Das eigentlich schon für Ende 2022 versprochene Auenentwicklungskonzept lässt nach wie vor auf sich warten. Dafür beschloss der Stadtrat im Dezember 2023 die Antragsskizze „Naturschutzgroßprojekt zur Revitalisierung des Leipziger Auensystems“, mit der 46 Millionen Euro gesichert werden sollen, mit denen die wichtigsten Maßnahmen in der Nordwestaue finanziert werden sollen. Eine davon ist auch die Anhebung der Neuen Luppe, ein Projekt, das jetzt auch der Ökolöwe besonders thematisiert.

Denn die Zeit drängt. Die Dürrejahre seit 2018 haben dem Auwald gewaltig zugesetzt. Ihm fehlt das Wasser und er vertrocknet. Das Problem: Eingedeichte und begradigte Fließgewässer, wie die Neue Luppe im Nordwesten der Stadt. Die tief in den Boden eingeschnittene Neue Luppe zieht das Wasser aus der Landschaft und entwässert den Auwald.

Daher appelliert Ökolöwen-Sprecher Marcel Otte an die Verantwortlichen, schnell zu handeln: „Wir können den Auwald nur erhalten, wenn die Neue Luppe zu einem naturnahen Fluss wird. Sie ist der Schlüssel zur Rettung des Auwaldes!“

Eine renaturierte Neue Luppe birgt ein riesiges Potenzial, so der Ökolöwe. Denn sie kann den Auwald regelmäßig überfluten und so das Ökosystem wiederherstellen.

Zu sehen ist die Neue Luppe heute und wie sie einmal aussehen könnte. Foto und Visualisierung: Ökolöwe
Die Neue Luppe heute und wie sie einmal aussehen könnte. Foto und Visualisierung: Ökolöwe

„Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadt endlich handelt“, sagt Otte. „Wie bisher darf es nicht weitergehen! Die Stadt muss jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen, damit der Auwald nicht endgültig austrocknet.“

Soweit der Hochwasserschutz es zulässt, müssen die Deiche zurückgebaut und die Sohle der Neuen Luppe angehoben werden. Wie das aussehen kann, hat der Ökolöwe für einen Abschnitt der Neuen Luppe visualisiert.

Höhere Wasserspiegellagen

Im letzten Dezember beschlossenen Antragspaket der Stadt wird auch skizziert, was die Stadt tatsächlich in den nächsten Jahren an der Neuen Luppe und der ebenso tief ins Gelände geschnittenen Nahle ändern möchte.

„Zur Zielerreichung sind nach heutigem Kenntnisstand folgende hydrologische Maßnahmen anzustreben“, heißt es da, und es folgen die „Erhöhung der Wasserspiegellagen durch Sohlaufhöhung insbesondere der Neuen Luppe sowie der Nahle durch Sohlanhebungen (ggf. auch temporäre Aufstauung mithilfe flexibel steuerbarer Wehre im Sinne einer ggf. schneller umsetzbaren Lösung) als Voraussetzung für die Wiederanbindung der Aue an das Fließgewässersystem“.

Dazu: „Deichöffnungen bzw. Deichschlitzungen“ und „Gewässer- und Uferprofilierungen (u.a. Teilabsenkung des Vorlandes) zur Förderung unterjähriger Ausuferungen und von Weichholzauenstandorten“ sowie die „Förderung einer naturnahen Entwicklung der Gewässerstrukturen und der Uferzonen (u.a. Gewässerrandstreifen) und Erhöhung der Abflussrauigkeit durch Einbringung von Störelementen (z.B. Totholz).“

Wenn das alles so umgesetzt wird – und zwar ohne Provisorien wie „flexibel steuerbarer Wehre“, sondern so konsequent, wie es der Ökolöwe bildlich dargestellt hat, könnte auch die Neue Luppe zu einem naturnahen und erlebbaren Fließgewässer werden. Ein Fließgewässer, das dem Auwald nicht weiter das Wasser entzieht, sondern sogar einen neuen Reichtum von Wasserbiotopen ermöglicht.

Die Rettung des Leipziger Auwaldes ist eine Forderung des Ökolöwen-Appells „Mehr Grün für Leipzig“. Unter mehrgruen.oekoloewe.de/auwald-retten kann jede Leipzigerin und jeder Leipziger den Appell unterzeichnen.

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Ich will nur noch einmal als Überblick eine Kurzfassung des jetzigen Planungstandes geben:

– im November 2023 wurde das Projekt Lebendige Lupe abgeschlossen mit Empfehlungen zur weiteren Revitalisierung der Aue, hier ein Auszug aus dem Maßnahmekatalog:
“Um größere Teile der Auenlandschaft mit einer naturnäheren Auendynamik zu erreichen, ist die Erarbeitung von konkreten Maßnahmen zwischen Kleiner Luppe und Pfingstanger ein wichtiges Ergebnis. Die Maßnahmen bestehen aus der Wiederherstellung eines verzweigten Fließgewässers von 13 Kilometern Länge, das in Teilen im Burgauenbach und ehemaligen Flutrinnen verläuft und bei einem maximalen Wasserdurchfluss von 5 Kubikmetern pro Sekunde voraussichtlich bis zu 120 Hektar der Aue temporär überflutet wird. Gleichzeitig werden trockengefallene Lachen und Kolke wieder zeitweise mit Wasser bespannt, so dass sie für die Amphibien als Laichhabitat nutzbar sind und große Teile der Ackerflächen im Pfingstanger wieder in auentypisches Grünland überführt werden. Zum Jahresende werden bei der Landesdirektion die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren, als Voraussetzung für die Umsetzung eingereicht. Zurzeit befindet sich das Projekt in der Plausibilitäts- und Vollständigkeitsprüfung bei der Landesdirektion.”

– im Dezember beschloss der Stadtrat die Bantragung zum Förderinstrument des Naturschutzgroßprojekes (NGP) mit Informationsvorlage-Nr. VII-Ifo-08909, hier ein Auszug zum Planungszeitraum:
Die Gesamtlaufzeit des Projektes wird auf 13 Jahre beantragt, die sich in zwei Phasen
differenzieren:
• Planungsphase (Phase I) – Erstellung Pflege- und Entwicklungsplan: Die
Planungsphase umfasst 3 Jahre und soll ab Mitte 2024 starten. Hier kann bereits auf
umfangreiche Planungen (u. a. Auenentwicklungskonzept sowie Projekt Lebendige
Luppe) aufgebaut werden.
• Umsetzungsphase (Phase II): Im Anschluss an die Planung wird in den folgenden 10
Jahren ein Teil der im Pflege- und Entwicklungsplan festgesetzten Maßnahmen in
festgelegten Fördergebieten innerhalb der Planungskulisse umgesetzt. Aus
finanziellen und zeitlichen Gründen können nicht alle Maßnahmen des Pflege- und
Entwicklungsplan innerhalb der Laufzeit von Phase II realisiert werden.
15/16
Diese Einschränkung betrifft u. a. auch das Projekt Lebendige Luppe, weshalb
Bauabschnitt 1–3 nur teilweise umgesetzt werden kann und weitere Fördermittel für
die Umsetzung eingeworben werden müssen

Bei Besätigung des NGP könnte also die Planungsphase I ab Mitte 2024 beginnn mit 3 Jahren Laufzeit bis 2027! Also 3 weitere Jahre für mögliche Planungen, ehe erforderliche Maßnahmen vorbereitet werden, was wiederum mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Die erforderlichen Maßnahmen sind aber vom Konzept Lebendige Luppe bekannt. Somit könnten die Bürger erst nach 2030 erste Ergebnisse sehen. Die Frage ist also, ob der Auwald im Bestand uns soviel Zeit lässt. Mit diesen Aussichten kann man das Anliegen des Ökolöwen nur unterstützen.

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