In der Juni-Ratsversammlung wurde der Streit um das Goethe-Gymnasium in Schรถnefeld noch einmal vertagt. Denn unter Leipzigs Schulen ist es ein Unikum: Nach dem gรผltigen Muster der Schulbenennungen in Leipzig mรผsste es eigentlich โ€žGoethe-Schule. Gymnasium der Stadt Leipzigโ€œ heiรŸen. Doch ein Antrag der CDU-Fraktion im Stadtrat ermรถglichte fรผr die Schule den Sonderfall โ€žGoethe-Gymnasiumโ€œ. Das hรคtte der scheidende FDP-Stadtrat Sascha Matzke doch noch gern repariert, in seiner letzten Ratsversammlung.

Was eigentlich ganz einfach schien. Denn die Regel fรผr die Namensgebung gilt fรผr alle Schulen. Und es liegt eigentlich nicht im Ermessen der Schulen selbst, die Namensform zu รคndern, auch wenn das in der Gegenrede von CDU-Stadtrat Falk Dossin so klang. Doch Matzke hat die Entstehungsgeschichte der nicht regelkonformen Schulbenennung im Antrag der Freibeuter-Fraktion sehr genau beschrieben. Und SPD-Stadtrat Andreas Geisler bestรคtigte, dass es genau so verlaufen ist.

โ€žDie Neufassung greift den Verwaltungsstandpunkt auf, bestรคtigt und รคndert ihn. Die Fassade des Schulgebรคudes wurde aufgrund eines Planungsfehlers bereits im Dezember 2016 โ€“ und damit vor der Beschlussfassung zur Schulnamensgebung โ€“ mit dem Schriftzug Goethe-Gymnasium versehen.

Im Zuge der Beschlussfassung der Vorlage VI-DS-03753 โ€˜Schulnamensgebung fรผr die Schule an der GorkistraรŸe โ€“ Gymnasium der Stadt Leipzigโ€™ wurde mit ร„nderungsantrag VI-DS-03753-ร„A-01 beantragt, den Schulnamen an den an der Fassade angebrachten Schriftzug anzupassen. Der Beschluss zum Schulnamen wurde als Ausnahme von der Richtlinie zur Schulnamensgebung gefasst und sollte im Sinne einer Einheitlichkeit von Schulname und Beschriftung an der Fassade weiterhin Bestand haben.

Um den Bestand der Richtlinie und die Gleichbehandlung gegenรผber anderen Schulen in Leipzig in der Namensgebung zu sichern, ist lediglich eine Anpassung der Kommunikationsinstrumente ohne finanzielle Auswirkungen zum Schuljahr 2026/2027 zu gewรคhrleisten. Eine bauliche ร„nderung der Fassade ist hierfรผr nicht notwendig, wird nicht angestrebt und hat somit keine finanziellen Auswirkungen.

Die Schule selbst sprach sich einst gemรครŸ Beschluss der Schulkonferenz deutlich fรผr den Namen โ€˜Goethe-Schule โ€“ Gymnasium der Stadt Leipzigโ€™ aus. Das Vorgehen der ร„nderung der Kommunikationsformen ab dem Schuljahr 2026/2027 wird helfen, Ungleichbehandlung in der Namensgebung abzubauen und wirkt positiv auf die Motivation in der Leipziger Schullandschaft, sich mit Schulnamensgebungsprozessen auseinander zu setzen. Dies wรคre produktiv fรผr zukรผnftige Verfahren und damit gut fรผr die Stadt.โ€œ

Ein Schriftzug setzt das MaรŸ

Der Schriftzug an der Fassade mรผsste gar nicht geรคndert werden, steht hier. Falk Dossin argumentierte in seiner Gegenrede, dass er doch geรคndert werden mรผsse. Aber das hatte Matzke nicht gefordert. Eher ging es wohl um das Schild an der Schuleingangstรผr, um Stempel, Briefkรถpfe und die Eintragung auf der Website der Stadt.

Auch wenn sich Marco Gรถtze ein bisschen wunderte รผber den Eifer, mit dem Matzke fรผr eine einheitliche Schulbenennung in Leipzig kรคmpfte. โ€žWozu der Zirkus?โ€œ, fragte er. Immerhin meldet sich Gรถtze selbst oft genug bei Schulnamensรคnderungen zu Wort โ€“ vor allem, wenn es um die Wรผrdigung von Antifaschistinnen und Antifaschisten geht.

Man ahnte schon: Eine richtige einheitliche Linie hat diese Ratsversammlung bei Schulnamensgebungen gar nicht, auch wenn sie die Richtlinie selbst beschlossen hat. Aber die Namensgebung des Goethe-Gymnasiums zeigt auch, dass sie die eigenen Richtlinien auch mal รผber Bord wirft, wenn ihr danach ist. Oder die Mehrheiten danach sind. Dass Matzke eigentlich recht hatte mit seinem VorstoรŸ, bestรคtigte auch OBM Burkhard Jung.

Eine kleine amtliche Schlamperei

Nur hatte das Amt fรผr Schule in seiner Stellungnahme zum Freibeuter-Antrag wieder mit dem eingemeiรŸelten Schriftzug an der Fassade argumentiert. Dort gab es nรคmlich zu, dass jemand in der Verwaltung geschusselt hatte.

โ€žDie Fassade des Schulgebรคudes wurde aufgrund eines Planungsfehlers bereits im Dezember 2016 โ€“ und damit vor der Beschlussfassung zur Schulnamensgebung โ€“ mit dem Schriftzug Goethe-Gymnasium versehen.โ€œ

Aber Verwaltungen korrigieren sich ganz ungern.

Und so kam die Kette der Irritationen ins Rollen: โ€žIm Zuge der Beschlussfassung der Vorlage VI-DS-03753 Schulnamensgebung fรผr die Schule an der GorkistraรŸe โ€“ Gymnasium der Stadt Leipzig wurde mit ร„nderungsantrag VI-DS-03753-ร„A-01 beantragt, den Schulnamen an den an der Fassade angebrachten Schriftzug anzupassen. Der Beschluss zum Schulnamen wurde als Ausnahme von der Richtlinie zur Schulnamensgebung gefasst und sollte im Sinne einer Einheitlichkeit von Schulname und Beschriftung an der Fassade weiterhin Bestand haben.โ€œ

Und um die Stadtrรคte noch ein bisschen mehr in die Bredouille zu bringen, schrieb das Amt fรผr Schule noch: โ€žEine ร„nderung ist auch aus finanziellen Gesichtspunkten nicht verhรคltnismรครŸig (bauliche ร„nderung der Fassade, Anpassung der Kommunikationsinstrumente der Schule, etc.). Die Schule selbst spricht sich deutlich gegen eine ร„nderung des Schulnamens aus.

Eine Namensรคnderung ohne Beteiligung und Einverstรคndnis der Schule wรคre fรผr diese nicht nachvollziehbar. Zudem kann sich ein solches Vorgehen negativ auf die Motivation in der Leipziger Schullandschaft auswirken, sich mit Schulnamensgebungsprozessen auseinander zu setzen. Dies wรคre kontraproduktiv fรผr zukรผnftige Verfahren und damit nachteilig fรผr die Stadt Leipzig.โ€œ So viele Befรผrchtungen auf einmal โ€“ man bekommt geradezu Mitleid mit den Angestellten im Amt.

Aber es machte Eindruck. Mit 6 : 46 Stimmen bei zwei Enthaltungen lehnte die Ratsversammlung den Antrag der Freibeuter-Fraktion ab.

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