Muss man eigentlich jedes Stück Land wieder bebauen, wenn mal Gebäude darauf standen, das Gebiet aber ganz offiziell im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald liegt? Das ist eine Frage, die der Ökolöwe für ein geplantes Bauprojekt direkt am Auensee stellt. Auf einer Brachfläche zwischen Auensee und Weißer Elster im Nordwesten von Leipzig will das Immobilienunternehmen phase 5 acht mehrstöckige Wohnhäuser mit Tiefgarage und 133 PKW-Stellplätzen bauen. Doch die Fläche liegt im Landschaftsschutzgebiet und Vogelschutzgebiet „Leipziger Auwald“.

Der Ökolöwe lehnt die Planungen ab. „Es kann nicht sein, dass schon wieder ins Schutzgebiet gebaut werden soll. Geht es so weiter, haben wir bald keine Natur mehr in der Stadt“, sagt Ökolöwen-Sprecher Marcel Otte. „Durch das Gebiet verläuft ein wichtiger Wanderkorridor im Biotopverbund entlang der Weißen Elster bis in das Leipziger Stadtzentrum. Die Fläche darf nicht bebaut werden und muss für den Biotopverbund aufgewertet werden.“

Tiere und Pflanzen seien darauf angewiesen, dass Biotope vernetzt sind. Durch Wanderkorridore können sie bei widrigen Bedingungen ausweichen und Artgenossen für die Fortpflanzung finden. Können sie das nicht mehr, sterben sie aus. Leipzig wachse immer weiter. Permanent bewillige die Stadt Ausnahmegenehmigungen für Bauprojekte in Leipzigs Schutzgebieten.

Die Folge: Stück für Stück werde die geschützte Natur so angegriffen und immer weiter verdrängt. Der Ökolöwe fordert von der Stadt deshalb ein absolutes Bauverbot in Leipzigs Schutzgebieten.

Das alte Rittergut

Konkret geht es um das Gebiet westlich des Schlosses Wahren in der Rittergutsstraße 23, die ja nicht grundlos seit 1929 den Namen Rittergutsstraße führt. Denn genau hier lag das Rittergut.

Schon im 13. Jahrhundert muss es hier ein Wasserschloss gegeben haben. Das Rittergut zu Wahren wurde um 1370 vom Ritter Johannes Porzik Ort zwischen Weißer Elster und Hundewasser errichtet. Bis zum Kauf des Anwesens um 1650 durch Heinrich von Stammer auf Arn- und Wallenstät hatte das Gut acht verschiedene Besitzer. Die von Stammers besaßen das Gut bis 1900. Das Gebäude ist eines der wenigen in Leipzig erhaltenen spätbarocken Bauwerke. Um 1916 baute der Fabrikbesitzer Richard Lindner das Herrenhaus in ein Wohnhaus um.

1976 wollte der Rat des Stadtbezirks Nord das Herrenhauses aufgrund erheblicher Bauschäden und fehlender Mittel zur Instandsetzung schon abreißen lassen. Doch das verhinderte die Denkmalpflege. Seit 1998 befindet sich das Gebäude in Familienbesitz und wurde Anfang 2000 denkmalgerecht saniert.

Das Gutsgelände

Während das kleine Schloss Wahren saniert und heute als Wohnhaus genutzt wird, liegt das Gelände westlich des Schlosses brach. Als es noch als Rittergut genutzt wurde, standen hier die Gutsgebäude – Stallungen und Scheunen. Die natürliche Westgrenze des Grundstück bildete bis 1934 das Hundewasser, ein Seitenarm der Weißen Elster, der dann im Zuge der Elsterregulierung zugeschüttet wurde und damit aus dem Stadtbild völlig verschwunden ist.

Die gewerbliche Nutzung des alten Gutsgeländes hat für eine erhebliche Kontaminierung des Erdreiches gesorgt, so dass hier in den vergangenen Jahen durch die Rittergut Grundstücksverwaltung mit Mitteln von Bund und Freistaat aufwändig saniert werden musste.

Eigentlich der ideale Zeitpunkt, das Gelände komplett wieder ins Landschaftsschutzgebiet einzugliedern und als Biotop zu entwickeln, findet der Ökolöwe: „Die Planungen widersprechen den naturschutzrechtlichen Bestimmungen und die durchgeführten artenschutzrechtlichen Untersuchungen sind nicht ausreichend. Aus unserer Sicht muss die Fläche weiterentwickelt und für den Biotopverbund aufgewertet werden!“

Das Problem aus Sicht der Stadt ist natürlich, dass ihr das Grundstück nicht gehört. Einzige Steuerungsmöglichkeit ist hier die über eine Bauleitplanung.

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Es gibt 3 Kommentare

@Robin w. Die von Ihnen aufgezeigte Situation nehm ich ähnlich wahr, beim Thema Bauen und Klimaschutz sind sich anscheinend alle Fraktionen einig. Ich empfinde es als sehr frustrierend. Das ist die bildhafte Ausbeutung des Planeten im Kapitalismus. Ehrlich kein Plan wen man noch wählen sollte.

@Bahnschranke: Das Stadtplanungsamt und der Baubürgermeister (der sogenannten Grünen…) – unterstützt durch die Fraktion – versucht seit Jahren, möglichst alles in Leipzig zum sog. “Innenbereich” zu deklarieren (auch wenn es sich physisch eindeutig um Außenbereich handelt), da dort so gut wie keine Beschränkungen für Bebauung jeglicher Art mehr bestehen. So auch an der Rittergutstraße. Da macht dann auch gerne der Amtsleiter des Amtes für Umweltschutz (von den sogenannten Linken) mit, v.a. gerne wenn dort große Investoren auf der Matte stehen… Letztendlich sind alle Fraktionen im Stadtrat dafür, dass mehr auch in die Schutzgebiete hinein gebaut wird…

Selbst wenn der Stadt das Grundstück gehöre würde, bin ich mir sicher der Herr D wäre bereit dort ein nicht weniger großes Projekt umzusetzen. Die Grünen über ihren Baubürgermeister: Dr. Tobias Peter. „In seiner Amtszeit als Göttinger Stadtbaurat hat er vieles von dem verwirklicht, was wir in Leipzig noch anstreben. Mit ihm wollen wir die Mobilitätswende, eine soziale und klimafreundliche Stadtentwicklung. Hahahahah

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