Gleich zwei Anträge zum Küchenholz hatte der Stadtbezirksbeirat Südost im Dezember in die Ratsversammlung gegeben – einen zu den Wegen in der Parkanlage selbst und einen zur Küchenholzallee, die eine der wichtigsten Radverbindungen in den Südosten ist. Zu letzterer hat das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) deutlich länger gebraucht, eine Stellungnahme zu schreiben. Denn im Südosten will man endlich ein konkretes Datum.
„Bei den Wegeverbindungen im Küchenholz handelt es sich um einen viel genutzten Rad und Fußweg, dessen derzeitige Beschaffenheit in großen Teilen außerordentlich schlecht ist“, hatte der Stadtbezirksbeirat in seinem Antrag geschrieben.
„Vorrangig handelt es sich um sandgeschlämmte Wegoberflächen, die im Bereich der Kleingartenvereine bereits vor einigen Jahren teilweise instandgesetzt wurden. Durch die langjährige intensive Nutzung und witterungsbedingter Schäden genügt die Allee den aktuellen Ansprüchen nicht mehr. Wir beantragen keine Veränderung der Oberflächenstrukturen der Wege, sondern nur die Erneuerung der vorhandenen Allee.
Die Aufarbeitung der Wegeverbindungen dient der Erhöhung der Freizeit- und Erholungsfürsorge für die Menschen unserer Stadt und ihren Gästen. Sie fördert den Radverkehr und führt zu einer besseren Erreichbarkeit des Waldgebietes. Alles das liegt im Spektrum der strategischen Ziele unserer Stadt.“
Eine lange Geschichte
Die Küchenholzallee taucht immer wieder als Thema im Stadtrat auf. 2023 hatte die SPD-Fraktion eine Sanierung der Piste beantragt.
2020 hatte die Stadt die Sanierung nicht vor 2023 angekündigt. Jedenfalls nicht vor Beginn der Bauarbeiten in der Dieskaustraße.
Aber das Jahr 2023 ist vorbei. Die Stadt hat die Gelegenheit, diese Strecke wetterfest zu machen, einfach verstreichen lassen.
Obwohl sie weiß, dass es die einzige wirklich sinnvolle Ausweichroute für Radfahrer in den Südwesten ist. Das bestätigt auch das VTA in seiner nun vorgelegten Stellungnahme zur Küchenholzallee: „Das Anliegen des Antrags wird geteilt. Bei der Küchenholzallee handelt es sich um eine gut genutzte Rad- und Fußwegeverbindung im Volkspark Kleinzschocher, die im HauptnetzRad als IR III-Verbindung klassifiziert ist.
Die Küchenholzallee besteht aus einer doppelten, parallelen Wegeführung: einem östlichen sehr breiten Weg mit Waldboden und einem westlichen schmalen Weg mit einer Unterlage aus sehr altem, sich auflösendem Asphalt. Die für eine IR III-Verbindung festlegten Qualitätsparameter werden derzeit nicht erreicht, insbesondere bei und nach Regen ist der breite Weg in keinem guten Zustand.“
Aber oberste Priorität bekommt die Küchenholzallee dafür bei den Leipziger Planern trotzdem nicht.
Keine oberste Priorität
„Im aktuell vorliegenden Radverkehrsentwicklungsplan 2030+ ist die Küchenholzallee in der Anlage 5 unter Asphaltierungsbedarf mit der Priorität 2 ausgewiesen. Entsprechend dieser Priorisierung ist die Maßnahme nicht im Aktionsprogramm Radverkehr 2023/24 verankert“, schreibt das VTA.
„Auch in der Gesamtabwägung aller Vorhaben im Bereich Mobilität hat sich im Zuge der Fortschreibung des Rahmenplans zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie keine Priorisierung für das kommende Haushaltsjahr 2025/26 ergeben. Die Küchenholzallee ist deshalb in der Anlage 2 des Rahmenplans, der Maßnahmenliste 2027 ff, unter der Projektnummer Mobi2030_II_10_R_76 enthalten.“
Was eben nur heißt, dass eine Priorisierung für den Doppelhaushalt 2027/2028 geprüft werden soll. Ob die Küchenholzallee dann hochgestuft wird, ist völlig offen.
Das VTA betont dazu, dass es vor allem um die zur Verfügung stehenden Finanzmittel geht: „Eine frühere Umsetzung kann nur durch eine zeitliche Verschiebung anderer Vorhaben erreicht werden. Unabhängig davon wird die wegweisende Beschilderung der Verbindung im Rahmen einer zu erstellenden Wegweisungskonzeption für den Radverkehr insgesamt betrachtet. Damit wird sichergestellt, dass die Wegweisung Teil einer gesamtstädtischen Konzeption ist.“
Das VTA empfiehlt deshalb die Ablehnung des Antrags. Denn wenn der Stadtrat trotzdem zustimmt, muss eine andere Maßnahme aus dem Radverkehrsentwicklunsplan gestrichen werden.
Es gibt 3 Kommentare
Guten Morgen,
nur mal so als kleine Anmerkung: Es muß nicht immer zwingend auf “Asphalt” gepocht, wenn es um Teilversiegelung von Verkehrsfläche geht. Ich würde sogar eher wagen zu behaupten, daß gerade Radverkehrsachsen in Feucht- und Schwemmgebieten mit angerauten Klinkern, so wie in den Niederlanden, besser “geglättet” werden können. Auf diese Art lassen sich auch schnell und kostengünstig Schäden durch überschwere Gefährte reparieren, einfach die Klinker rausholen, entfrosten, planieren und wieder zupflastern. Abgenutzte Klinker lassen sich schlicht und einfach austauschen, ohne Säge, Teer und Interimsasphalt.
Dann wäre jedoch eventuell das Gejammere der Ölfraktion etwas lauter…
Sebastian Thurm
Weiß man, lieber Autor, welche andere Radverkehrsentwicklungsplansmaßnahme demgegenüber wegfallen könnte oder sollte?
Ich habe noch eine marginale Anmerkung zum Text des Stadtbezirksbeirats Südost. Die schreiben “… und einem westlichen schmalen Weg mit einer Unterlage aus sehr altem, sich auflösendem Asphalt.” Das ist kein Asphalt, das ist Braunkohleteer https://de.wikipedia.org/wiki/Asphalt#Begriffsabgrenzung – wie zu erheblichem Anteil weiland in den Siebzigern und Achtzigern hier und überall in der DDR als Straßendecke ausgebracht. Da das Material eine grobe, raue Oberfläche bildet, ist es auch frostanfällig. Der Weg konnte also gar nicht anders, als über die Jahrzehnte zu zerbröseln. Ich war neulich erst genau darauf langgefahren, und ich mußte den Velolenker gut festhalten. Ich bin sicher, daß man die ggw. Oberschicht abfräsen und dann tatsächlich Asphalt ausbringen könnte, und das wäre bestimmt nicht teuer, denn man könnte den Unterbau belassen. Ob eine solche nicht teure Lösung allerdings mit den Vorstellungen der Bauwirtschaft einhergehen würde, ist zu bezweifeln.
Es ist immer wieder frapierend, wie schwer sich die Verwaltung mit der wetterfesten Herstellung von Rad- und Fußwegen anstellt. Da gibt es recht unterschiedliche Ansichten zum Thema “wetterfest” bei den Ämtern, auch wenn selbst der ADFC für Hauptradwege im Auwald für die Aspaltierung plädiert und die für Außenstehende nicht zu verstehenden Zuständigkeiten für Fuß- und Radwege, die über verschiedene Ämter verteilt sind. Bei Fuß-und Radwegen kocht anscheinend jedes Amt so sein eigenes Süppchen, und die Hauptentscheider (Dezernenten oder Bürgermeister) lassen das auch noch zu. Das sollte sich ein Amt wie das vta mal mit den innerstädtischen Straßen erlauben, da wäre schon in der örtlichen Massenpresse die Hölle los…