Am 23. Mai stimmte der Leipziger Stadtrat der ersten Etappe für das „Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald“ zu. Am 6. Juni unterzeichneten dann der Schkeuditzer Oberbürgermeister Rayk Bergner und Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal die Vereinbarung, dass beide Städte in dem Projekt eng zusammenarbeiten werden. Und nun folgte die gemeinsame Antragstellung für Fördermittel vom Bund.

Die Stadt Leipzig habe jetzt gemeinsam mit der Stadt Schkeuditz den Fördermittelantrag für das „Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald“ zur Revitalisierung der Flussauenlandschaft beim Bundesamt für Naturschutz und dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft eingereicht. Dies teilte das Amt für Stadtgrün und Gewässer am Mittwoch, dem 14. August, mit. Im Vorfeld hatten die Ratsversammlungen beider Städte den Anträgen zugestimmt. 

„Für den Schutz und die Entwicklung dieser einzigartigen Fluss- und Auenlandschaft besteht in Anbetracht der großen Herausforderungen, insbesondere dem Klimawandel und dem Biodiversitätsverlust, ein erheblicher Handlungsdruck. Diesen wollen wir mit einem abgestimmten und nachhaltigen
Lösungsansatz begegnen, zu dem das Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald einen wesentlichen Beitrag leisten soll“, betont Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal.

Erst einmal geht es um Planungen

Mit den beantragten Geldern soll in den kommenden Jahren bis 2027 stärker zusammengearbeitet und ein Pflege- und Entwicklungsplan für den Leipziger Auwald erstellt werden. Dieser wiederum bildet die Grundlage für eine sich anschließende zehnjährige Umsetzungsphase, die jedoch gesondert beantragt werden muss.

Die Städte Leipzig und Schkeuditz setzen dabei auf eine enge Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. Das Naturschutzgroßprojekt soll außerdem gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie zahlreichen Akteuren in der Aue bearbeitet werden.

Die Revitalisierung der Flussauenlandschaft werde in der Region seit vielen Jahren intensiv verfolgt, so da Amt für Stadtgrün und Gewässer. Mit dem Projekt wird die enge Zusammenarbeit der beiden Städte Leipzig und Schkeuditz aus dem Projekt Lebendige Luppe fortgesetzt. Dieses startete bereits 2012, um die Nordwestaue zu revitalisieren.

Nur war das Projekt schon damals viel zu klein gedacht, um vor allem die Wasserprobleme in der Nordwestaue zu lösen. Dazu muss wesentlich mehr Geld in wesentlich aufwändigere Bauprojekte investiert werden.

Rettet die Aue

Der sich über Leipzig und Schkeuditz erstreckende Auwald steht zwar für großflächig zusammenhängende, für den Naturschutz besonders wertvolle Hartholzauwälder und ein ehemals weit verzweigtes Gewässersystem, formuliert das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Doch dieses hat sich stark verändert, da es über Jahrzehnte stark vom Menschen reguliert wurde. Deiche schneiden den auf Überschwemmungen angewiesenen Auwald von den Flüssen ab.

Nahle und Neue Luppe sind eigentlich nur noch tief eingeschnittene Kanäle, die der Aue das Wasser entziehen. Und seit 2019 ist auch sichtbar geworden, dass auch der Auwald massiv unter Dürre leidet und ihm der Zugang zum tief abgesunkenen Grundwasserspiegel an etlichen Stellen fehlt.

Und gleichzeitig wird gerade in den Aueflüssen sichtbar, dass hier die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schlichtweg nicht erfüllt wird: Die Kanäle sind artenarm, bilden keine natürlichen Flusslandschaften und das Wasser ist massiv mit Schadstoffen belastet, während die Flüsse keine eigene Reinigungskraft mehr haben. Die Zeit läuft gegen den Auwald. Wirklich viel Zeit, das Auensystem wieder dem Wasserzufluss zu öffnen, ist nicht mehr.

Weitere Informationen zur Entwicklung der Auenlandschaft findet man hier zum Projekte „Lebendige Luppe“ und hier zum Auenentwicklungskonzept.

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Es gibt 2 Kommentare

sehe ich ebenso wie robin w. Seit 2010 bis 2023 = 13 Jahre wurde am Konzept Lebendige Luppe geplant, aber was eigendlich? Der Bauern- und der Burgauengraben wurden renaturiert und der Zschampert wieder ins alte Bett verlegt. Im Ergebnis vom Projekt Lebendige Luppe wurde die Vision einer mäandernden Luppe für den Bereich des Pfingstanger vorgestellt. Aber das war es auch an Umsetzungen.
Was will man denn nun noch planen? Es sollte doch eigendlich mit dem Projekt Lebendige Luppe und Auwaldentwicklungskonzept alles klar sein (und abgewogen sowie geplant). Nun sollte es “nur” noch um die Geldbeschaffung gehen. Dem sollte der Fördermittelantrag zum Auwaldgroßprojekt beim BUND und Land dienen. In der LZ war mal die Rede vom Finanzierungsbedarf um die 47 Mill. €. Es muss nun endlich einmal die Auwaldwiedervernässung umgesetzt werden, anstatt ständig irgendwas zu planen, sonst ist der Auwald einfach nicht mehr vorhanden. Dann wächst nur noch Ahorn dort wo mal Hartholzauwald stand.
Ganz einfache Überlegung als Denkaufgabe – wenn auf einem Hektar Hartholzauwald 100 Altbäume stehen, davon fallen in einem Jahr jedes Jahr ca. 10 Bäume einfach um (wie in den letzten Jahren gut zu beobachten ist). Was ist dann in 10 Jahren vom Hartholzauwald noch übrig?

Irgendwie lässt mich das etwas ratlos zurück. Seite vielen vielen Jahren gibt es Planungen, Planungen und noch mal Planungen mit einem unglaublich hohen Einsatz an Finanzmitteln und auch Personal (von den städtischen Ämtern bis hin zum Ministerieum, Planungsbüros usw.); z.B. Leitbildentwicklungen, Gesamträumliches integriertes Auenentwicklungskonzept für die Elster-Luppe-Aue, Planungen zur sog. Lebendigen Luppe (was leider nicht zu nennenswerten Revitalisierungen geführt hat und auch nicht führen wird), Überflutungsszenarien wurden noch und nöcher berechnet, 10 Thesen zur Revitalisierung der Leipziger Aue, 2 Stellen im Umweltmnisterium die sich v.a. um ein Großschutzprojekt bemühen sollen seit Jahren …usw. usf… Und jetzt liest man, die neu beantragten Fördermittel werden für weitere Planungen bis 2027 verwendet, bevor es dann (vielleicht) mal in Umsetzungsphasen gehen könnte (was neue Fördermittel benötigt). Da kann man sich doch fragen, ob bisher v.a. fehl geplant wurde, ob es v.a. um Geld, Stellen usw. ging und ob die Hauptaktuere überhaupt so etwas wie eine tatsächliche Revitalisierung wollen? Oder zeigt sich hier v.a. die Unfähigkeit in dieser Region, ein Naturschutzprojekt (welches natürlich schon kompliziert ist, keine Frage) durchzuführen?
Wenn es um handfeste massentouristische Planungen, die Degradierung der Auenlandschaft zur Bootskulisse und Naturzerstörung ging, war man stets viel schneller und besser. So wurde das sog. WTNK (wassertouristisches Nutzungskonzept) bereits umgesetzt bevor es überhaupt geplant war..

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