Eigentlich wäre es eine positive Entwicklung für die alten Dorfkerne im Leipziger Stadtgebiet, wenn sie verkehrsberuhigt werden und wieder Aufenthaltsqualität bekommen. So wie es der BUND Leipzig für den alten Dorfkern von Probstheida fordert, der längst zur Abkürzungsstrecke für viele Autofahrer geworden ist. Doch in der Stadtbezirksbeiratssitzung am 16. April drangen die Vorstellungen des BUND nicht durch, sodass die Ortsgruppe Südost des BUND Leipzig jetzt bei der Stadt Leipzig eine Online-Petition eingereicht hat.

Diese fordert die eine sofortige Verkehrsberuhigung und die Einhaltung und Befolgung des rechtskräftigen Bebauungsplans (Nr. 98.1 „Dorfanger Probstheida, Stand 16.12.2008“) für den Dorfanger Probstheida als einen der ältesten denkmalgeschützten Dorfanger im Stadtgebiet Leipzig.

„Unsere Forderungen finden eine Entsprechung im Bebauungsplan von 2008, wo von einer verkehrsseitigen Entlastung die Rede ist“, erklärt Juliane Kuhn, die Vorsitzende der Ortsgruppe Südost des BUND Leipzig. „Zusätzlich herrscht durch die geplanten Baumaßnahmen auf der Prager Straße eine hohe Dringlichkeit, dass Maßnahmen für die Verkehrsreduktion und -entschleunigung schon jetzt durchgeführt werden.“

Bereits seit Jahren wird der Charakter des Dorfangers sowie der umgebenden Straßen und Landschaftsschutzgebiete durch den zunehmenden motorisierten und ruhenden Individualverkehr gestört: Geschwindigkeitsbegrenzungen werden vielfach nicht eingehalten, Grünflächen und Fußwege teilweise als Parkflächen genutzt und dabei Fuß- sowie Radverkehr durch fehlenden Raum beeinträchtigt. Durch die geplante bauliche Veränderung der Prager Straße ist eine weitere signifikante Zunahme des motorisierten Verkehrs zu befürchten, so Kuhn.

Die Forderungen

Aus diesem Grund fordert die Petition die konkrete Umsetzung folgender Maßnahmen für eine deutliche Verkehrsreduktion:

Prüfung der Einrichtung verkehrsberuhigter Bereiche für Anwohner/-innen

Umsetzung baulicher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, z.B. durch Schwellen, Aufpflasterungen, Bepflanzung und Fahrbahnverengungen

Verjüngung der Nieritzstraße im rechten Winkel an der Einmündung in die Russenstraße zur Verbesserung der Übersichtlichkeit, Geschwindigkeitsreduktion, Verringerung der versiegelten Fläche und Erweiterung der Grünfläche

Ergänzung fehlender fahrbahnbegleitender Fußwege

Erstellung eines Parkkonzepts für das gesamte Wohngebiet am Dorfanger (z. B. Anwohnerparkplätze)
Prüfung von Fahrradstraßen

Etablierung und Kennzeichnung von sicheren Fahrradrouten

Herstellung von Verkehrssicherheit an der Einmündung der Augustinerstraße in die Russenstraße durch Rückbau der Abbiegemöglichkeit in die Augustinerstraße für Kraftfahrzeuge bei Durchgängigkeit für den Rad- und Fußverkehr und Erschließung der Augustinerstraße nur über die Naunhofer Straße

Was bisher geschah

Bereits im März 2024 hatte die Ortsgruppe Südost gemeinsam mit 70 Anwohner/-innen im Rahmen einer Kundgebung auf die verschiedenen Problemfelder aufmerksam gemacht und anschließend beim Stadtbezirksbeirat um einen Dialog mit den zuständigen Ämtern für Verkehrs- und Tiefbau sowie Denkmalschutz gebeten.

„Leider wurden bisher alle Planungsvarianten, die den Verkehr am Dorfanger und in den anliegenden Straßen signifikant verringern und entschleunigen würden, verworfen“, so Juliane Kuhn weiter. „Wir warten weiterhin auf ein Treffen mit den zuständigen Stellen, um gemeinsam über ein lösungsorientiertes Vorgehen zu sprechen.“

Die Ortsgruppe Südost des BUND Leipzig erhofft sich durch eine möglichst hohe Unterschriftenzahl, dass der Dialog mit den städtischen Behörden im Sinne des Erhalts eines lebenswerten Dorfangers positiv beeinflusst wird.

Noch bis zum 11. September 2024 kann die Petition auf der Website der Stadt gezeichnet werden, wo die geforderten Maßnahmen und Ziele außerdem detaillierter aufgeführt sind.

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