Nun zieht das Tempo an: „Der künstlerische Wettbewerb für das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig ist in seine heiße Phase getreten“, heißt es seitens der Stiftung Friedliche Revolution. Am Mittwoch, dem 6. März wurde in der „DenkmalWerkstatt Hansahaus“ in der Grimmaischen Straße der weitere Fahrplan für das Projekt vorgestellt, welches 2014 im ersten Anlauf gescheitert war.
Demnach wird der künstlerische Wettbewerb für den Denkmalsentwurf im Bereich des Wilhelm-Leuschner-Platzes Anfang Juni beginnen. Insgesamt 36 Kunstschaffende werden dann laut Plan mit dem Entwurf ihrer Konzeption zur Umsetzung der Wettbewerbsaufgabe betraut werden. Wichtig dabei seien „eine künstlerisch zeitgemäße Gestaltung“, eine verständliche Bildsprache und ein Konzept, wie das Denkmal mit dem Quartier rund um die Neugestaltung des Platzes verzahnt werden soll.
Die Frist zur Einreichung der Beiträge endet Anfang September 2024, am 2. Oktober soll der Siegerentwurf aus den anonymisierten Beiträgen bekannt gemacht werden. Vorgesehener Baubeginn: Oktober 2025, das Gesamtbudget für den Sieger wird mit sechs Millionen Euro veranschlagt. Zudem stehen insgesamt 80.000 Euro Preisgeld für die drei Erstplatzierten zur Verfügung.
Ergebnisse des Freiflächen-Wettbewerbs am Freitag
Nach aktuellem Stand der Dinge sollen Ende dieser Woche die Ergebnisse des Freiflächen-Wettbewerbs vorliegen, um die Frage zu klären, welcher Bereich des Wilhelm-Leuschner-Platzes für das Denkmal zur Verfügung steht, erklärte Benjamin Hossbach von Berliner Wettbewerbsbüro „phase eins“, welches mit der Steuerung des Wettbewerbs beauftragt ist.
Zugleich steht Künstlerinnen und Künstlern ab kommendem Dienstag, dem 12. März, wieder eine Bewerbungsmöglichkeit zur Teilnahme am Wettbewerb für das Denkmal offen. 24 Bewerbungen werden Ende April ausgewählt, die dann gemeinsam mit den bereits im November 2023 eingeladenen Kandidaten ins Rennen gehen. Von den zwölf Angefragten aus dem In- und Ausland hätten hier aktuell zehn bereits zugesagt.
OBM Jung: Das Projekt ist „aktueller denn je“
OBM Burkhard Jung äußerte sich bei der Vorstellung der Pläne am Mittwoch zuversichtlich ob des ehrgeizigen Zeitplans für das Denkmal: „Ich freue mich sehr, dass der Tag heute so möglich ist“, meinte er mit Blick auf das angepeilte Datum 2. Oktober 2024 zur Bekanntgabe des Siegerentwurfs.
Das Denkmal sei „aktueller denn je“, so das Stadtoberhaupt mit Blick auf den 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution und den 75. Geburtstag des Grundgesetzes in diesem Jahr, die anstehenden Wahlen in Leipzig und Ostdeutschland sowie die politischen Konflikte der Zeit: „Es gibt eine wirklich reale Gefahr der Unterhöhlung der Demokratie durch extremistische Kräfte von rechtsaußen.“ Auch in diesem Kontext sei das Denkmal zu betrachten.
Für die Stiftung Friedliche Revolution plädierte Gesine Oltmanns dafür, beim geplanten Denkmal von einer Leipzig-zentrierten Perspektive wegzukommen, es habe eine nationale Bedeutung im Kontext der Demokratiegeschichte, so die Bürgerrechtlerin, zumal auch die Friedliche Revolution eng mit den Freiheitsbewegungen in Ost- und Mitteleuropa verbunden sei.
Zugleich sei man froh, mit dem Büro „phase eins“ einen verlässlichen Partner für die Koordination des Wettbewerbs zu haben. In diesen und die Arbeit der 24-köpfigen Jury mische man sich als Stiftung selbst nicht ein, betonte Oltmanns: „Wir sind im Auftrag der Stadt begleitend tätig.“
Kooperationen und Tour durch Westdeutschland
In diesem Sinne soll eine Wanderausstellung zum Denkmal, die im Herbst 2023 in Leipzig öffnete und nach Stiftungsangaben in vier Wochen mehr als 4.000 Menschen anzog, ab Mai auf „Westreise“ gehen. Geplante Stationen sind Frankfurt am Main, Karlsruhe, Nürnberg, Hannover und am Ende Bonn. Zusätzlich stehen für die Stiftung eine Teilnahme mit Informationsstand und Veranstaltungsformate bei der nahenden Buchmesse auf dem Programm.
Außerdem sollen Kooperationen mit dem Buchkinder Leipzig e.V. und dem Theater der Jungen Welt auch Kinder und Jugendliche dazu anregen, sich beispielsweise im Rahmen von Workshops und einem Stadtrundgang mit Themen wie Demokratie, Diktatur und Freiheit auseinanderzusetzen.
Klare Botschaft: Wir haben aus Fehlern gelernt
Die jetzt ab Herbst 2025 geplante Errichtung des Denkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geht ursprünglich auf einen Beschluss des Deutschen Bundestags vom Dezember 2008 zurück. Ein im Juni 2009 gestartetes Wettbewerbsverfahren für Leipzig wurde dann aber fünf Jahre darauf vorerst auf Eis gelegt.
Ein Auftrag zum zweiten Anlauf durch den Stadtrat an die Stiftung Friedliche Revolution war 2021 erfolgt und 2022 endgültig gebilligt worden. Man habe aus den engstirnigen Vorgaben und Planungsfehlern, die das Projekt vor zehn Jahren vorläufig zum Scheitern verurteilten, diesmal gelernt, hieß es am Mittwoch.
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