Unheimlich schwer tut sich die Stadt Leipzig, dem Auftrag des Stadtrates nachzukommen, ein ganz zentrales Stück Elsterradweg am Elsterflutbett mit Asphalt zu versehen. Ein Grund dafür sind die dort wachsenden Linden, deren Wurzeln sich auch auf den Weg erstrecken. Weswegen sich das Leipziger Umweltdezernat über Jahre weigerte, hier einen Asphaltweg zu planen und auf dem Bau eines sandgeschlämmten Weges beharrte. Doch 2023 blieb der Stadtrat hart und beschloss einen Asphaltweg.

Denn hier verläuft nun einmal die Hauptroute des Elsterradwegs in Richtung Cospudener See. Entsprechend stark ist dieser Wegabschnitt befahren. Und bei einem sandgeschlämmten Weg wäre absehbar, dass die Wegdecke binnen kürzester Zeit wieder abgefahren wäre und die hier mit dem Rad Fahrenden wieder mit einer abgefahrenen Schotterdecke zu kämpfen hätten.

Ortstermin am Donnerstag und Freitag

Doch noch steht der Asphaltausbau nicht an. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer will erst einmal den Zustand der Baumwurzeln untersuchen.

Am Donnerstag, dem 21. sowie Freitag, dem 22. November, sollen jetzt auf diesem Abschnitt des Elsterradwegs zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr Großzschocher die Baumwurzeln untersucht werden. Der Wegeabschnitt bleibe für Spaziergänger, Läufer und Radfahrer frei begehbar und befahrbar, betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer, es werde aber um Rücksicht gebeten.

Warum die Untersuchung jetzt notwendig ist, erläutert das Amt für Stadtgrün und Gewässer ebenfalls. „Um bei der avisierten, aber noch nicht terminierten Sanierung den umfangreichen Baumbestand zu erhalten, war bisher durch die Stadt eine wassergebundene Wegedecke vorgesehen. Der Änderungsantrag des Stadtrates beinhaltet jedoch die Sanierung mit Asphalt. Deshalb ist ein Fachgutachten notwendig, welches die Folgen einer Asphaltdecke für die Lindenbaumreihe mit circa 150 Bäumen klärt.“

Kippt jetzt der Stadtratsbeschluss?

Und das könnte – so deutet das Amt an – nun doch wieder den Beschluss des Stadtrates von 2023 zum Kippen bringen. Denn: „Erst dann kann entschieden werden, ob eine Asphaltierung bei gleichzeitigem langfristigen Erhalt der Bäume möglich ist. Ziel ist es, mögliche Schäden durch die Asphaltierung zu vermeiden und die Bäume auf dem zu sanierenden Wegabschnitt gesund und schadlos zu erhalten.“

Eine solche Untersuchung hatte es auch 2021 schon gegeben, auch damals, um die Verwaltungsposition zur Sanierung dieses Radweges zu untermauern. Damals war die Sanierung noch für 2022 vorgesehen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 10 Kommentare

Nun gut, beschreibe ich die asphaltierte Fläche genauer – gelegen zwischen Stadion – Festwiese und Weg am Elsterbecken (Nordseite).

@christof
Der Auwald ist auf der anderen Seite. Der Elsterradweg verläuft hier nicht durch den Auenwald, sondern auf einem Deich neben einer Kleingartenanlage.

Das ist schon makaber und geht seit über 10 Jahren so. Wo vom “Umweltamt” kein Asphalt im Auwald gewünscht wird, da werden Untersuchungen und Untersuchungen vorgesehen, koste es was es wolle. Es geht doch nur um Radfahrer, was wollen denn die im Auwald und auch noch auf ordentlich ausgebauten wetterfesten Wegen herumfahren. Die will ein Amtsleiter nicht im Auwald sehen. Die sollen froh sein, wenn sie überhaupt auf Wegen fahren dürfen. Und wie diese Wege befestigt sind, das entscheidet ein Amt und nicht das Stadtparlament. Soviel zur bitteren Polemik. 1) Aber noch was fachliches zu den ca. 60-70 Jahre alten Linden: Lindebäume sind sehr vermehrungsfreudig. Sie pflanzen sich durch Stockausschlag am Stamm aus und weniger über Wurzelbrut. Und Wurzelbrut ist bei den jungen und alten Bäumen auf der ganzen Wegstrecke nicht fetstellbar. Generativ vermehrt und verbreitet sich die Linde über Samen, die der Wind über weite Strecken trägt. 2) Wenn nun schon ein Gutachten vorliegt, scheint das dem Amtsentscheider nicht zu entsprechen, so das wieder ein weiteres Gutachten, diesmal ein Gefälligkeitsgutachten, erarbeitet werden soll. Bezahlt wird das ganze Prozedere durch die Verwaltung bzw. letztendes durch Steuern. Und das lässt der zuständige Dezernent über die vielen Jahre zu. 3) Komischerweise kann aber im Naturschutzgebiet und am Rande vom Auwald über Nacht eine Fläche von 1000 m² am Stadion ohne Bedenken vom “Umweltamt” einfach so aspaltiert werden, nur um mal für 3 Wochen als Fläche für Medienberichterstatter zu dienen. Da macht sich kein Amt Gedanken um Wurzeln von Bäumen, Verdichtung von Bodenflächen, Regenwasserversickerung oder um Nachhaltigkeit. Die Fläche ist dann eben mal für die nächsten 30-50 Jahre versiegelt.

Wenn ich mir den Belag auf dem Nonnenweg anschaue, muss ich feststellen: keine bzw. kaum Wurzeln unter dem Asphalt. Und der liegt schon ein paar Jährchen. Scheint also möglich zu sein.

Manches Mal hat man das Gefühl, es mit einer bockigen Verwaltung zu tun zu haben.

Ich würde folgende Argumentation als Hobbydendrologe vertreten:

Bei ausgewachsenen, alten Bäumen ist das Risiko, dass Wurzeln den Asphalt aufbrechen, tendenziell geringer, da das Wurzelsystem stabilisiert ist und weniger aggressiv wächst.
Ältere, ausgewachsene Bäume haben in der Regel ein etabliertes Wurzelsystem, das sich stabilisiert hat und nicht mehr so stark ausbreitet wie das Wurzelsystem jüngerer Bäume.

Natürlich sollte man auf den Abstand zu den Baumstämmen achten, um Verletzungen der Wurzeln zu vermeiden, und um die Gefahr einer Wurzelanhebung zu minimieren.

Darauf könnte eigentlich auch ein Gutachter kommen, wenn er nun schon zum zweiten Mal vorstellig wird.

Wo waren eigentlich die Gutachter und die peniblen Mitarbeiter des Umweltdezernates an den zahlreichen Stellen in Leipzig, an denen ausgewachsene Bäume und Strauchvegetationen in großem Maße vorsätzlich vernichtet wurden??

Ich habe ja nichts gegen Asphalt, aber gegen Wurzeln unter dem Asphalt! Und diese Wurzeln laufen immer dort, wo die Bäume auf der anderen Seite des Asphalts Nahrung wittern.

Das Abfräsen des Asphalts, wie es neulich am Westufer des Zwenkauers gemacht wurde, ist doch auch keine Lösung! Bin gestern erst wieder über diese unterwurzelten Asphaltstrecken gehoppelt, am Cossi, am Weg nach Belantis, am Pleissenufer Nähe Goethesteig. Da freut man sich auf jeden Meter, der nicht asphaltiert ist!

Es sollte schon gründlich untersucht werden, was für einen nachhaltigen Belag die beste Lösung ist. Eventuell muss sich der Eine oder die Andere dann doch breitere Reifen und Schutzbleche ans Rad machen.

Wenn es eine solche Untersuchung bereits 2021 gegeben hat, warum dann jetzt noch einmal? Für mich klingt das stark nach Geldverschwendung.
Asphaltieren konnte man sogar im Schutzgebiet zur EM ohne Probleme. Da war wohl ein Wort “von oben” gefallen? Das kommt jetzt anscheinend nicht, würde ja nur den Fahrrad-fahrenden Leipziger Bürgern zu Gute kommen. Da müssten sich die Politiker ja tatsächlich für den Pöbel interessieren.
Ähnliches in der Industriestraße runter in den Wald – seit Jahren Diskussionen um Asphalt, dabei ist der Nonnenweg asphaltiert, und handelte es sich nur um ein paar Meter “Lückenschluss”. Das teilweise gelegte Pflaster (super Idee) löst sich langsam auf. Wieder Geldverschwendung.

Als Kompromiss könnte man Asphaltieren, wo keine Baumwurzeln betroffen sind und direkt an den Bäumen Wurzelbrücken bauen. So hat man es in Leipzig doch schon an mehreren Stellen.
Hier zeigt sich aber, dass das Umweltamt vor allem keine attraktive Wegeverbindung möchte.
Aber: Wer diesen Weg sandschlämmen möchte, dem sind die Bäume letztlich doch völlig egal. Auch für die sandgeschlämmte Wegedecke benötigt man einen Unterbau und die Deckschicht verdichtet sich dermaßen stark, dass da kein Wasser mehr durchgeht. Heißt: Die Wurzeln im Wegebereich haben keine Chance. Vielleicht sollte man noch mal sandschlämmen und wenn die Bäume dann in 3 Jahren tot sind, kann man auch asphaltieren.
Tendenziell ist bei Asphalt allerdings die Überlebenschance deutlich höher, auch wenn das “Fachamt” das nicht hören möchte.

Bin genau Christians Meinung. Umweltdezernat hat den Namen gar nicht verdient. Ich hoffe, dass es nur an der Inkompetenz liegt und keine anderen Gründe gibt.

Einfach nur lächerlich und armselig, wie sich das Umweltamt hier im technisch-bürokratischen Klein-Klein verliert.
Während anderswo in Leipzig ganze Baumbestände – voreilig oder geplant – wegrasiert oder Flächen im Landschaftsschutzgebiet trotz Protesten und mit dem Segen der Ämter asphaltiert werden, lassen hier die Leipziger Amtsschildbürger den Schimmel so richtig wiehern.

Schreiben Sie einen Kommentar