Dass Leipziger Ratsversammlungen auch völlig daneben liegen können mit ihren Abstimmungen, das war im Dezember 2023 zu erleben, als eine Mehrheit einem radikalen Antrag aus dem Ortschaftsrat Mölkau zustimmte, das dort befindliche sogenannte Feenwäldchen komplett abzuholzen und neu zu bepflanzen. Selbst die fachlichen Mahnungen des Amtes für Stadtgrün und Gewässer (ASG) wurden ignoriert. Jetzt könnte eine Petition den Unfug vielleicht noch stoppen.

Die Petition hatte die Bedenken, die das Amt für Stadtgrün in seiner Stellungnahme zum Antrag des Ortschaftsrats Mölkau geäußert hatte, aufgegriffen und gefordert, „das sogenannte Feenwäldchen nicht abzuholzen bzw. zu beräumen und neu anzulegen“.

Das Feenwäldchen

Das 11,5 Hektar große Waldstück war in DDR-Zeiten angepflanzt worden – aber mit Baumarten, die sich im Klimawandel überhaupt nicht als widerständig und standortgerecht erweisen. Entsprechend große Dürreschäden waren nach den heißen und trockenen Sommern 2018 bis 2020 zu beobachten.

Aber deswegen holzt man nicht einfach einen gewachsenen Wald ab, warnte das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Schon gar nicht, wenn – wie im „Feenwäldchen“ – längst schon eine Naturverjüngung zu sehen ist. Denn in der Natur gibt es keine Fehlstellen. Wo alte Bäume absterben – in diesem Fall auch durch Eschentriebsterben und Rußrindenkrankheit –, setzt binnen kürzester Zeit ein Verjüngungsprozess ein und standortgerechte Pflanzen erobern den frei gewordenen Raum.

Doch auch die Stadtratsentscheidung zeugte davon, dass das Wissen über Wälder und ihre natürlichen Verjüngungsprozesse bei den meisten Fraktionen gegen Null geht. Nichts ist stabiler als natürlich gewachsene Wälder.

Das "Feenwäldchen" bei Mölkau im Winter. Foto: Sabine Eicker
Das „Feenwäldchen“ bei Mölkau im Winter. Foto: Sabine Eicker

Und so bestätigt jetzt das Amt für Stadtgrün und Gewässer natürlich, dass der Petent recht hat. Dass es auch im „Feenwäldchen“ nur behutsamer Eingriffe benötigt, um die gröbsten Schäden zu beseitigen und natürliche Verjüngungsprozesse zu stärken. Mit einem eigentlich leicht verständlichen Satz auf den Punkt gebracht: „Das Zulassen der natürlichen Entwicklungsprozesse ist ressourcenschonend, fördert die biologische Vielfalt und trägt zur Erzielung stabiler Waldbestände bei.“

Jetzt lieber behutsam eingreifen

Dass das Wäldchen sichtbare Schäden aufweist, bestätigt das Amt natürlich.

„Durch die extrem trockenen Sommer der Jahre 2018 bis 2020 und 2022 ist es zu massiven Ausfällen bei den meisten Baumarten des Oberstandes gekommen. Besonders betroffen sind hiervon die Esche, durch das Eschentriebsterben und der Bergahorn durch die Rußrindenkrankheit“, schreibt das Amt für Stadtgrün und Gewässer.

„Der Bestand ist jedoch bereits zu großen Teilen durch Naturverjüngung der verschiedenen Baumarten im Unterstand geprägt, welche für die Bestandsentwicklung genutzt werden kann. Die Naturverjüngung steht somit als natürliche Ressource auf der Fläche zur Verfügung, die Pflanzen haben sich bereits etabliert, sind an den Standort angepasst und können somit für die Bestandsentwicklung genutzt werden.“

Und dann warnt das Amt zu recht davor, hier jetzt einfach in alter forstwirtschaftlicher Tradition alles platt zu machen und neu zu pflanzen: „Die Beräumung der vorhandenen Naturverjüngung ist auf einer Fläche dieser Größenordnung weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll bzw. vertretbar. Zudem wäre das Risiko einer Neuanlage im Zuge des Klimawandels nicht kalkulierbar. Es soll daher die natürlich zur Verfügung stehende Ressource ‘Naturverjüngung’ genutzt werden. Dort, wo Fehlerstellen vorhanden sind, werden Nachpflanzungen mit standortangepassten Baumarten durchgeführt. Das vorgeschlagene Vorgehen ist ökologisch zielführender, ressourcenschonend und verringert die finanziellen Auswirkungen.“

Und das Ganze würde die Stadt auch noch weniger kosten als die beschlossene Totalabholzung: „Die im Haushaltsantrag (VII-HP-08804) vorgesehenen Mittel in Höhe von 135.000 EUR werden bei Nutzung der Naturverjüngung nicht benötigt. Die zur Nachpflanzung der Fehlstellen benötigten Mittel in Höhe von ca. 10.000 EUR können aus dem Budget des Amtes für Stadtgrün und Gewässer bereitgestellt werden.“

Das alles könnte in den Jahren 2025 / 2026 umgesetzt werden. Und die Mölkauer könnten dabei auch noch etwas über natürliche Verjüngungsprozesse direkt vor ihrer Nase lernen. Und mit dem nötigen Wissen auch miterleben, wie sich vor ihrer Haustür ein standortangepasstes Wäldchen entwickelt.

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