In der Ratsversammlung am 18. Dezember stand auch die Petition zum Jahrtausendfeld auf der Tagesordnung, die ganz radikal forderte: โEin Stadtteilpark fรผr alle! Keine Bebauung des Jahrtausendfelds im Leipziger Westen!โ Unterschrieben von รผber 8.000 Menschen. Ein nur zu verstรคndlicher Wunsch in einer Stadt, die sich immer mehr verdichtet und dabei auch Grรผnflรคchen verliert. Nur ist das Jahrtausendfeld eigentlich keine Grรผnflรคche, auch wenn sie oberflรคchlich so aussieht.
Denn hier wurden bis 1990 Bodenbearbeitungsgerรคte produziert โ in uralten Werkhallen, von denen die Fundamente noch im Boden stecken. Ein Teil des Grundstรผcks ist mit Rรผckstรคnden hochgradig belastet. Um hier einen Park zu schaffen, muss nicht nur groรflรคchig erst einmal entsiegelt werden, sondern auch die alte Unterkellerung beseitigt werden, worauf am 18. Dezember insbesondere CDU-Stadtrรคtin Dr. Sabine Heymann hinwies. Auch wenn das oberflรคchlich etwas anders aussieht, weil fรผr das Jahr 2000 extra Ackererde aufgefahren wurde, um die Flรคche tatsรคchlich fรผr ein paar Jahre in ein Jahrtausendfeld zu verwandeln.
Die Stadtverwaltung hatte eine deutlich ablehnenden Text zur Petition geschrieben. Denn die Petition kommt auch mitten hinein in ein Dialogverfahren, das die Stadt extra aufgelegt hat, um mit dem Eigentรผmer der Flรคche โ der Stadtbau AG โ zu einer Lรถsung fรผr den geplanten Schulbau fรผr die International School Leipzig (LIS) zu kommen, die auch die Wรผnsche der Anwohner berรผcksichtigt.
Es geht um einen Kompromiss
Das betonte auch Baubรผrgermeister Thomas Dienberg noch einmal, der davon ausgeht, dass man aktuell immer noch einen Kompromissvorschlag vorliegen habe, der auch die Interessen der Stadt nicht vollumfรคnglich abbildet. So sieht die Verwaltung hier eben โ anders als die Stadtbau AG โ keine achtzรผgige Schule, sondern bestenfalls eine sechszรผgige.
Was eben auch bedeutet, dass damit mehr Platz unbebaut bleiben und zum Park werden kรถnnte. Immerhin steckt jetzt รผberhaupt eine Flรคche fรผr einen kleinen Park in den Plรคnen, auch wenn dieser aus Sicht der Kritiker โ etwa auch des รkolรถwen โ noch immer zu klein ist. Auch weitere Flรคchen im Schulgelรคnde sollen รถffentlich zugรคnglich werden.
So gesehen hat das Dialogverfahren mit dem Eigentรผmer, der Stadtbau AG, schon einen gewissen Kompromiss erreicht. Im Dialogverfahren sind รผbrigens auch Stadtrรคtinnen und Stadtrรคte aus allen Fraktionen beteiligt. Die Stadtratsfraktionen sind also gut informiert รผber den Prozess. Die nรคchste Sitzung im Dialogverfahren soll Anfang 2025 stattfinden, so Dienberg.
Aber worum ging es da am 18. Dezember eigentlich noch?
Anders als es CDU-Stadtrat Karsten Albrecht und AfD-Stadtrat Christoph Neumann behauptete, redete an diesem Tag niemand gegen den Schulneubau, auch wenn die Linke-Stadtrรคtin Dr. Elisa Gerbsch ihre Sympathie fรผr die Petition รคuรerte.
Aber im Wesentlichen ging es in der Diskussion tatsรคchlich um die Frage, wie viel Platz am Ende wirklich fรผr einen รถffentlichen Park zur Verfรผgung stehen wird. In einem Stadtquartier, in dem es durchaus auch noch andere (kleinere) Parks gibt, wie Thomas Dienberg in Replik auf den Redebeitrag von Thomas Kumbernuร (Die PARTEI) feststellte.
Eine Chance fรผr das Jahrtausendfeld
Was die Diskussion aber eben nicht hergab, war eine Ablehnung des Schulbaus. Und so schlug es dann eben auch der Petitionsausschuss in seiner Beschlussvorlage vor: โDer OBM wird beauftragt, im Rahmen der Entwicklung des Schulcampus die Entstehung รถffentlicher Freirรคume abzusichern und verbindliche Regelungen fรผr die angestrebte รถffentliche Nutzung der entstehenden Schul- und Sportfreiflรคchen sowie der Schulgebรคude und Sporthallen zu vereinbaren.โ
Das aber geht nur im Dialogverfahren mit dem Eigentรผmer des Gelรคndes.
Und eine Schule wollte die Stadt an dieser Stelle ebenfalls haben, auch wenn sie vor รผber 20 Jahren das Gelรคnde nicht kaufen konnte. โMit dem angestrebten Schulcampus bietet sich die Chance, das Jahrtausendfeld einer Nutzung zuzufรผhren, die โ im Sinne der im Flรคchennutzungsplan ausgewiesenen Zielstellung โ die bestehende Bildungslandschaft der Stadt Leipzig innovativ ergรคnzt sowie zukunftsorientiert und international ausgerichtet istโ, heiรt es im Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses.
โDie private Schultrรคgerin ist eine nach dem Sรคchsischen Schulgesetz anerkannte vollwertige Ersatzschule und รผbernimmt in diesem Zusammenhang eine โ wie alle andere freie Schultrรคger in dieser Stadt auch โ wichtige Rolle im Rahmen der Bereitstellung vielfรคltiger Bildungsangebote in der Stadt sowie in der Abdeckung gesamtstรคdtischer Bedarfe. Es handelt sich daher auch um eine gemeinbedarfsorientierte Nutzung.โ
Weshalb der Petitionsausschuss auch die Einschรคtzung der Verwaltung รผbernahm: โDie Petition mit den eingebrachten Forderungen ist aus Sicht der Verwaltung abzulehnen.โ
Aber nicht nur im Dialogverfahren muss weiter verhandelt werden, um zeitnah zu einem wirklich akzeptablen Kompromiss zu kommen. Eine andere Aufgabe muss ebenfalls noch gelรถst werden, bevor die neue LIS am Standort Karl-Heine-Straรe erรถffnet: Es brauche dringend ein Mobilitรคtskonzept, erklรคrte Grรผnen-Stadtrรคtin Kristina Weyh. Denn die aktuellen รPNV-Verbindungen reichen nicht annรคhernd aus, auch die An- und Abreise der Kinder zum kรผnftigen Schulcampus abzuwickeln.
Und dass es auch den Faktionen, die sich noch einmal deutlich fรผr mehr Platz fรผr einen Park aussprachen, รผberhaupt nicht um eine Verhinderung des Schulprojektes ging, machte dann die Abstimmung deutlich: Der Vorschlag des Petitionsausschusses, die Petition abzulehnen und weiter im Dialogverfahren zu bleiben, bekam 42:6 Stimmen bei 13 Enthaltungen.
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