Das Versprechen ist groß: Der Wilhelm-Leuschner-Platz könnte tatsächlich einmal so etwas wie „eine grüne Lunge für die Innenstadt“ werden, wie Linke-Stadträtin Franziska Riekewald am 23. Mai sagte. Aber es wird dauern. Auch hier wird deutlich, wie elend lang Planungszeiträume für städtische Vorhaben inzwischen geworden sind. Logisch, dass nicht nur Franziska Riekewald, sondern auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter eine schnellere Umsetzung der Parkpläne forderten.
Denn so eine Art Park soll es ja werden, mit viel Grün und einem Wegsystem, Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume östlich des Wilhelm-Leuschner-Platzes und einer Fläche für das Freiheits- und Einheitsdenkmal.
Für das Denkmal sollen ja im Herbst die Wettbewerbsergebnisse vorliegen. Und da der Stadtrat entschieden hat, dass es auch dem Wilhelm-Leuschner-Platz seinen Standort finden soll, muss es sich in die Freiflächengestaltung Wilhelm-Leuschner-Platz einfügen. Deshalb braucht es jetzt einen Vertrag mit dem Wettbewerbssieger zur Freiflächengestaltung, dem Berliner Atelier Loidl Landschaftsarchitekten. Denn erst so kann das Atelier auch eingebunden werden, wenn es um die Umsetzung des Siegerentwurfs zum Freiheitsdenkmal geht.
Was wird mit dem Urheberrecht?
So gesehen übte die Vorlage des Stadtplanungsamtes zum Planungsbeschluss schon ein bisschen Druck aus. Und das macht mehrere Stadträtinnen und Stadträte unruhig. SPD-Stadtrat Andreas Geisler benannte es noch einmal: das leidige Thema Urheberrecht, das derzeit verhindert, dass einige wirklich misslungene Stadtplätze in Leipzig verändert werden können, weil das Urheberrecht der Wettbewerbssieger darauf liegt.
Plätze, die vor allem die kommenden Anforderungen im Klimawandel ignorieren, zugepflasterte Flächen ohne viel Grün, der steingewordene Traum von Architekten, aber für die Bürger ringsum denkbar nutzlos.
Das soll hier nicht wieder passieren. Und so fragte Geisler natürlich nach, ob das im Vertrag auch genau so verankert werde. Könne das die Stadt zusagen? Das scheint eben doch noch ein unsicheres Ding zu sein. Baubürgermeister Thomas Dienberg verwies auf das Urhebergesetz, das die Spielräume für Kommunen, solche urheberrechtlich geschützten Plätze zu verändern, denkbar einschränkt. Die Stadt wolle es trotzdem in der Vertragsgestaltung berücksichtigen.
Warum dauert das so lange?
Aber viel prekärer ist tatsächlich der lange Zeitraum, bis die Leipziger hier wirklich einen grünen Platz erleben werden. Und dabei hatten sie schon jede Menge Geduld aufbringen müssen. 2021 gab es die Entscheidung, einen Freiflächenwettbewerb für den westlichen Wilhelm-Leuschner-Platz auszutragen. Im Sommer 2023 gab es den Abwägungs- und Satzungsbeschluss des Bebauungsplans, im Oktober 2023 die Auslosung der Wettbewerbsteilnehmer und dann im Frühjahr 2024 die Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse.
Aber das bedeutet eben nicht, dass jetzt gleich die Bagger kommen und den Asphalt aufreißen. 2025 soll erst die Vorplanung beginnen, die Ausführungsplanung ist sogar erst für 2027/2028 angesetzt. Das sei viel zu lang, kritisierte Tobias Peter. Die Leipziger hätten berechtigterweise die Erwartung, dass schon deutlich früher etwas passiert. So habe die Stadt ja versprochen, zeitnah auch einen Ausgleich für die auf der Ostseite gefällten Baumbestände zu schaffen.
Das wolle man auch so machen, bestätigte Baubürgermeister Thomas Dienberg. Aber wird das dann alles sein? Denn nach den Planungen aus dem Stadtplanungsamt sollen die Aufträge zur neuen Platzgestaltung erst 2028 vergeben werden, ist also frühestens 2029 mit einer Umsetzung zu rechnen. Möglicherweise zieht sich das gar bis 2032, so Tobias Peter.
Noch jede Menge Baustellen
Einer der Gründe dafür ist, dass einige Flächen auf diese Platzseite noch bei künftigen Bauprojekten auf der Ostseite als Lagerplätze benötigt werden. Und einige dieser Bauprojekte werden sich möglicherweise bis 2038 hinziehen, so Dienberg. Aber wenn das die Schaffung eines grünen Wilhelm-Leuschner-Platzes so lange verzögert, kann das bestimmt nicht im Interesse der Leipziger sein. Und so drängte auch Franziska Riekewald, dass die ersten Schritte zur grünen Freiraumgestaltung deutlich vorgezogen werden und nicht erst 2029 beginnen. Das wünsche sie sich sehr.
Ein Moment, in dem sogar OBM Burkhard Jung seufzte: „Ich auch.“
Das wolle man auch so versuchen, sagte Thomas Dienberg.
So gesehen war die Vorlage zum Planungsbeschluss der erste Aufschlag, der dann im Herbst auch die Verzahnung von Freiflächengestaltung und Freiheits- und Einheitsdenkmal ermöglicht.
Das Abstimmungsergebnis war dann mit 40:10 Stimmen für die Vorlage auch eindeutig.
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Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man nur noch drüber lachen, wie der Baubürgermeister Dienberg und der Fraktionsvorsitzender der Grünen Tobias Peter aus einer Ökozid-Planung auf dem Leuschnerplatz verbal ein Ökotopia machen… Aber es muss ja kein Widerspruch sein, die neue Grüne Lunge besteht einfach aus Beton…