Sachsens Umweltminister Wolfram Günther hat am Freitag, dem 13. Dezember, bei einem Pressetermin gemeinsam mit dem Leiter des Leipziger Amtes für Stadtgrün und Gewässer, Rüdiger Dittmar, in der Nordwestaue des Leipziger Auwalds abgeschlossene Vorhaben zur Revitalisierung dieses bedeutsamen Auwaldkomplexes vorgestellt. Zudem zog der Minister Bilanz zu den Auwald-Vorhaben des Freistaats in der zu Ende gegangenen Regierungsperiode.
Treffpunkt für den Pressetermin war die Auwaldstation in Lützschena, wo derzeit das Gewässersystem im Schlosspark Lützschena für 3,3 Millionen Euro saniert wird. Das wird bis 2026 brauchen bis zur Fertigstellung.
Von der Auwaldstation aus wurden zwei Punkte in der Nordwest-Aue angefahren, welche die künftige Revitalisierung der Aue schon anschaulich machen – die Gebiete von Zschampert und Burgauenbach.
Mit den Vorhaben im Bereich der Nordwest-Aue werden die ökologischen Funktionen der Aue verbessert oder wiederhergestellt sowie Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten. Ebenso soll die Aue damit an den Klimawandel angepasst werden. Die Maßnahmen dienen gleichzeitig dem natürlichen Hochwasserschutz.
Im August haben die Nachbarstädte Leipzig und Schkeuditz die ersten Gelder bei Umweltbundesamt beantragt, um die Wiederbelebung der Nordwest-Aue endlich umfassend in Angriff nehmen zu können. Dabei geht es um rund 3 Millionen Euro für die Planungen, bevor dann ein Förderantrag für die tatsächlich benötigten 46 Millionen Euro für die ersten großen Maßnahmen zum Gewässerumbau gestellt werden kann.
Das betrifft in der Nordwest-Aue besonders die Neue Luppe und die Nahle, beide tief eingeschnittene Gewässer, die dem Auwald das Wasser entziehen. Einerseits muss die Gewässersohle deutlich angehoben werden, andererseits müssen aber auch viele der Deiche in der Aue geöffnet werden, damit das Wasser bei Hochwasser auch tatsächlich wieder in die Aue fließen kann.
In Grundzügen ist das alles schon Teil des Auenentwicklungskonzepts, dessen erster Teil – der für die Nordwest-Aue – praktisch schon fertig ist, wie Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal bestätigte. Veröffentlicht aber wird das Auenentwicklungskonzept erst, wenn auch der zweite Teil – der zur Südaue – fertig ist und somit ein Gesamtbild für die komplette Leipziger Elsteraue vorliegt.
Der Auwald hat wieder eine Perspektive
„In der zu Ende gegangenen Regierungsperiode sind wir die Rettung des Auwalds entschlossen angegangen“, sagte Umweltminister Wolfram Günther bei der Gelegenheit. „Der Auwald bekommt jetzt wieder mehr Wasser. Der Auwald war massiv bedroht. Jetzt hat er wieder eine Perspektive. Seit 2020 arbeiten wir im engen Verbund mit den anliegenden Kommunen, Landnutzer, mit Partnerinnen und Partnern vor Ort und aus der Wissenschaft daran, den Leipziger Auwald als wertvolles Ökosystem zu erhalten. Wir sind weit gekommen.“
Auch Günther bestätigte: „Der Abschluss des ‚Auenentwicklungskonzepts Nordwest-Aue‘ ist ein großer Meilenstein auf dem Weg dahin. Daneben haben wir sehr viele Ad-hoc-Maßnahmen umgesetzt – Überschwemmungsflächen, Deichentwidmungen, Deichschlitzungen – Dinge, die wenig kosten, kaum Vorlauf benötigen, aber großen Nutzen haben, weil sie das Wasser zurück in die Fläche bringen.
Und wir haben den Bund ins Boot geholt, denn die Rettung des Auwalds ist eine Aufgabe von nationaler Bedeutung. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Die Akteurinnen und Akteure aus der Region arbeiten weiter engagiert daran. Meine Erwartung an die künftige Landesregierung ist, dass sie diesen Weg und das geplante Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald weiter entschlossen unterstützt.“
„Auch wir setzen große Hoffnung auf die Fortführung der guten Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung und das erfolgreich gewachsene Engagement in der Region für den Erhalt des Leipziger Auwaldes“, ergänzte Amtsleiter Rüdiger Dittmar.
„Dieses hat mit der Umsetzung unserer Revitalisierungsmaßnahmen am Burgauenbach und am Zschampert auch dank der Unterstützung der Landesebene Früchte getragen. Wir erarbeiten derzeit ein Auenentwicklungskonzept für die gesamte Auenlandschaft im Leipziger Stadtgebiet und haben gemeinsam mit Schkeuditz ein Naturschutzgroßprojekt beantragt, im Rahmen dessen wir uns weiter gemeinsam mit der Stadtgesellschaft auf den Weg machen wollen, das wertvolle Ökosystem zu erhalten.“
Mit den Vorhaben im Bereich der Nordwest-Aue werden die ökologischen Funktionen der Aue verbessert oder wiederhergestellt sowie Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten. Ebenso soll die Aue damit an den Klimawandel angepasst werden. Die Maßnahmen dienen gleichzeitig dem natürlichen Hochwasserschutz, heißt: Die Hochwasser werden nicht mehr hinter dem Deich aufgestaut, sondern können sich in der Aue ausbreiten. Wozu auch die Wiederbelebung alter Flussläufe wie der der Alten Luppe gehört.
Die Rettung des Leipziger Auwaldes
Der Leipziger Auwald hat aufgrund seiner Größe, Lage und biologischen Vielfalt eine herausragende ökologische Bedeutung. Das Vorkommen der Wildkatze und zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten im Leipziger Auwald hat einen herausgehobenen Stellenwert für den nationalen und europäischen Artenschutz.
Das Vorhaben zur Rettung des Leipziger Auwalds hat vielfältige Interessen von beteiligten Kommunen, Landkreisen, Nutzerinnen, Anrainern und Verbänden zu berücksichtigen – von Naturschutz und Naherholung über Hochwasserschutz bis zu wassertouristischer, forstlicher und landwirtschaftlicher Nutzung.
Das SMEKUL hat die Entwicklung des Leipziger Auwalds im Sächsischen Auenprogramm sowie im sächsischen Koalitionsvertrag von 2019 verankert. Im November 2020 veröffentlichten Fachleute aus Wissenschaft, Behörden und Verbänden unter Federführung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) einen gemeinsamen Strategieplan für die Rettung des Auwalds.
Bis 2027 erarbeiten die Beteiligten den Masterplan „Elster-Luppe-Flusslandschaft 2050“. Ziel des Masterplans ist die Revitalisierung einer durchgehenden Auenlandschaft über eine Strecke von rund 40 Kilometern zwischen Elstertrebnitz im Süden bis Schkeuditz im Norden. Mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (WVO) in diesem Jahr bekommt dieses Vorhaben zusätzliche Bedeutung.
Das Leipzig-Schkeuditzer Projekt
Im Juni 2024 haben die Städte Leipzig und Schkeuditz den Antrag für das Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald beim SMEKUL sowie beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht. Ziel ist es, ab Mitte 2025 im Rahmen einer ersten Projektphase einen Pflege- und Entwicklungsplan zu erarbeiten, welcher Maßnahmen ausweist, die der Förderung und dem langfristigen Erhalt auentypischer Biotoptypen dienen.
In der Elster-Luppe besteht ein hohes Potenzial für die Wiederanbindung des Leipziger Auwalds an die Überflutungsdynamik und damit für die Wiederherstellung eines möglichst naturnahen, auentypischen Wasserregimes. Ein naturschutzfachliches Ziel ist darüber hinaus, ein gesamträumliches Maßnahmenprogramm für das Arten- und Biotop-Management in einem strukturreichen Landschaftsmosaik zu entwickeln, das von Seiten der Landnutzer wesentlich mitgetragen und unterstützt wird.
Um die Städte Leipzig und Schkeuditz bei der Rettung der Leipziger Auenlandschaft zu unterstützen, hat das SMEKUL in den vergangenen zwei Jahren sowohl in der Landestalsperrenverwaltung als auch im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie je eine Stelle einer Gewässer- und Auenkoordinatorin geschaffen. Beide Koordinatorinnen kümmern sich insbesondere um die Abstimmung fachlicher Aspekte innerhalb der Landesverwaltung.
Zudem wurde im SMEKUL die Stelle eines Gesamtkoordinators für das Sächsische Auenprogramm eingerichtet. Letzterer ist insbesondere für die strategische Vorbereitung sowie die organisatorische Begleitung der konzeptionellen Planungen zur Revitalisierung des Leipziger Auwaldes, aber auch weiterer bedeutender sächsischer Auenlandschaften, zuständig.
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