Manchmal geht es im Stadtrat ganz schnell, wird gar nicht lang gefackelt. Im August hatte Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal angekündigt, dass die Stadt in Grünau-West eine neue Rettungswache bauen will. Am 19. September stand das Projekt auf der Tagesordnung des Stadtrates. Und eigentlich gab es dazu auch keine Redebeiträge. Denn auch die Sache mit nächtlichem Sirenenlärm will die Stadt ja lösen, indem die Fahrzeuge über ein Ampelsystem zum Einsatz ausfahren.
Rund 17,6 Millionen Euro soll der Neubau der Wache an der Saturnstraße kosten, welche zwei ältere Wachen ersetzt, die nicht mehr modernisierbar sind. In der Zschocherschen Straße ist die Stadt mit der Rettungswache sogar nur eingemietet. Hier werden jährlich fast 100.000 Euro gespart, wenn die neue Rettungswache in Betrieb geht.
Baubeginn soll noch im Sommer 2025 sein, sodass hier im Juli 2027 die ersten Fahrzeuge ausrücken können.
Aus Zwei mach Eins
Zu den bisher genutzten Standorten im Leipziger Westen schreibt das Amt für Gebäudemanagement: „Das westliche Stadtgebiet wird derzeit durch zwei Bestandsstandorte (Rettungswache West in der Zschocherschen Straße und die rettungsdienstliche Außenstelle Grünau in der Garskestraße) abgedeckt. Diese Standorte sind jedoch nur unzureichend für eine hilfsfristrelevante notfallmedizinische Versorgung geeignet.
Zum einen kann nach gutachterlicher Bewertung keine funktionsgerechte Unterbringung von Personal und Einsatzfahrzeugen mehr ermöglicht werden, auch der bestätigte erforderliche Aufwuchs an Rettungsmitteln ist nicht zu realisieren. Zum anderen verstoßen die baulichen Anlagen gegen sicherheitsrelevante Betriebsanforderungen und arbeitsschutzrechtliche Bedingungen im Hinblick auf die Anforderungen des Unfall- und Arbeitsschutzes, der Hygiene und der für den Rettungswachenbau einschlägigen DIN 13049.
Ein Ersatz beider Bestandstandorte ist somit zwingend angezeigt. Mit der geplanten baulichen Maßnahme des Rettungszentrums West in der Saturnstraße können die rettungsdienstlichen Vorhaltungen der beiden genannten Bestandswachen in einem neuen Standort zusammengefasst werden.
Infolgedessen kann die derzeitige Rettungswache der Zschocherschen Straße mietvertraglich aufgekündigt sowie der Standort Garskestraße innerhalb der Liegenschaft der Freiwilligen Feuerwehr Grünau zur Vollnutzung an die Freiwillige Feuerwehr Grünau zurückgegeben werden.“
Die neue Wache
Dafür wird auf einem ehemaligen Parkplatz an der Saturnstraße ein moderner Gebäudekomplex entstehen, der allen Anforderungen tatsächlich genügt: „Das Gebäude ist funktional in drei Gebäudeteile gegliedert. Zum einen gibt es die Räume für den sich im Dienst befindlichen Rettungsdienst im Erdgeschoss des zweistöckigen Sozialtraktes.
Im Obergeschoss befinden sich die Verwaltung sowie der Schulungsbereich. Der Sozialtrakt wird mit einem changierend rot -grauen Klinker versehen, der dem Gebäude Identität als Rettungszentrum verleiht. Um das Erdgeschoss von dem Obergeschoss optisch abzusetzen, werden die Klinker reihenweise abwechselnd nach außen und innen versetzt, sodass ein Relief entsteht.
Der dritte Gebäudeteil ist die eingeschossige Fahrzeughalle. Diese schiebt sich mit ihrem mineralgrauen Ziegel harmonisch in den Sozialtrakt ein. Optisch verbunden werden beide Gebäudeteile durch schiefergraue Gestaltungselemente, wie die Attika, Fenster-, Tür- und Torlaibungen und Fensterbänder. Das ebenfalls schiefergraue Eingangsportal aus Stahlblech weist auf den Haupteingang hin.
Das Dach der Fahrzeughalle wird als extensives Gründach geplant und mit aufgeständerten PV-Modulen versehen. Das Dach des Sozialtraktes wird ebenfalls als extensives Gründach geplant. Darauf befinden sich neben PV-Modulen noch weitere gebäudetechnische Anlagen, die aufgeständert und auf einer Dachhälfte konzentriert werden.“
Letzteres liest man noch nicht allzu oft in städischen Vorlagen. Aber ganz offensichtlich achten die Planer inzwischen darauf, dass auf städtischen Gebäuden auch Photovoltaik-Anlagen mit projektiert werden.
Und wie man der Planzeichnung entnehmen kann, werden rings um das Gebäude neue Bäume gepflanzt, da der Altbaumbestand für die Baumaßnahme gefällt werden muss. Der Ausgleich findet also auf demselben Grundstück statt, weshalb der Antrag der AfD-Fraktion, diesen Ausgleich auf einem nahe gelegenen Lärmschutzwall zu schaffen, irgendwie das Thema verfehlte.
Ohne diesen Antrag, der im Rat überhaupt keine Mehrheit fand, hätte die ganze Vorlage auch ohne Aussprache abgestimmt werden können. Denn mit 58:0 Stimmen bei einer Enthaltung war das Votum für diesen Neubau mehr als deutlich.
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