Schon die geplante Parkpalette im neuen Masterplan für das Sportforum sorgte für Diskussionen. Denn für eine Beteiligung an internationalen Fußballturnieren werden die entsprechenden Stellplätze zwar verlangt – im normalen Fußballspielbetrieb aber braucht sie niemand. Im Gegenteil: Das Anlocken von motorisierten Stadionbesuchern sorgt an den Verkehrsknoten rund ums Sportforum heute schon für Probleme. Und nun wird gar über ein zweites Parkhaus debattiert.

Womit die ganze Diskussion um die Anbindung des Sportforums wieder genau da anzugelangen scheint, wo sie vor zehn Jahren schon einmal stecken geblieben ist, weil sich einige politische Akteure in der Stadt einfach nicht vorstellen können, dass man auch mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zum Fußballspiel fahren kann. Das war eigentlich mal Sinn des vom Stadtrat beauftragten Verkehrskonzeptes Sportforum, das aber bis heute nur in Bruchstücken umgesetzt wurde.

Angesichts der aktuellen Diskussion um die Errichtung von gar zwei Parkhäusern am Sportforum fordert die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen jetzt endlich ein belastbares Mobilitätskonzept als Entscheidungsgrundlage, also genau das, worum seit über zehn Jahren so ein Eiertanz gemacht wird. Selbst beim Neubau der Feuerbachschleife der LVB hat man das einfach ignoriert und wieder so klein geplant, wie die Wendeschleife schon vorher war. Statt die Chance zu nutzen, deutlich mehr Umsteigekapazitäten für Straßenbahnnutzer zu schaffen.

Und dazu kommt, dass Parkhäuser sich nicht rechnen, wenn sie nur zu großen Spielen ausgelastet sind. Eine wirtschaftliche Betreibung der Parkhäuser stellt die Grünen-Fraktion deshalb infrage und fordert stattdessen die Nutzung bestehender Parkhäuser.

Die Verkehrsprobleme entstehen rund ums Sportforum

„Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer ja zu zwei Parkhäusern am Sportforum sagt, der muss sich fragen lassen, ob er auch ja zu Staus, Verkehrschaos und der Behinderung von Straßenbahn, Bus, Rad- und Fußverkehr bei Großveranstaltungen sagt“, geht Kristina Weyh, Stadträtin und verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, auf all die heute schon bei ganz normalen Spiele sichtbaren Verkehrsprobleme ein.

„Ein Parkhaus oder gar zwei davon verschärfen die bereits jetzt bestehenden Probleme vor Ort und ziehen zu Großveranstaltungen weiteren Park-Suchverkehr nach sich. Schon in der heutigen Situation behindern sich der Polizei zufolge Fußgänger/-innen und PKW an der Kreuzung Jahnallee/Marschnerstraße extrem, der PKW-Verkehr Richtung Stadion und zurück kann nicht fließen, weil einfach zu viele Menschen unterwegs sind.

Und auch die Fläche am Cottaweg, wenn sie zur Verfügung steht, sorgt laut Aussagen der Polizei für deutlich mehr Verkehrsbehinderungen, weil An- und Abfahrt zu Rückstau führen sowie den Fuß- und Radverkehr behindern.“

Eigentlich müssten am Sportforum nicht noch mehr Stellplätze geschaffen werden, sondern deren Zahl müsste deutlich reduziert werden. Anders bekomme man die Verkehrsprobleme nicht in den Griff, sagt Dr. Tobias Peter, Fraktionsvorsitzender und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion: „Die Stadt muss sich ehrlich machen und die bestehende Stellplatzverpflichtung reduzieren. Die 2019 beschlossene Stellplatzsatzung, die auch Sportstadien und -hallen umfasst, lässt im Zuge einer Erneuerung der Baugenehmigung eine Unterschreitung der Stellplatzzahlen zu, wenn ein entsprechendes Mobilitätskonzept vorgelegt wird.

Dieses Mobilitätskonzept, das die bestehenden Probleme löst, statt sie zu verschärfen, muss vor einer Entscheidung über die Errichtung von Parkhäusern kommen. Im Konzept müssen auch die Pläne für eine neue Ballsporthalle mitgedacht werden.“

Endlich die Alternativen stärken

Die Beseitigung des immer wieder aufkommenden Verkehrschaos zu Großveranstaltungen könne nur dann gelingen, wenn die Alternativen zur Anreise mit dem PKW weiter gestärkt und bekannt gemacht werden. Beispielsweise seien die Park & Ride-Plätze noch nicht ansatzweise ausgelastet und dennoch ein Teil der Lösung, so Peter. „Dazu gehören weitere Optimierungen beim ÖPNV, der für die An- und Abreise das Rückgrat ist. Auch Rad- und Fußverkehr müssen konsequent weiter gestärkt werden.“

Und dann bleibt die Frage: Wer soll die Parkhäuser überhaupt wirtschaftlich betreiben?

„Bisher kann niemand die Frage beantworten, ob ein oder zwei Parkhäuser überhaupt wirtschaftlich betrieben werden können, wenn sie jenseits von Großveranstaltungen weitgehend leer stehen. Wer soll die Parkhäuser betreiben, wer trägt das wirtschaftliche Risiko – mögliche Parkhausbetreiber, Veranstalter wie RB Leipzig oder gar die Stadt?“, fragt Kristina Weyh.

„Wesentlich sinnvoller wäre es, bestehende Stellplätze der umliegenden Parkhäuser bis hin zur Innenstadt zu nutzen. Mit einem klugen Konzept reichen dann die bislang im Stadionumfeld vorhandenen Parkplätze auch weiterhin aus. Angesichts einer rückläufigen Auslastung benötigen die bestehenden Parkhäuser keine neue Konkurrenz.“

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