Die zurückliegenden Dürrejahre haben Folgen. Das merkte auch Werner Neumann bei seinen fast täglichen Spaziergängen durchs Rosental. Denn in letzter Zeit tauchten immer öfter gerade an den Wochenenden allerlei Leute mit Transportern und Anhängern auf, die ganz offensichtlich Holz in Mengen aus dem Wald holten. Weil er das seltsam fand, fragte er bei der Stadt nach, was da auf einmal los sei.

„Ich bin täglich mehrfach im Rosental unterwegs (Arbeitsweg, Spaziergänge etc.) und in den Monaten Januar und Februar gibt es ein Phänomen, das mehrere Probleme verursacht. Spätestens zu Jahresbeginn sind im Rosental bzw. im Waldteil des Parks und vor allem samstags Transporter oder PKW mit Anhänger unterwegs.

Diese stehen entweder mitten oder halb auf den Wegen. Diese Fahrzeuge werden von Menschen gefahren, die man dann zwischen den Bäumen sieht, wo sie mit Motorsägen Bäume und Äste zerlegen“, schilderte er in seiner Anfrage die Beobachtungen.

„Womit wir schon bei den ersten Problemen wären. Zunächst stehen viele Fahrzeuge im Weg, verursachen tiefe Fahrspuren (besonders eben zu dieser Jahreszeit mit viel Regen usw.), die die Wege oft ungangbar machen. Dann kommt es durch die vielen (!) Motorsägen zu einer unglaublichen Lärmbelästigung.

Da es sich immer um viele Autos und Sägen handelt, ist der Wald an diesen Tagen quasi von Sonnenauf- bis Untergang nicht besuchbar, gehört sozusagen nur den Leuten, die vor Ort ihr Brennholz sägen. Neben Lärm- und sonstigen Belästigungen sieht der Wald hinterher aus wie ein Sägewerk, was irgendwie auch nicht mehr so schön ist.

Nebenbei glaube ich (weiß es aber auch nicht), dass durch Klimawandel etc. viele Singvögel viel früher anfangen, Nester zu bauen, also nicht erst nach Februar. Und nicht zuletzt ist ja die Maßnahme, sich Brennholz für den eigenen Kamin zu sägen, auch aus Umweltsicht eher fragwürdig.“

Er bat dann sogar um Entschuldigung für den langen Text. Aber was soll einer tun, wenn der Wald vor lauter Sägen nicht mehr zu erleben ist?

Ein wochenlanges fragwürdiges Sägen

„Meine Frage wäre, kann man das nicht irgendwie vermeiden, dass Privatleute in den Wald im Rosental fahren dürfen, und dort mit Motorsägen ein Riesenchaos verursachen?“, fragte Neumann also die Stadtverwaltung. „Ich kann zu allen oben genannten Vorgängen Fotos schicken, der Wald sieht stellenweise wirklich übel aus. Mir ist schon klar, dass immer wieder Bäume umstürzen bzw. gefällt werden müssen, weil sie gefährlich werden könnten. Aber dieses wochenlange, private Sägen ist wirklich unerträglich und aus vielerlei Hinsicht fragwürdig.“

Eine berechtigte Frage, auf die ihm nun das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) geantwortet hat. Denn die Vermutung stimmt ja: Die Dürrejahre haben auch im Rosental zum Absterben vieler Bäume geführt.

„In den vergangenen 5 Jahren hat es in den städtischen Waldgebieten in großem Umfang Absterbeerscheinungen an Waldbäumen gegeben. Ursachen dafür waren unter anderem lange anhaltende Dürreperioden in Kombination mit Hitze und Folgeschäden, wie die Rußrindenkrankheit bei Ahornarten, Eschentriebsterben und die Massenvermehrung des Eschenbastkäfers“, zählt das ASG auf. „Davon betroffen war auch das in der Einwohneranfrage beschriebene Waldgebiet Rosental.

Die Fällungen bzw. die verschiedenen Baumschnittarbeiten wurden von Arbeitskräften der Abteilung Stadtforsten (Forstwirte) und auch von Fachfirmen im Auftrag der Stadt Leipzig ausgeführt. Das dabei anfallende Holz verblieb danach vor Ort im Wald, zumeist nahe am Waldweg. Bei den Arbeiten musste die erforderliche Technik die Waldwege befahren.“

So weit, so verständlich. Das Holz wäre also im Wald geblieben.

Das Holz muss raus

Aber es sei zu viel, erklärt das ASG: „An vielen Stellen lagen im Rosental größere Mengen des angefallenen Holzes. Dies ging in der Menge weit über das ‚normale‘ und gewünschte Maß (Totholzkonzept) hinaus. Es rief auch die Kritik von Bürgerinnen und Bürgern hervor, die eine Beräumung erwartet hatten.“

Und da kommen nun die Wochenendsägearbeiten ins Spiel. Das sind dann tatsächlich Privatleute, wie das ASG erklärt: „In jedem Jahr gibt es eine große Nachfrage privater Brennholznutzer zum Erwerb von Brennholz als Selbstwerber. Diese Selbstwerber müssen verschiedene Qualifikationen nachweisen, die vor Arbeitsbeginn vorzuweisen sind, daher ist ein entsprechendes rücksichtsvolles Verhalten auch gegenüber Erholungssuchenden zu erwarten.

Da Beeinträchtigungen durch Lärm und Befahrung bereits mehrfach kritisiert worden sind, werden bei der aktuellen Vergabe von Brennholznutzungen nur noch einzelne, als besonders zuverlässige Nutzer bekannte Personen zugelassen. Für diese erfolgt auch jeweils eine Einweisung vor Ort und es wird darauf hingewirkt, Belastungen durch Lärm und das Befahren auf ein absolut notwendiges Minimum zu reduzieren.

Ein vollständiger Verzicht auf die Aufarbeitung des Schadholzes ist aufgrund des großen Mengenanfalls nicht möglich.“

Nur dass es eben keine Aufarbeitung des Schadholzes ist, sondern das Holz in der Regel im Kamin landet. So ganz ausgeräumt dürften die Bedenken von Werner Neumann also nicht sein.

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Es gibt 3 Kommentare

In der Natur gibt es in der Regel kein “zu viel” Totholz. Totholz spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem eines Waldes. Es bietet Lebensraum für viele Organismen, darunter Insekten, Pilze und Vögel, und trägt zur Nährstoffversorgung des Bodens bei, wenn es sich zersetzt.

Die Behauptung, dass Totholz aus dem Wald entfernt werden muss, weil es zu viel ist, ist aus meiner sicht sehr problematisch. Totholz spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Es bietet Lebensraum für viele Tiere und Insekten, fördert die Bodenfruchtbarkeit und trägt zur Nährstoffrückführung bei. Außerdem hilft es, das Mikroklima im Wald zu stabilisieren. Totholz ist also nicht nur natürlich, sondern auch notwendig für die Gesundheit und Vielfalt des Waldes. Das Entfernen von Totholz kann langfristig negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

Ab wann liegt denn in einem Wald “zu viel” Totholz, ist das irgendwie wissenschaftlich bewiesen dass ein durch natürliche Sterbeprozesse anfallender Haufen von Totholz kontraproduktiv auf relevante Faktoren des Waldes wirken? Und sind jetzt die Beschwerdelage Einzelner entscheidende Kriterien für das Handeln einer Stadt geworden?

Diese Privatsägerei kann man nicht nur im Rosental und nicht erst im Januar/Februar beobachten. Schon seit 1. Oktober sind im nordwestlichen Auenwald diese obskuren Privat-Kfz mit Anhänger im Wald unterwegs und es wird munter für den Privatgebrauch drauflos gesägt. Im Auenwald, der möglichst naturbelassen bleiben soll, stört das Totholz garantiert niemanden, wohl aber der Lärm, die Kfz und die Sägeabfälle, die da hinterlassen werden – vor allem die Tierwelt…

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