Geplant war es eigentlich schon für 2023, dass die Zeppelinbrücke im Verlauf der Jahnallee saniert wird. Aber dann entschieden sich Stadt und LVB doch lieber dafür, den Brückenbau um ein Jahr zu verschieben, damit er nicht ausgerechnet in die Zeit der Fußball-EM-Spiele in Leipzig fällt. Und die Angebote, die die Stadt von den Baufirmen bekommen hatte, waren auch jenseits von Gut und Böse.

Also beginnt die Instandsetzung der 1914 bis 1918 gebauten Brücke jetzt am 3. Juli, nach dem letzten Leipzig-Spiel der EM. Und es wird heftig.

Auch deshalb wurde der Brückenbau verschoben. Denn er wird zwei Jahre lang für massive Umleitungen zwischen West und Ost sorgen. Was auch daran liegt, dass Leipzig nur eine begrenzte Anzahl belastbarer Brückenverbindungen über Weiße Elster und Elsterbecken besitzt. Fällt eine wichtige Verbindung wie die über die Zeppelinbrücke aus, kommt es nicht nur zu großen Umleitungen für den Kfz-Verkehr.

Dann müssen auch gleich noch mehrere Straßenbahnlinien über Strecken umgeleitet wrden, die selbst schon hoch belastet sind – so wie die Käthe-Kollwitz-Straße, die während der Sperrzeiten die meisten Straßenbahnlinien aufnehmen wird.

Sie stellten am 13. Juni die Pläne für die Zeppelinbrücke vor: LVB-Geschäftsführer Ronald Juhrs, Baubürgermeister Thomas Dienberg und Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes. Foto: Ralf Julke
Stellten am 13. Juni die Pläne für die Zeppelinbrücke vor: LVB-Geschäftsführer Ronald Juhrs, Baubürgermeister Thomas Dienberg und Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes. Foto: Ralf Julke

„Mit der Sanierung der Zeppelinbrücke werten wir die wichtigste Verbindung zwischen Innenstadt und Leipziger Westen auf. Dabei wird der Verkehrsraum auf der Brücke ganz im Sinne der Mobilitätsstrategie aufgeteilt: breite Rad- und Fußwege in beide Richtungen, ein großer Gleisbereich in der Mitte und wie bisher je eine Richtungsfahrbahn für den Kfz-Verkehr“, sagt Thomas Dienberg, Baubürgermeister der Stadt.

„Mit der Modernisierung der Gleise investieren wir in die Leistungsfähigkeit dieser zentralen Strecke mit hoher Bedeutung für den Veranstaltungs- und Linienverkehr und schaffen die Voraussetzung für den Einsatz der neuen Stadtbahnfahrzeuge mit mehr Kapazität auf der Linie 15“, ergänzt Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe.

Engpass auf der Linie 15 wird beseitigt

18,5 Millionen Euro wird die Baumaßnahme kosten, davon allein für den Brückenbau der Stadt 7,1 Millionen Euro. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) werden 10,9 Millionen Euro investieren (davon 8 Millionen Euro gefördert durch Bund und Land).

Damit werden nicht nur sämtliche Gleise, Bahnstrom und Masten an und auf der Brücke erneuert – hier kann endlich auf 350 Metern (ab der Haltestelle Sportforum Süd bis zur Capastraße) auch der Gleisabstand erweitert werden, sodass hier ab 2026 die neuen, breiteren Straßenbahnen XXLplus fahren können und damit die Linie 15 mit den neuen Fahrzeugen bedient werden kann.

Gebaut wird in zwei Etappen, erläuterten am Donnerstag, dem 13. Juni, Baubürgermeister Thomas Dienberg und Michael Jana, der Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes. Denn da die Brücke nicht komplett neu gebaut wird (das hätte schätzungsweise 50 Millionen Euro gekostet), kann in zwei Abschnitten gebaut werden. Zuerst ist – von Juli 2024 bis Juli 2025 – der südliche Teil der Brücke dran. Während hier die Verkleidung komplett geöffnet wird, um die Schäden zu beseitigen, wird ein Umfahrungsgleis auf die nördliche Fahrbahn gelegt, sodass die Straßenbahnen die Baustelle eingleisig umfahren können.

„Fußverkehr und Radverkehr könne die Brücke in der ganzen Bauzeit weiter nutzen“, versichert Jana.

Im Sommer 2025 wird dann gewechselt, das Umfahrungsgleis kommt auf die fertiggestellte Südseite und die komplette Nordseite kann gebaut werden. Zu dem Zeitpunkt existiert auch schon die Hälfte der Betonplatte, die künftig die Lasten auf der ganzen Brücke verteilen soll.

Da an der denkmalgeschützten Brücke in ihrem Profil nichts geändert wird, wird es auch nach Fertigstellung je eine Richtungsfahrbahn für den Kfz-Verkehr geben, die Gleise der LVB liegen mittig und begrünt. Und der Radverkehr bekommt wieder breite Radstreifen an jeder Seite. Radstreifen gibt es ja hier erst seit 2020. Aber sie haben sich bewährt und die Befürchtungen, eine Fahrbahn für den Kfz-Verkehr würde nicht ausreichen, haben sich nicht bestätigt.

Doch wie wichtig die Zeppelinbrücke tatsächlich in der Verbindung zwischen Ost und West ist, zeigen die Umleitungen – besonders die für den Kfz-Verkehr.

Die Umleitungen

Geplante Umleitungen für den Kfz-Verkehr. Karte: Leipziger Gruppe
Die geplanten Umleitungen für den Kfz-Verkehr. Karte: Leipziger Gruppe

Denn für den Autoverkehr ist die Jahnallee zwischen Bowmanstraße und Marschnerstraße ab dem 3. Juli 2024 bis voraussichtlich November 2026 voll gesperrt. Die Umleitungen werden entsprechend weiträumig ausgeschildert. Die Umleitung stadteinwärts führt über den Schleußiger Weg und die Marschnerstraße. Stadtauswärts wird der Verkehr über die Leutzscher Allee und die Hans-Driesch-Straße umgeleitet.

Die Käthe-Kollwitz-Straße ist aus gutem Grund als Umleitungsstrecke ausgeschlossen, denn über diese Straße und die gewichtsbeschränkte Klingerbrücke rollt der Umleitungsverkehr für die Straßenbahnen. Hier kann man zeitweise erleben, was es bedeutet, wenn Leipzigs Straßenbahnen im 2-Minuten-Takt fahren.

Dazu kommt dann noch eine befristete Sperrung zusätzlich: Ab Mitte Juli 2024 muss auch der Kreuzungsbereich Jahnallee/Friedrich-Ebert-Straße wegen Bahnstromarbeiten für rund vier Wochen gesperrt werden.

Umleitungen für die Straßenbahnen während der Sommerferien. Karte: Leipziger Gruppe
Die Umleitungen für die Straßenbahnen während der Sommerferien. Karte: Leipziger Gruppe

Die LVB halten den Straßenbahnverkehr über die Brücke auf einem jeweils eingleisigen Baugleis – bis auf die Komplettsperrzeiten – während der ganzen Bauzeit aufrecht. Eine dieser Sperrzeiten gibt es gleich zu Beginn: Während des Gleiseinbaus vom 8. Juli bis zum 1. September (also in den Sommerferien) muss die Jahnallee auch für Straßenbahnen voll gesperrt werden. Die Linien 3, 7, 8 und 15 rollen in dieser Zeit über die Käthe-Kollwitz-Straße.

Die Leipziger Stadtwerke schließen während der Bauzeit ihre Arbeiten an der Fernwärmetrasse im Bereich der Bowmanstraße ab. Im Brückenbereich werden etwa 360 Meter Trinkwasserleitungen durch die Wasserwerke erneuert.

Fragen zum Baugeschehen können per E-Mail an zeppelinbruecke@leipzig.de gerichtet werden.

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Es gibt 4 Kommentare

@David
Wer die 1990er und frühen 2000er Jahre in Leipzig überstanden hat, weiß was Stau wegen Baustellen bedeutet. Leipzig müsste mindestens doppelt so viele Baustellen betreiben, wenn die Infrastruktur insgesamt mal wieder besser werden soll. Leipzig – wie alle Städte in der Republik – baut erheblich zu wenig. Das reicht im Moment noch nicht mal für den Substanzerhalt.
Was die Brücken anbelangt, hat Leipzig das Problem, dass die Brücken der Jahrhundertwende ihr Lebensende erreicht haben. Zeitgleich gilt das leider auch für die Brücken aus der DDR-Zeit und Brücken der Nachwendezeit haben jetzt ihre ersten Instandsetzungen nötig, wenn sie auch mal 100 Jahre (und älter) werden sollen. Alles in allem keine gute Ausgangslage für eine Brückenstadt wie Leipzig.

@André
Die Brücke wird während der gesamten Bauzeit ab September gesperrt. Der Kfz-Verkehr der Wundtstraße wird an der Brücke vorbei geführt. Der Ost-West-Verkehr ist von der Brückensperrung nicht direkt betroffen.

War da nicht auch noch eine geplante Sperrung im Schleußiger Weg wegen der B2-Brückensanierung in diesem Zeitraum?

Na das wird sicher ein Spaß… Nachdem endlich alle Baustellen und Fahrbahnverängungen der Ost-West Verbindung über den Schleußiger Weg beendet sind, hat sich mein Arbeitsweg zeitlich einfach mal wieder um 40% verkürzt. Damit ist es dann wohl ab Juli auch wieder vorbei. Und wehe in den 3 Jahren (die Bauzeit wird doch ohnehin wieder überzogen) geht auch nur eine weitere Ost-West Verbindung kaputt. Achso… Wann starten nochmal die Bauarbeiten Georg-Schwarz Brücke?

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