Im Dezember 2023 ging in der Leipziger Ratsversammlung schon die Angst um, die Auflagen der Landesdirektion Sachsen zum Leipziger Haushalt könnten in den nächsten Jahren vor allem Investitionen verhindern, die nicht direkt der Zukunftsvorsorge dienen. So wie beim Bildungs- und Bürgerzentrum in Grünau (BBZ), über das schon seit 2012 diskutiert wird. Am 25. April war das BBZ dann tatsächlich selbst Thema in der Ratsversammlung.
Die Stadtverwaltung hatte ihr Wort gehalten. Die Landesdirektion hatte zwar eine Priorisierung der Investitionsprojekte der Stadt verlangt. Aber das hat nicht dazu geführt, dass die Vorplanungen zum BBZ in der Stuttgarter Allee gestoppt wurden. Am 25. April wurde nun der reguläre Planungsbeschluss zum „Bildungs- und Bürgerzentrum Grünau“ – Neubau eines Multifunktionsgebäudes, Stuttgarter Allee 13 – 15, gefasst.
Etwas später als geplant. Eine erste Fassung war schon 2023 fertig und wurde dann verschoben, was wohl Auslöser der Dezember-Unruhe war. Aber am Wesentlichen hat sich nichts mehr geändert. Die alte „Völkerfreundschaft“ am benachbarten Standort zeigt längst zu viele bauliche Probleme und ist auch vom Raumzuschnitt nicht praktikabel. Immerhin soll das neue BBZ gleich mehrere in Grünau beliebte Einrichtungen aufnehmen, kompakt und barrierefrei an einer Stelle.
Die Beschreibung in der Vorlage des Dezernats Jugend, Schule und Demokratie listet sie auf: „Laut Grundsatzbeschluss VII-DS-06858 ist am Standort Stuttgarter Allee 13 bis 15 ein multifunktionaler Neubau für die Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB), die Volkshochschule (VHS) und den Bürgerservice zu errichten.
Ebenfalls integriert wird der jetzt schon in der Stuttgarter Allee 19 bestehende ‚Stadtteilladen‘ für das Quartiersmanagement des Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung (AWS), ein Veranstaltungsbereich, inkl. Saal, Sporträume für die ortsansässige Bevölkerung und Vereine sowie ein offener Freizeittreff (OFT) des Amtes für Jugend und Familie (AfJF). Letztere ersetzen die Angebote der gegenwärtigen ‚Völkerfreundschaft‘ und erweitern diese.
Hierfür ist nach Abbruch der Bestandsgebäude Stuttgarter Allee 13 – 15 der Neubau eines aktuell 5-geschossigen Gebäudes geplant. Die komplexe Sanierung und/oder der Umbau der Bestandsbauten wurde bereits im Grundsatzbeschluss untersucht und aus wirtschaftlichen Gründen verworfen.
Laut Grundsatzbeschluss ist zudem anstelle des stark sanierungsbedürftigen und nicht mehr heutigen Erfordernissen entsprechendem Gebäudes der ‚Völkerfreundschaft‘, Stuttgarter Allee 9, der Neubau einer wettkampftauglichen 3-Feld-Sporthalle zu realisieren. Der dafür zu fassende Planungsbeschluss wird zeitgleich in den Stadtrat in einer gesonderten Beschlussvorlage eingebracht.“
Wie ist künftig die verkehrliche Anbindung des BBZ?
An Stelle der „Völkerfreundschaft“ soll dann eine neue 3-Feld-Sporthalle entstehen. So werde auch mit der schon bestehende „Grünauer Wellle“ ein attraktives Ensemble im südlichen Bereich der Stuttgarter Allee entstehen, betont das Amt für Schule, „welches die soziale, kulturelle und sportliche Entwicklung dieses zentralen Stadtraumes in Grünau unterstützt, weiterentwickelt und wesentlich aufwertet. Zudem schafft das BBZ neue niedrigschwellige und generationsübergreifende Angebote im Stadtquartier.“
Eigentlich alles klar. Wobei sich Linke-Stadtrat Sörn Pellmann eigentlich noch gewünscht hätte, dass die Stadt auch das ehemalige Gebäude der Post in der Stuttgarter Allee auf eine Verwendung als BBZ hin geprüft hätte. Das Gebäude steht seit geraumer Zeit leer und würde möglicherweise ohne so hohe Kosten ebenfalls gut zum BBZ umgebaut werden können.
Aber das sprach Pellmann am 25. April nur an. Der Antrag der Linksfraktion, zu dem er sprach, beinhaltete lediglich eine Prüfung für die verkehrliche Anbindung für künftige Besucher/-innen des BBZ. Denn bislang geht die Verwaltung davon aus, dass die Stellplätze hinter der „Grünauer Welle“ völlig ausreichen.
Der Linke-Antrag: „Die Verwaltung führt eine weiträumige Verkehrsuntersuchung in Grünau durch, um die Ziele und Quellen durch Neubauten wie dem Bildungs- und Bürgerzentrum auf die jeweiligen Verkehrsmittel und deren Infrastruktur zu ermitteln. Dabei werden sämtliche Zuwegungen berücksichtigt. Das Ergebnis wird im FA Stadtentwicklung/Bau bis Ende 2024 vorgelegt.“
Wobei die Frage ist, ob tatsächlich mehr Stellplätze gebraucht werden, auch wenn die AfD-Stadträtin Sylvia Deubel gleich wieder das Jammerszenario der Grünauer in den Ratssaal malte, die in letzer Zeit alle ein Auto kaufen mussten, weil fußläufige Angebote verschwunden sind. Dabei ist gerade die Stuttgarter Allee typisch für fußläufige Angebote. Eine Idee freilich, wie man das Autoproblem angehen könnte, hatte die AfD-Fraktion gar nicht vorgelegt. Weshalb diese Rede ziemlich sinnlos in der Luft hing.
Eröffnungstermin 2031
Abgestimmt wurde dafür der Linke-Antrag für eine weiträumige Verkehrsuntersuchung, die alle möglichen Verkehrsmittel umfassen soll. Sie bekam 41 Stimmen beiu 11 „Nein“ aus der Grünen-Fraktion.
Und natürlich wurde die Vorlage selbst abgestimmt, die ihrerseits mit 44 „Ja“ ein klares Votum erhielt. Hier stimmte die AfD-Fraktion dagegen, womit sich Deubels Rede erst recht als heiße Luft erwies.
Und wird jetzt gleich gebaut? Nein. Jetzt beginnt überhaupt erst einmal der lange Planungs- und Umsetzungsprozess. Für Mai 2027 rechnet Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus mit dem Baubeschluss, sodass im Sommer/Herbst 2028 Baubeginn sein und für Oktober 2031 mit der feierlichen Eröffnung des BBZ gerechnet werden könnte.
Nach den neuen Kalkulationen erhöhrt sich die Summe für dasProjekt von ursprünglich 33 Millionen Euro auf wahrscheinlich 41,7 Millionen Euro. Wobei das auch wieder nur die gestiegenen Baukosten des Jahres 2024 abbildet. Was das Ganze dann 2028 kostet, weiß ja noch niemand.
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