Die Parthe ist ein Gewässer 1. Ordnung. Das heißt, sie gehört zu den Flüssen, für die das Land Sachsen selbst zuständig ist, vertreten durch die Landestalsperrenverwaltung (LTV). Doch in weiten Teilen ihres Verlaufs im Leipziger Stadtgebiet ist sie als Flüsschen nicht erlebbar, sondern eingefasst in ein steinernes Bett. Von einem naturnahen Fluss kann keine Rede sein. Das sollte man doch ändern können, fand Aaron Reichhardt und schrieb eine Petition.

„Zwischen Am Gothischen Bad und der Pfaffendorfer Straße wird die Parthe gegenwärtig in einem schmalen steinernen Bett geführt, der wiederum in den Boden eines breiteren Kanals eingelassen ist. Damit gibt sie nicht nur ein sehr trauriges Bild ab, sondern trennt auch die flussauf- und -abwärts liegenden Flussabschnitte, die wenigstens nicht versiegelt sind“, stellt er in seiner Petition fest, mit der sich inzwischen auch der Petitionsausschuss des Stadtrates beschäftigt hat.

„In den vergangenen 30 Jahren hat die Stadt zahlreiche Anstrengungen unternommen, die zuvor aufgrund von Verschmutzung überwölbten Mühlgräben von Weißer Elster und Pleiße wieder freizulegen. Nun wird es Zeit, sich auch der Parthe zuzuwenden. Daher wird gefordert:

1. Der Grund des Kanals zwischen Am Gothischen Bad und Pfaffendorfer Straße soll so vollständig entsiegelt werden. Es ist hierbei auch zu prüfen, ob und wo die zu beiden Seiten verlaufenden und etwa vier Meter hohen Ufermauern abgerissen und zu einer unversiegelten Böschung umgestaltet werden können.

2. Der Flusslauf im genannten Abschnitt soll, z.B. durch eine breitere Gewässersohle, Uferbepflanzung, Mäander, Inseln usw. renaturiert und so zu einem wertvollen Biotop umgestaltet werden.“

Ein komplettes Bild für einen Fluss, der hier mitten in der Stadt seinen natürlichen Charakter zurückgewinnen könnte. Aber es ist eben nicht die Stadt, die für diesen Fluss zuständig ist, stellt jetzt der Petitionsausschuss fest, nachdem auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer seine Stellungnahme abgegeben hat.

Die Mühlgräben in der Stadt stehen tatsächlich in der Obhut der Stadt, die hier Millionen ausgibt, um Pleiße- und Elstermühlgraben wieder freizulegen und ins Stadtbild zurückzuholen. Bei der Parthe sind der Stadt die Hände gebunden.

Hochwasserschutz und Wasserrahmenrichtlinie

„Für die Pflege, Entwicklung und Unterhaltung und somit für die grundhafte Umgestaltung des Gewässerbettes der Parthe als Gewässer I. Ordnung ist die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen zuständig“, hatte die Stadt betont, weshalb der Petitionsausschuss die Petition auch zur Ablehnung empfiehlt.

Obwohl man auch dort weiß, dass die Parthe im aktuelle Zustand auch nicht der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) entspricht: „Eine mögliche Änderung der baulichen Situation des Gewässerbettes muss im Sinne der WRRL die gesamtökologische Situation, das stadtgestalterische Erscheinungsbild und gleichzeitig die Sicherheit am Gewässer unter Beachtung der notwendigen Hochwasserschutzfunktion berücksichtigen.“

Da ist schön bürokratisch formuliert. Natürlich müssen die Verantwortlichen all das bedenken. Deswegen ist eine naturnahe Umgestaltung der Parthe letztlich überfällig und die Stadt kann dazu sehr wohl bei der Landestalsperrenverwaltung vorstellig werden und mögliche Änderungen anregen.

Öffnung für einen Park

Dass das geht, zeigt die Stadt ja sogar gerade in einem Abschnitt der Parthe, der sehr wohl in den Bereich der Petition fällt.

„Im Bereich des Löwitzquartiers/B-Plan 323.2 (westlich des Hauptbahnhofes) wird aktuell mit dem Parthepark eine öffentliche Grünanlage im Rahmen der Quartiersentwicklung geschaffen, die auch die Gewässersituation wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt“, so die Stadt. „Im Rahmen der Parkgestaltung wurden Teile der Ufermauer in Abstimmung mit dem Denkmalschutz bereits zurückgebaut, um mehr Retentionsraum und Grünfläche zu gewinnen.“

Da staunt man schon, dass der Denkmalschutz tatsächlich mitgespielt hat. Erst vor vier Jahren wurde eine der historischen Stützwände an der Parthenstraße aufwändig erneuert und die Chance nicht genutzt, den Zugang zum Fluss wieder zu öffnen. Immerhin ist das gemauerte Bett der Parthe über 100 Jahre alt und entstand in dieser Form, als die Parthe während des Baus des Hauptbahnhofs derart kanalisiert wurde. Der neue Park macht dann wenigstens ein kleines Stück Parthe wieder direkt erlebbar.

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