Im Oktober schockierte das Marktamt nicht nur die neugierige SPD-Fraktion im Stadtrat mit der Ansage, dass die Zukunft der Kleinmesse am Cottaweg wohl nicht gesichert wäre, Stadt und RB Leipzig nun auf die Suche nach einem Alternativstandort für Kleinmesse und Weihnachtszirkus irgendwo im Stadtgebiet gingen. Eine Ansage, die so aber schon nicht mehr ganz stimmte. Das macht jetzt die Antwort auf eine zu Recht besorgte Nachfrage der Linksfraktion deutlich.

„Der Kleinmesse am Cottaweg droht bei der derzeitigen Beschlusslage im Jahr 2025 bekanntlich das Aus und damit auch der Ruin dutzender Schausteller mit hunderten Mitarbeitenden. In der Leipziger Volkszeitung vom 4. November 2024 erschien zum Thema ein umfangreicher Artikel mit der Überschrift ‚Schausteller wollen auf der Kleinmesse Platz machen‘“, formulierte die Linksfraktion ihre Besorgnis zur Weiterexistenz der Kleinmesse in Leipzig.

„In diesem Beitrag wird ein großzügiges Kompromissangebot der Schausteller präsentiert: solange das geplante Parkhaus nicht steht, gibt es weniger Fahrgeschäfte und dafür mehr Raum für Parkplätze bei Heimspielen von RB (für ca. 600 Autos). In einer ersten Reaktion begrüßte die Stadtverwaltung den Vorschlag der Schausteller als ‚gute Übergangslösung‘“.

Werde jetzt also diese „gute Übergangslösung“ umgesetzt, wollte die Linksfraktion wissen?

Aber so einfach sei das nicht, antwortete nun stellvertretend für die Verwaltung das Marktamt: „Die Einbringung des Rahmenplans Stadionumfeld hat oberste Priorität. Nur so kann es ein weiteres, abgestimmtes Vorgehen der Verwaltungsspitze und Gespräche mit RB und dem Schaustellerverein zur Perspektive der Kleinmesse geben.

Aus Sicht der Verwaltung bietet der Vorschlag des Leipziger Schaustellervereins ein vernünftiges Angebot für einen zeitlich begrenzten Kompromiss.“

Ein Kompromiss auf Zeit

Ein zeitlich begrenzter Kompromiss bedeutet: Zeitnah muss trotzdem eine Lösung für die RB Leipzig zugesagten Stellplätze auf dem Gelände geschaffen werden. Dazu hat sich die Stadt vertraglich verpflichtet. Beides gehört also zusammen: Eine Lösung für die Kleinmesse am Ort kann es nur geben, wenn auch die Stellplatzfrage geklärt ist.

Eigentlich liegt ja der Schwarze Peter aufseiten der Stadt, die viel zu viel Zeit braucht, um den seit Jahren diskutierten Rahmenplan zum Stadionumfeld endlich zur Beschlussreife zu bringen. Die Unterbringung der benötigten Pkw-Stellplätze ist dabei das am schwersten zu lösende Problem.

Dahinter stecken aber eben auch jede Menge Gespräche mit Schaustellern und RB Leipzig.

Man ahnt schon, dass RB Leipzig Druck macht, die vertraglich zugesagten Stellplätze auch zu bekommen, wenn das Marktamt auflistet: „Oberbürgermeister Burkhard Jung hat den Vorstand des Schaustellervereins am 30.04.2024 zu einem Gespräch eingeladen. Während des Gesprächs hat er den Vertretern des Schaustellervereins die Situation der vertraglichen gesicherten Parkplätze auf dem Festplatz Cottaweg dargelegt und damit verbunden die Notwendigkeit, dass die gesicherten Parkplätze während einer Nutzung des Stadions zur Verfügung stehen müssen.“

Aber da war eben nicht unbedingt die komplette Verabschiedung vom Cottaweg Thema, sondern der Versuch eines Kompromisses.

„Gemeinsam mit dem Vorstand der Schausteller wurde eine Option besprochen, die durch Verkürzungen und Verschiebungen eine Nutzung des Festplatzes auch für die Kleinmesse möglich machen könnte, insofern der Hauptstadionnutzer dieser Option zustimmt.“ Das wäre die Variante für die nächsten zwei Jahre.

Ohne Parkhaus geht es nicht

Aber hilfreicher ist freilich die zweite Variante: „Als weitere Option wurde die Errichtung eines Parkhauses genannt, das die zugesicherten Stellflächen ortsnah zur Verfügung stellt und damit die Parknutzung vom Festgelände nehmen würde.“

Das wurde auch im Stadtrat schon mehrfach angesprochen. Es würde den Platzkonflikt lösen und den Verbleib der Kleinmesse am Cottaweg ermöglichen.

Wenn das nicht möglich ist, bliebe dann die im Oktober publizierte Variante drei: „Darüber hinaus wurde besprochen, dass die Stadt Leipzig weiterhin bemüht ist, einen Alternativstandort zu lokalisieren, der langfristig Standortsicherheit für die Kleinmesse bietet.“

Fast möchte man die Rathausmitarbeiter bedauern, die dann jeweils die Gespräche mit RB Leipzig führen mussten, das ganz offensichtlich richtig Druck gemacht hat, endlich die vertragliche Erfüllung durch die Stadt Leipzig einzufordern.

Oder mit den Worten aus der Antwort des Marktamtes: „Gespräche mit RB Leipzig haben neben telefonischen Abstimmungen persönlich im Rathaus am 13.02.2024 und 13.05.2024 stattgefunden, bei denen eben diese Kompromisslösungen besprochen wurden. RB Leipzig hat deutlich gemacht, dass man grundsätzlich bereit sei, eine Lösung zu finden, aber von der Stadt Leipzig die Einhaltung von Verträgen und damit eine Bereitstellung der zugesicherten Parkplätze auf dem Festplatz am Cottaweg oder alternativ mit einer Parkhauslösung erwarte.“

Die Stadt braucht Fördermittel für das Parkhaus

Was aber durchaus als Zusage interpretiert werden kann, dass RB Leipzig auch mit einer Parkhauslösung leben kann. Offen war nur: Wer baut das Parkhaus am Cottaweg? Das läuft nun auf die Stadt als Bauherr zu. Die zwar nicht im Geld schwimmt, aber beim Freistaat schon einmal angefragt hat, ob es für das Parkhaus eine finanzielle Förderung geben könnte.

„Die Ergebnisse der Gespräche wurden in den Rahmenplan Stadionumfeld eingearbeitet. Darüber hinaus wurde gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen ein Letter of Intent unterzeichnet, der neben dem Ausbau der Arena Leipzig, dem Bau einer Ballsporthalle auch den gemeinsam finanzierten Bau eines Parkhauses im Stadion vorsieht“, so das Marktamt.

Aber das dauert alles unheimlich lange. Die Linksfraktion nahm sogar an, dass die Stadt dann doch wenigstens schon mal mit den Planungen für ein Parkhaus begonnen habe.

Hat sie aber nicht. Man will noch weiter untersuchen.

„Im Rahmen der Erstellung der Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Quarterback Immobilien Arena und des Neubaus einer Ballsporthalle ist zunächst auch am Standort Arena II der Bau eines Parkhauses und der zielführenden Kapazität dieses Parkhauses zu untersuchen. Abhängig von diesem Ergebnis wird der Stellplatzbedarf am Cottaweg zu beurteilen sein.“

Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr, denn Anfang 2025 soll dann endlich die Vorlage zum Masterplan Stadionumfeld zur Beschlussfassung in den Stadtrat kommen.

„Die Vorlage wird in der Ratsversammlung im Januar behandelt“, schreibt das Marktamt. Und nicht nur die Linksfraktion wird davon ausgehen können, dass dann auch die vertraglich zugesagten Stellplätze für RB Leipzig in entsprechend ausgelegten Parkhäusern vorgesehen sind.

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