Es war lange still um die Halle 7 in der Bamwollspinnerei, wo die Stadt tatsächlich gern das Naturkundemuseum untergebracht hätte. Doch diese Unterbringung scheiterte 2018 am baulich-statischen Zustand der alten Industriehalle. Die Stadt zog die Reißleine und setzte wieder den zuvor aussortierten ehemaligen Bowlingtreff auf die Agenda. Die Halle 7 muss trotzdem baulich ertüchtigt werden. Und sorgte zum Jahresende für neue Überraschungen.
Denn selbst die 2018 schon ernüchternden Erkenntnisse zeigten nur eine Teil der bauliche Probleme der Halle 7. Die mit der Bauertüchtigung beauftrage LGH wurde noch einmal von bauliche Zuständen überrascht, die man so nicht erwartet hatte.
„Die Leipziger Gewerbehof GmbH & Co KG (LGH) verzeichnet eine Kostensteigerung von ca. 6,3 Mio. EUR bei Bauleistungen. Diese resultiert aus gestiegenen Baupreisen, unerwartet maroder Gebäudesubstanz und zusätzlichen Anforderungen an Barrierefreiheit und Brandschutz. Die Kostensteigerung wird teils durch Bareinlagen, Steigerung Mieterlöse, Eigenmittel der Gesellschaft und Fremdkapital ausgeglichen“, hieß es nun in einer Vorlage für den Leipziger Stadtrat, die am 18. Dezember auch positiv votiert wurde.
Denn dass Baukosten derzeit allerenden aus dem Ruder laufen, das kennt man nun auch in der Ratsversammlung. Und wenn ein Projekt wie die Halle 7 schon begonnen wurde, dann muss man in der Regel in den sauren Abfel beißen.
… ein deutlich schlechterer Zustand
„Die Gebäudesubstanz in Form der Geschossdecken befindet sich nach Bewertung eines hinzugezogenen spezialisierten Ingenieurbüros für Bauwesen in einem deutlich schlechteren Zustand als angenommen. Als Grundlage für die weiteren Sanierungsarbeiten wurde ein detailliertes Betonsanierungskonzept für die Stahlbetondecken und -stützen erstellt. Im Ergebnis wurde unter anderem festgestellt, dass mehr Deckenfelder getauscht werden müssen, als angenommen“, heißt es in der Vorlage für die Ratsversammlung.
„Weiterhin kamen einige Herausforderungen im Zusammenhang mit der bestehenden Bausubstanz und Statik zutage. Insbesondere die Befestigung der Medien (Sprinkler, Lüftung, Elektro, Daten, Heizung) an den Bestandsdecken stellt sich aufgrund der Deckengeometrie und -beschaffenheit als technisch deutlich aufwendiger dar. Weiterhin war die jetzt notwendige Abdichtung des Untergeschosses in der Grobkostenschätzung nicht enthalten. Weiterhin sind nicht geplante Anpassungsarbeiten am Dach nach der Konkretisierung des Haustechnikkonzeptes notwendig.“
Alles Hinweise darauf, dass die Fabrikhalle nicht wirklich nach hohen baulichen Standards erbaut wurde. Man hat sich den Bau einfach schöngeguckt, als man hier – neben Theaterspielstätten – auch noch ein modernes Naturkundemuseum unterbringen wollte, das überregional für Aufmerksamkeit sorgen sollte.
„Allein im Bereich der Betonsanierung der Decken entstehen nach aktueller Kostenberechnung Mehrkosten in Höhe von über 1,0 Mio. EUR“, so die Vorlage.
Insgesamt erhöhen sich die geschätzten Baukosten von 7,4 auf 13,7 Millionen Euro, eine Kostensteigerung, die die Stadt mit einer Bareinlage von 3 Millionen Euro bei de LGH absichert.
Fertiggstellung 2026 geplant
Einziehen soll in die neu hergerichteten Etagen in der Halle 7 künftig ein Digital Hub, ein Smart-Infrastructure-Hub als Gründerzentrum für die Stadt. Das steht seit 2020 so auf der Tagesordnung.
2022 hatte der Stadtrat dem Kauf der Halle 7 für 8,9 Millionen Euro zugestimmt.
Auch ohne die Bareinlage hat die LGH die wichtigsten Sanierungarbeiten schon in Angriff genommen: „Nach fortgeschriebenem Bauzeitenplan werden die Arbeiten zur Betonsanierung bis Oktober dieses Jahres beendet. Im Anschluss sollen die Rohbauarbeiten an der Westfassade und der westlichen Terrasse inkl. Fahrradkeller beginnen. Aktuell erfolgt die Erstellung der Leistungsverzeichnisse für den Innenausbau, welcher ebenso im Anschluss an die Sanierung der Betondecken vergeben und ausgeführt werden soll. Die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme ist für das zweite Quartal 2026 vorgesehen.“
Keine Kommentare bisher