Der Auensee ist ein künstliches Gewässer ohne eigenen Zu- oder Abfluss. Das hat Folgen für den Sauerstoffgehalt im See und die darin lebenden Fische. Im September 2024 machte der See – in dem das Baden aus gutem Grund schon lange verboten ist – mal wieder von sich reden durch ein größeres Fischsterben. Was eigentlich doch nicht mehr passieren sollte, seit die Stadt im Jahr 2012 die Tiefenwasserbelüfter eingesetzt hat. Eigentlich müssten die Tiere also genug Sauerstoff haben.

Doch der heiße Sommer 2024 machte dann wieder deutlich, dass auch solche vorsorgenden Maßnahmen nicht ausreichen, wenn besondere Wetterextreme auftreten. Melanie Lorenz vom BUND Leipzig nahm das Ereignis dann auch zum Anlass, die Verwaltung zu fragen, ob die 2012 begonnenen Maßnahmen eigentlich genügen.

„Der Auensee war zuletzt erneut negativ in den Schlagzeilen. Ursprünglich entstand das Gewässer für den Kiesabbau für den Bau des Hauptbahnhofes. Es weist allerdings die Problematik auf, dass es an einer Frischwasserzufuhr und Altwasserablauf mangelt. Daher kam es auch in der Vergangenheit zu regelmäßigen Fischsterben (2008, 2010), bedingt durch Sauerstoffarmut und Blaualgenbefall“, stellte sie in ihrer Einwohneranfrage fest.

„Weiterhin sind Altlasten durch die ehemalige Spezial Chemie Schönert und durch Alte Färberei über das Grundwasser eingetragen worden. Seit 2012 sorgen drei Tiefenwasserbelüfter für Belüftung der unteren Schichten. Ziel war es einen Auensee zu bekommen, der artenreich und naturnah ist. Das aktuelle Sterben ist offenbar durch eine Verwirbelung der Wasserschichten entstanden.“

Also steht tatsächlich die Frage: „Ist das Ziel mit den Tiefwasserbelüftern einen artenreichen und naturnahen See zu erreichen überhaupt realistisch erreichbar bei den derzeitigen Bedingungen oder müssen weitere Maßnahmen hinzutreten, um das Ziel zu erreichen?“

Aus Sicht des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, das auf ihre Fragen geantwortet hat, irgendwie schon: „Zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Wasserkörpers wurden im Jahr 2012 drei Tiefenwasserbelüftungsanlagen im Auensee installiert, die seither dauerhaft in Betrieb sind. Der Betriebsstatus der Anlagen wird täglich über ein Prozessleitsystem überwacht, wodurch mögliche Ausfälle schnell behoben werden können.

Die Anlagen stellen sicher, dass atmosphärischer Sauerstoff in die sauerstofffreie Tiefenwasserzone geleitet und somit das Risiko eines Fischsterbens minimiert wird. Seit Inbetriebnahme der Anlagen ist lediglich das aktuell aufgetretene Fischsterben zu verzeichnen, das auf äußerst ungünstige Wetterbedingungen zurückzuführen ist.“

Trotz der Nährstoffbelastung gebe es naturnahe Bereiche und ein breites Artenspektrum. So böten der Auensee und dessen gewässertypische Ufervegetation einen Lebensraum für eine Vielzahl von Vögeln, Amphibien, Libellen und Mollusken. Fazit für das Amt: „Aufgrund der guten Wirksamkeit der Belüftungsanlagen sollen daher auch keine weiteren Maßnahmen umgesetzt werden.“

Keine weiteren Maßnahmen angedacht

Hunderte Hechte, Karpfen und Aale waren vom Fischsterben im September betroffen, als die Temperaturen in Leipzig wieder täglich über 30 Grad stiegen. Über 1.000 Kilo Fisch hatte der Anglerverband geborgen und darauf hingewiesen, dass auch dieses Fischsterben wohl mit dem Sauerstoffmangel in den Wasserschichten 80 Zentimeter unter der Oberfläche zusammenhängen könnte – und mit einem durch die Hitze forcierten Wachstum der giftigen Blaualgen.

Aber auch aus Sicht der Stadt bedeutet das nicht, dass man nun noch weitere Maßnahmen am Auensee ergreifen muss, auch nicht im Auenentwicklungskonzept, das in der Verwaltung derzeit in Arbeit ist: „Das Auenentwicklungskonzept sieht keine konkreten Maßnahmen für den Auensee vor.“

Das löst natürlich die Probleme des künstlichen Sees nicht. Aus Sicht des BUND Leipzig müsste doch aber das Ziel sein, „den Auensee im Sinne des Ziels zu einem artenreichen und naturnahen Gewässer zu entwickeln“.

Irgendwie schon, bestätigt das Amt für Stadtgrün und Gewässer: „Die Sicherung und Erhaltung dieses Zustands ist die wesentliche Zielsetzung, die durch punktuelle Verbesserungen von Ufer- und Lebensraumstrukturen ergänzt wird. Diese sind allerdings losgelöst von der Nährstoffbelastung des Gewässers zu betrachten.“

Was ja bedeutet, dass sich an der Wasserqualität nicht wirklich mehr viel ändern lässt, solange der See ohne Anbindung an fließende Gewässer bleibt. Während sich die Lebensräume am Ufer über die Jahre verbessert haben. Was aber auch bedeutet, dass langanhaltende heiße Sommer eben auch immer wieder zu vermehrtem Blaualgenwachstum und Sauerstoffmangel im See führen können, und dann dem daraus folgenden Fischsterben, das dann medial für Schlagzeilen sorgt.

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