Im April wurde eine Grünfläche, die zwischen Festwiese und der Südwestseite des Stadions liegt, komplett asphaltiert. Bereits im März 2023 hatte der Stadionbetreiber einen entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt, damit dort die TV-Übertragungswagen abgestellt werden können. Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgte nunmehr im April. Doch auch für die Grünen-Fraktion im Leipziger Stadtrat ergeben sich jetzt Fragen zum Agieren der Stadt.

Denn es handelt sich um einen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald, zu dem nicht nur Wald, sondern auch Offenland und damit Grünland gehören. Für einen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet sind die Umweltverbände zu beteiligen.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nach der Kritik des Ökolöwen und nach Hinweisen aus der Bevölkerung eine Anfrage an den Oberbürgermeister zu den Eingriffen in das Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald gestellt, die in der nächsten Ratsversammlung zur Beantwortung kommen soll. Insbesondere soll die Stadt Auskunft dazu geben, wie und ob die Umweltverbände als Träger öffentlicher Belange einbezogen wurden und warum die Stadt kein entgegenstehendes öffentliches Interesse beim Eingriff in das Schutzgebiet sieht. Auch die Kommunikation der Stadt wird hinterfragt.

Die Anfrage der Grünen: Wie wichtig ist der Schutz des Auwaldes?

„Es geht um einen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Leipziger Auwald. Es ist dabei nicht entscheidend, ob es sich dabei ‚nur‘ um eine Rasenfläche handelt oder nicht. Denn diese geht offenbar unwiederbringlich dem LSG verloren und das muss aufgeklärt werden. Insbesondere verwundert, dass es offenbar keine formale Einbeziehung der Träger öffentlicher Belange gegeben hat“, kommentiert Jürgen Kasek, Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, die Anfrage.

Ein ganz sensibles Gebiet

Immerhin geht es hier um ein sowieso schon gefährdetes Stück Leipziger Auwald, der in Höhe Sportforum massiv eingeschränkt ist und seine Verbindungsfunktion zwischen Nord- und Südaue nicht wirklich erfüllen kann.

„Der Biotopverbund ist dabei insbesondere im Bereich des Elsterbeckens zwischen Hans-Driesch-Straße und Jahnallee ohnehin schon stark gestört, sodass ein Eingriff, der zu weiterer Versiegelung führt, hier besonders zu bewerten ist“, schreiben die Grünen in ihrer Anfrage. „Auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) der Stadt wird hier perspektivisch eigentlich eine Stärkung des Grünzuges angestrebt.“

Doch entsprechende Anträge im Stadtrat sitzt die Verwaltung immer wieder aus, wenn man zum Beispiel an die Forderung denkt, das künstliche Elsterbecken in ein natürliches Flussbiotop zu verwandeln.

„Allein der Eindruck, dass die Stadt hier im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft noch schnell vollendete Tatsachen schaffen wollte und dabei Belange des Umweltschutzes sekundär waren, erschüttert das Vertrauen und muss aufgearbeitet werden“, findet Jürgen Kasek.

„Die Aussage, dass an anderer Stelle Ausgleich geschaffen wird, überzeugt nicht. Wir versuchen gerade den strapazierten Auwald zu retten, indem wir ein Auwald-Entwicklungskonzept erarbeiten, und bemühen uns darum, ein Naturschutzgroßprojekt nach Leipzig zu holen – und an anderer Stelle gibt es neue Eingriffe, wobei noch nicht einmal geklärt ist, ob der Ausgleich überhaupt dem Auwald zugutekommt. Wir erwarten hierzu eine komplette Aufklärung!“

Und so ist eine ganz zentrale Frage: „Wo und in welchem Umfang wurden Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt und wie werden diese kontrolliert? Werden die Ausgleichsmaßnahmen zu Gunsten des Auwalds umgesetzt?“

Denn in der Regel erfolgen die Ausgleichsmaßnahmen in Leipzig meist erst hinterher, wenn ein Biotop verloren gegangen und bebaut worden ist. Und sie erfolgen selten in der Nähe.

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