Eigentlich hatten sich die Grünen gewünscht, dass die Stadt schon 2022 eine Machbarkeitsstudie zur Umwandlung des Elsterbeckens vorlegt. Das wurde dann in der entscheidenden Ratssitzung am 13. April 2022 noch in „im Verlauf des Jahres 2023“ geändert. Aber das Jahr 2023 ging vorbei, ohne dass dazu ein Pieps aus der Verwaltung zu hören gewesen wäre. Was jetzt den Ökolöwen auf den Plan ruft, der die Stadtverwaltung auffordert, den Ratsbeschluss zum Elsterbecken endlich umzusetzen.

Denn ökologisch ist das Elsterbecken eine Katastrophe. „Das Elsterbecken ist eine riesige Schlammgrube mitten in Leipzig, die weder den Leipzigerinnen und Leipzigern noch der Natur nutzt“, stellt der Ökolöwe fest.
Deshalb habe er vor zwei Jahren die Vision einer renaturierten Flusslandschaft im Elsterbecken veröffentlicht, die dann im Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen ihren Niederschlag fand.

Der Stadtrat beauftragte die Stadt im April 2022 damit, bis Ende 2023 zu prüfen, wie diese Vision umgesetzt werden kann. Bis heute gibt es die Studie nicht, kritisiert der Ökolöwe.

„Wir Ökolöwen fordern, dass die Auenlandschaft in der Stadt erlebbar ist! Durch die Renaturierung des Elsterbeckens entstehen neue Lebensräume für Wildtiere und Grünflächen, die zum Erholen und Sporttreiben einladen“, erklärt Ökolöwen-Sprecher Marcel Otte. Ein natürlicher Fluss im Becken sei außerdem wichtig, um die Durchgängigkeit für Sedimente wie Kies, Sand und Schlamm wiederherzustellen. Ein wichtiger Baustein, um den nördlichen Auwald zu retten.

Alte Träume vom Wassertourismus

Doch das Umdenken in den zuständigen Fachämtern der Stadt geht augenscheinlich unendlich langsam voran.

In einer Antwort an die Grünen-Fraktion vom Dezember 2022 antworte das Amt für Stadtgrün und Gewässer noch denkbar schwammig: „Bestandteil des Auenentwicklungskonzeptes Südaue ist auch der Umgang mit dem Elsterbecken. Dieses berücksichtigt die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie inklusive Sedimenthaushalt für die Gewässer 1. Ordnung im Gewässerknoten durch den Freistaat Sachsen.

Die Ergebnisse sind bei der Fortschreibung des Integrierten Gewässerkonzeptes, welche in Federführung des Freistaates Sachsen und kooperativer Mitwirkung der Stadtverwaltung erfolgen muss, zu berücksichtigen. Die Mitwirkung erfolgt speziell unter dem Fokus der Auenentwicklung und der gebotenen wasserwirtschaftlichen Randbedingungen für die städtischen Mühlgräben.“

Mit dem Verweis auf das Auenentwicklungskonzept Südaue, das erst nach dem Konzept zur Nordwestaue angepackt wird, rutscht das Projekt Elsterbecken irgendwann in die Zeit nach 2030. Das ist viel zu spät.

Touristische Hintertürchen

Dass das durchaus eine Antwort mit lauter Hintertürchen war, sieht man, wenn in derselben Antwort immer wieder die gegeneinander abzuwägenden Nutzungsansprüche betont werden. Als wenn Nutzungsansprüche überhaupt ein Argument dafür sind, die Renaturierung von Gewässern zu verhindern. Eigentlich trifft das Gegenteil zu: Nutzungsansprüche müssen zurückgenommen werden, sonst sind Renaturierungen oder naturnahe Entwicklungen gar nicht möglich.

Das trifft auch auf den völlig überdimensionierten und rein touristisch gedachten Harthkanal zu, dessen Planungen die LMBV gestoppt hat, als klar wurde, dass die tatsächlichen Kosten den Projektrahmen völlig sprengen.

Aber beharrlich betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer: „Die vorliegenden Erkenntnisse geben keinen fachlichen Anhaltspunkt dazu, o. g. Projekte nicht umsetzen zu können. Beispielhaft sei der Harthkanal benannt. Der Harthkanal wirkt multifunktional, so zur Überschusswasserableitung, zur Ableitung von Hochwasser sowie für den Wassertourismus. Zurzeit wird das Überschusswasser vom Zwenkauer See in den Cospudener See gepumpt, was weder nachhaltig noch ausreichend für die optimale Hochwasserentlastung ist.“

So wird mit „Multifunktionalität“ wieder das touristische Großbauwerk verteidigt, das für die Überschusswasserableitung überhaupt nicht gebraucht wird. Und so stellt der Ökolöwe auch trocken fest: Geht es um die naturnahe Entwicklung von Gewässern und Auwald, ist bei der Leipziger Stadtverwaltung keine Entschlossenheit zu erkennen.

„Immer wieder werden die notwendigen Maßnahmen aufgeschoben, während der Auwald weiter vertrocknet. Das Elsterbecken muss endlich zum Leben erweckt werden!“, fordert Ökolöwen-Sprecher Otte.

Die Renaturierung des Elsterbeckens ist eine Forderung des Ökolöwen-Appells „Mehr Grün für Leipzig“. Unter mehrgruen.oekoloewe.de/elsterbecken-renaturieren kann jede Leipzigerin und jeder Leipziger den Appell unterzeichnen.

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Die Idee der Renaturierung oder Revitalisierung ist bereits sehr alt. Soweit ich weiß hatte diese Idee sogar die LTV gut gefunden (die jährlichen Sedimentberäumungen sind extrem teuer), das Amt für Stadtgrün und Gewässer und die Spitze der Verwaltung und Politik hatten aber von einer Ruderregattastrecke für Olympia geträumt, später (und noch immer) war für die Gewässer das WTNK (Wassertouristisches Nutzungskonzept) das allerallerwichtigste, insbesondere der WTNK-Bürgermeister Rosenthal ist da ein besonders aktiver Lobbyist für den Massentourismus.
Das Elsterbecken muss sich natürlich einfügen in ein Gesamtprojekt einer Revitalisierung des Auensystems; Neukonzeption des Gewässerknotens, Aufhöhung der Sohlen von Nahle (über die eigentlich die Flutungen erfolgen müssten) und Neuer Luppe (mit dem Ziel einer Umgestaltung zum Hochflutbett), Einbeziehung der Alten Luppe usw. usf. Die bisher bekannten Planungen zur sog. Lebendigen Luppe führen NICHT zu einer Auenrevitalisierung, und auch die bisherigen Konzeptionen für ein Naturschutzgroßprojekt (Auenentwicklungskonzept) erfüllen dies kaum ansatzweise.
Der Ökolöwe sollte vorsichtig sein, in eine Visionslandschaft Paddelboote und Sportstätten ezu malen und von Erholen und Sporttreiben zu sprechen. Das kann ein gefährliches Einfallstor für die WTNK-Visionen der Stadt sein! Wenn ich das richtig sehe ist auf dem Visionsbild sogar eine neue Brücke über das Elsterbecken zu sehen. Davon träumt z.B. auch Red Bull. Eine solche neue Brücke muss unbedingt verhindert werden. Das Elsterbecken muss ein Natur- und Ruheraum werden, zumal hier der wichtige und enge Verbund zwischen der Nord- und Südaue lokalisiert ist!

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