Im März machte die Grünen-Fraktion den alten Mockauer Friedhof zum Thema eines Antrags. Seit Jahrzehnten ist der kirchliche Friedhof geschlossen. Drin wildert die Natur vor sich hin. Aber man könnte den alten Friedhof ja auch zu einer öffentlichen Parkanlage umwidmen, fanden die Grünen und beantragten, die Stadt solle sich kümmern. Am 19. Juni kam der Antrag zur finalen Abstimmung in die Ratsversammlung.

„Der ehemalige kirchliche Nordfriedhof und Veteranenfriedhof in der Samuel-Lampel-Straße in Mockau hat eine Fläche von fast 13.663m2 und ist von einem reichhaltigen alten Baumbestand gekennzeichnet. Er wurde 1890 errichtet und mit dem Ende des Ersten Weltkriegs um ein Denkmal für die im Krieg Gefallenen ergänzt. 1967 fand die letzte Bestattung statt.

Vor Jahren bereits wurde der Friedhof durch die Kirche quasi aufgegeben und abgesperrt. Das Gesamtareal steht aufgrund der Einfriedung, das Friedhofstor und ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges sowie sie gärtnerische Friedhofsgestaltung unter Denkmalschutz“, hatten die Grünen in ihrem Antrag festgestellt, den am 19. Juni Michael Schmidt vorstellte, der sich noch an eine wilde Kindheit in Mockau erinnert.

„Leider ist das Areal seit vielen Jahren so verwildert und unzugänglich, dass von seinem Charme nicht mehr viel zu sehen ist, dem Denkmalschutz selbst wird hier auch nicht entsprochen. Das Gesamtareal hat ein großes Potenzial, in Mockau einen grünen, waldähnlichen Park entstehen und den im Stadtteil wohnenden Menschen zurückzugeben.“

Und eigentlich schien es gar keinen Grund zu geben, darüber auch noch zu diskutieren, denn das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) hatte eine positive Stellungnahme geschrieben und darin auch schon erklärt, dass die Stadt schon mit der Matthäi-Kirchgemeinde in Gesprächen ist, den alten Friedhof zu übernehmen – nicht zu kaufen. Die Kirche will das Gelände nur verpachten. Aber als Parkanlage ist es denkmalgeschützt.

Und Planungen gibt es auch schon, wie das ASG feststellte: „Die Stadtverwaltung hat für die aufgeführten Voruntersuchungen eine finanzielle Untersetzung für das Haushaltsjahr 2025 eingeplant. Die Planung und der Bau für die denkmalgeschützte Anlage als öffentliche Grünfläche ist für den Doppelhaushalt 2027/2028 vorgesehen. Die dafür notwendigen Finanzmittel werden angemeldet.“

Der Friedhof ist ein Gartendenkmal

Weshalb es nicht nur Schmidt sehr seltsam fand, dass auf einmal CDU-Stadtrat Falk Dossin aufstand und fragte, warum da keine Kita, kein Spielplatz oder gar eine Schule gebaut würde. Irgendwie ein klassischer Fall von „Vorlage nicht gelesen“.

Auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer hatte bemerkt: „Der Ehemalige Mockauer Friedhof ist gemäß § 2 Sächsisches Denkmalschutzgesetz als Gartendenkmal ausgewiesen. Demnach werden bei der Planung der zukünftigen öffentlichen Grünfläche die denkmalgeschützten Strukturen beachtet. So sollen auf Grundlagen einer denkmalpflegerischen Zielstellung die schützenswerten Strukturen wie Mauer, Wege, Gehölzalleen und Toranlage wiederhergestellt werden.“

„Die Denkmaleigenschaft ist nicht aufgehoben“, betonte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. Andere Nutzungen sind also illusorisch, auch wenn das Amt für Stadtgrün und Gewässer zumindest überlegt, Spielmöglichkeiten in den Park zu integrieren.

Marcus Weiss, der aktuell noch für Die PARTEI im Stadtrat sitzt, ging sogar noch weiter und äußerte ein Unverständnis, dass der alte Friedhof überhaupt geöffnet werden soll. Dem Artenschutz täte das gar nicht gut. Dafür würden wohl schon die Hundebesitzer sorgen, die ihre Hunde wohl nicht an der Leine behalten würden.

Eine verständliche Besorgnis. Aber die Öffnung des Friedhofs haben sich tatsächlich gar nicht die Grünen ausgedacht. Das wäre viel mehr eine Idee der Mockauer selbst gewesen, erklärte Schmidt, Ergebnis des Bürgerdialogs Mockau 2030. Der Grünen-Antrag setze nur um, was die Mockauer selbst auf ihre Wunschliste geschrieben hätten.

Alles klar, könnte man meinen. Aber selbst bei einem so soften Thema merkt man, dass ein tiefer Riss schon durch den aktuellen Stadtrat verlief. 19 Stadträt/-innen stimmten tatsächlich sogar gegen den Verwaltungsvorschlag, der ja davon erzählt, dass das Amt für Stadtgrün und Gewässer längst am Thema arbeitet. Weil aber 34 dafür stimmten, hat die Stadt jetzt grünes Licht, den Wunsch der Mockauer tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen.

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