Ob es neun Millionen Euro geben wird für die Entwicklung des Naturbads Nordost? Schmunzler jedenfalls holte sich CDU-Stadtrat Falk Dossin damit in der Ratsversammlung am 13. März ab, als er die Zahl einfach mal in den Raum stellte und einen Blick zum Finanzbürgermeister warf. Aber was die Weiterentwicklung des von den Anwohnern liebevoll genannten „Baggers“ einmal kosten wird, bezifferte die Vorlage, die am 13. März endlich zur Abstimmung kam, noch nicht.

Endlich, weil es dazu schon 2018 einen Vor-Ort-Termin mit den wichtigsten Beteiligten gab. Und 2019 – wie Falk Dossin gehört haben will – sogar schon eine fertige Konzeption. Die aber nicht in den Stadtrat gelangte.

„Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie musste das für 2020 geplante Bürgerforum ausgesetzt und verschoben werden. Eine Weiterarbeit mit Bürgerbeteiligung vor Ort war 2021 möglich“, geht die Vorlage aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer auf die Verzögerung ein.

„Die anschließende Fertigstellung der Entwicklungskonzeption mit Maßnahmenplan und Erarbeitung der vorliegenden Beschlussvorlage erfolgte 2022.“

„Seeterasse“ bleibt in kommunaler Hand

Und dann vergingen trotzdem noch einmal zwei Jahre, bis sich die Ratsfraktionen mit dem 90-seitigen Papier in den Ausschüssen beschäftigen konnten. Und dabei natürlich merkten, dass einiges noch fehlte. Und anderes hatte sich überholt – wie der mögliche Verkauf der Gaststätte „Seeterasse“ an einen privaten Käufer. Es fand sich seit 2017, seit nach einem solchen gesucht wurde, schlicht kein Interessent.

Also sollte man diese ziellose Suche aufgeben und die „Seeterrasse“ in kommunaler Hand behalten. Ein Ansinnen, das zuerst die Grünen-Fraktion aufgriff, das dann die Stadträte Steffen Wehmann (Linke), Dr. Tobias Peter (Grüne) und Falk Dossin (CDU) noch einmal präzisierten.

Denn die „Seeterrasse“ ist praktisch weit und breit der einzige kulturelle Leuchtturm im Leipziger Nordosten. Und wer den „Bagger“ im Sommer besucht, sieht, dass die Bewohner von Thekla und Umgebung diesen Ort brauchen und besuchen. Sodass es eigentlich nur folgerichtig ist, den Stadtratsbeschluss von 2017, der den Verkauf der Gaststätte vorsah, aufzuheben.

Herr Falk Dossin (CDU) im Leipziger Stadtrat am 13.03.24. Foto: Jan Kaefer
Falk Dossin (CDU) im Leipziger Stadtrat am 13.03.24. Foto: Jan Kaefer

Dieser Antrag von Peter, Wehmann und Dossin fand eine deutliche Mehrheit von 57:2 Stimmen in der Ratsversammlung.

Genauso wie der Antrag, den Steffen Wehmann und Falk Dossin zusammen verfasst hatten, hier am „Bagger“ ein regelrechtes „Stadtteilzentrum Nordost“ auf die Beine zu stellen: „Die Verwaltung beauftragt eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung eines ‚Stadtteilzentrums Nordost‘ unter Einbindung kultureller, sozialer Nutzungen und generationenübergreifender Freizeitangebote vorzulegen.

Die Studie soll in angemessener Form die Einwohnerinnen und Einwohner des Stadtteils beteiligen. Für die Studie werden im ASG die erforderlichen Mittel in Höhe von zusätzlich 45.000,00 EUR bereitgestellt. Die Ergebnisse der Studie werden dem Stadtrat bis spätestens 31.12.2024 per Informationsvorlage vorgelegt.“

Die Botschaft dieser Ratsversammlung war also deutlich: Endlich tut sich was am „Bagger“.

Der Natur wieder Raum verschaffen

Das betrifft auch die von den Grünen gewünschte Aufwertung des Naturraums. Denn auch was Artenschutz und Artenvielfalt betrifft, ist das einstige „Naturbad Nordost“ ein Kleinod im Osten. Das sollte unbedingt aufgewertet werden. Und langfristig sollte auch die Parthe in diesem Gebiet wieder zu einem naturnahen Fluss umgestaltet werden.

Dafür bekamen die Grünen mit 39:24 Stimmen auch eine Mehrheit. Man merkt schon: Wenn es um Naturschutz und Artenvielfalt in Leipzig geht, scheren einige Fraktionen immer wieder aus.

Aber das sind nun mal keine soften Themen. Und die Attraktion des Gebiets um den „Bagger“ lebt eben davon, dass hier noch ein erlebbares Stück Natur zu finden ist.

Herr Steffen Wehmann (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 13.03.24. Foto: Jan Kaefer
Steffen Wehmann (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 13.03.24. Foto: Jan Kaefer

Richtige Baumaßnahmen erst ab 2028

In der Vorlage aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer ist zumindest ein grober Zeitplan auszulesen, welche Maßnahme wann am „Bagger“ geplant sind. Hier sind zumindest schon einmal 1,75 Millionen Euro für die mittelfristigen Maßnahmen ab 2025 vorgesehen.

Zum mittelfristigen Maßnahmenpaket 2025 bis 2030 heißt es in der Vorlage: „Zur Umsetzung des mittelfristigen Maßnahmenpaketes im geplanten Zeitraum 2025 bis 2030 ist der Beschluss des Entwicklungskonzeptes für das Naturbad Nordost erforderlich. Der Kostenrahmen für diese mittelfristigen Maßnahmen beträgt gerundet 1,4 Millionen Euro.

Die detaillierte Aufteilung der Gesamtkosten in die einzelnen Jahresscheiben erfolgt mit der Haushaltsplanung 2025/26 ff. Die Investition wird über einen Bau- und Finanzierungsbeschluss im Jahr 2026 vorbereitet. Im Zusammenhang mit den Risiken der Kostensteigerung für die nächsten Jahre erfolgte ein pauschaler Kostenaufschlag in Höhe von 25 %. Damit ergibt sich ein Kostenrahmen für das mittelfristige Maßnahmenpaket in Höhe von 1,75 Mio. Euro.“

Wobei die tatsächlichen Baumaßnahmen erst 2028 beginnen sollen. Vorgesehen ist dabei: „Entwurfsplanung für die Freianlage ‚Bagger-Gesamtgebiet‘ (Sanierung Uferböschungen des ‚Baggers‘ mit Angelbereich, Wegesystem, angelagerte Nutzungsbereiche, Ausstattung, Vegetation, Kompensationsmaßnahmen …) auf Basis der vorliegenden Entwicklungskonzeption, Kostenberechnung, Überarbeitung Pflegekategorien/Folgekosten.“

Gebaut werden soll von 2028 bis 2030. Und erst danach geht es in die langfristigen Maßnahmen: die Renaturierung der Parthe, des ehemaligen Mockauer Parks und des ehemaligen Parthebades.
Dafür muss freilich noch ein Investitionsprogramm entwickelt werden.

Die Vorlage selbst bekam dann mit 51 Stimmen bei neun Enthaltungen ebenfalls eine klare Mehrheit.

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