2026 ein städtebaulicher Gestaltungswettbewerb für die an den Pleißemühlgraben angrenzenden Plätze durchgeführt werden. Auf dieser Grundlage ist geplant, ab 2027 die Ingenieursplanung für den gesamten Abschnitt von der Käthe-Kollwitz-Str. bis zur Parthe durchzuführen.“
Was dann eben auch bedeutet, dass in diesem Jahrzehnt an diesem Mühlgrabenabschnitt noch gar nichts gebaut wird: „Mit dem Beginn der Bauausführung ist nicht vor 2032 zu rechnen.“
Rühl wollte freilich auch wissen, ob der neu angelegte Mühlgraben dann auch so aussehen wird, wie 2018 vom Stadtrat beschlossen. So soll es sein, bestätigt das Amt für Stadtgrün und Gewässer: „Mit der Beschlussvorlage Nr. VI-DS-05826 hat der Stadtrat am 12.12.2018 die Trassierung des Pleißemühlgrabens zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Ranstädter Steinweg parallel zum Goerdelerring als Vorzugsvariante bestätigt. Diese Beschlussvorlage ist weiterhin gültig und bildet die Grundlage für die weitere Planung.“
Vorrang für Elstermühlgraben und Stadthafen
Aber woran liegt es, dass der 310 Meter lange Grabenabschnitt am Goerdelerring dann bis jetzt noch nicht angelegt wurde? Immerhin machte die Stadt ja 2018 gewaltig Druck, eine Variantenentscheidung herbeizuführen. Der Druck entstand freilich durch die geplante (und inzwischen abgeschlossene) Sanierung der Hauptfeuerwache, für die eben auch geklärt werden musste, wo der Pleißemühlgraben nun künftig ans Licht kommt.
Damals rechnete die Stadt noch mit rund 18,5 Millionen Euro für die Öffnungsvariante direkt am Goerdelerring. So preiswert wird das künftig ganz bestimmt nicht mehr. Von den zusätzlichen Kosten für die Öffnung bis zum Zoo ganz abgesehen.
Aber das Projekt hat sich sowieso zeitlich verschoben, bestätigt das Amt für Stadtgrün und Gewässer: „Die Priorisierung der Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie, der Offenlegung des Elstermühlgrabens und der Bau des Stadthafens erforderten die nachgeordnete Priorisierung.“
Man kann es auch so formulieren: Es ist für die Stadt schon schwer genug, die nötigen Fördergelder für Elstermühlgraben und Stadthafen einzuwerben. Sodass diese beiden sowieso schon begonnenen Projekte erst einmal umgesetzt werden, bevor überhaupt das nächste Öffnungsprojekt in Angriff genommen werden kann. Sowohl für das letzte Teilstück des Elstermühlgrabens als auch für die Fertigstellung des Stadthafens steht bis jetzt das Jahr 2026 im Kalender.
Es gibt 2 Kommentare
Der Elstermühlgraben ist Teil des Hochwasserschutzkonzeptes. Der Hochwasserschutz ist der Hauptgrund für die Förderfähigkeit. Darüberhinaus müssen Gewässer nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 eine gewisse Qualität haben. Ein verrohrtes Gewässer erfüllt weder die Qualitätsanforderungen noch kann es einen Beitrag zum Hochwasserschutz leisten.
Ist bestimmt ganz kuschelig, wenn da am Goerdelerring Wasser plätschert. Halte diese Projekt allerdings für überteuert und eher als reine Geldverschwendung.
Schaut man z.B. an den Kulkwitzer See, wo quasi seit 2002 praktisch nichts passiert, ist es erstaunlich wieviel Geld man in der Innenstadt wieder versenken will.
Am Kulkwitzer See könnte die Stadt mit relativ wenig Geld, dieses stark besuchte Naherholungsgebiet endlich den Anforderungen der vielen Besucher entsprechen. Öffentliche Toiletten gibt es am größten Strand allerdings bis heute nicht. Die angrenzenden Bereiche mit Streuchern verkommen immer mehr zur Piss- und Kackzone. Sind zwar unschöne Worte, aber so ist es. Ein großer Teil der Tagesbesucher pinkelt eh in den See, gibt ja keine öffentliche Toiletten. Eine Ausschilderung, wo sich der Hundestrand befindet, gibt es auch nicht, was immer wieder zu unschönen Diskussionen mit Hundehalterinnen und Hundehalter führt.
Markranstädt hat seit einigen Jahren, auf seiner Seite, den Kulkwitzer Rundweg sehr gut ausgebaut. Auf der Leipziger Seite ist Dunkeltuten angesagt. Na ja, Leipzig versenkt halt gerne Geld in Projekte in der Innenstadt.