Läuft da irgendetwas falsch auf der Alten Messe? Jedenfalls hatten die Stadträtin Dr. Olga Naumov und die Stadträte Heiko Bär und Falk Dossin so ein Gefühl, dass da irgendetwas aus dem Ruder gelaufen sei. Eigentlich sollte das alte Messegelände doch als einzigartiger Standort für Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Life Science entwickelt werden. Was stand da eigentlich in den alten Eigentümerzielen der stadteigenen LEVG? Und sollte es nicht seit sechs Jahren neue Eigentümerziele geben?
Die LEVG war ursprünglich von der Stadt Leipzig gegründet worden, um den einstigen Standort der Technischen Messe zu vermarkten, auf dem bis 1996 die wichtigsten Messeveranstaltungen stattfanden. In dem Jahr zog die Leipziger Messe hinaus auf ihr neues Messegelände im Leipziger Norden. Seitdem standen die Messehallen leer. Und der Traum der Stadt, hier binnen kürzester Zeit innovative und werthaltige Branchen ansiedeln zu können, erwies sich schon bald als ein wenig zu optimistisch.
Weshalb die LEVG auf der Alten Messe eben auch Unternehmen ansiedeln ließ, deren Wertschöpfungstiefe auch nach Auskunft der Stadt nicht wirklich tief ist: Möbelhändler, Einzelhändler, an der Automeile die Autohändler. Wirklich Bewegung kam erst in die Entwicklung dieses Geländes, als sich nach dem Jahr 2000 die ersten Einrichtungen aus dem Bereich Live Science hier ansiedelten.
Dass die Life Science dann im Verlauf der Jahre zu einem richtigen Wachstumssegment werden würde, war jedenfalls am Beginn der Vermarktung des Geländes noch nicht absehbar.
Ein Marathon statt eines Sprints
So betrachtet ist die Entwicklung des Geländes aus Sicht von Linke-Stadträtin Olga Naumov sogar verfehlt. Und die Eigentümerziele der LEVG galten auch nur bis 2018, wie SPD-Stadtrat Andreas Geisler anmerkte, hätten zwischenzeitlich also dringend erneuert werden müssen.
Doch das sei, so merkte dann Baubürgermeister Thomas Dienberg an, eben die Sicht von heute aus auf das Gelände. Das starke Wachstum der Life Science Branche war so anfangs noch nicht absehbar. Die LEVG hätte durchaus einen Spagat hinbekommen müssen, als sie eben auch Unternehmen ansiedeln ließ, die keine Wertrschöpfung betreiben. Und die Eigentümerziele würden ja auch nicht einfach erlöschen.
Auch wenn selbst die LEVG ursprünglich nur als eine befristete Gesellschaft gegründet worden wäre. In den 1990er Jahren dachten sowohl Stadtrat als auch Verwaltung, dass man so ein wertvolles Gelände im Stadtgebiet binnen kürzester Frist mit wertschöpfenden Unternehmen besetzen könnte.
Das aber ist so nicht eingetreten. Auch die Neuerfindung einer Stadt wie Leipzig dauert viel länger, als man sich das in Rathäusern so wünscht. Sodass die LEVG bis heute im Dienst der Stadt arbeitet und kürzlich auch noch den Bereich westlich der Alten Messe am Kohlrabizirkus dazu bekam, um ihn zu vermarkten.
Ein Jahr wird das mindestens dauern
Im Verwaltungsstandpunkt versprach die Verwaltung dann auch, 2025 neue Eigentümerziele für die LEVG vorzulegen. Für Olga Naumov viel zu lange hin. Aber da mehrere Abteilungen im Rathaus eingebunden seien, so Thomas Dienberg, wäre Anfang 2025 ein realistisches Zieldatum.
Die CDU-Faktion ging dann noch einen Schritt weiter und reichte noch am 24. Januar einen Änderungsantrag ein, der die Ansiedlung von Life Science endgültig als wichtigstes Eigentümerziel festschreiben soll: „Nach Evaluierung und Neuausrichtung der Eigentümerziele der LEVG soll die Standortvermarktung branchenspezifisch (Life Science) neu ausgeschrieben werden.“
Dass sie LEVG weitermache soll und auch neue Eigentümerziele braucht, war dann eigentlich unstrittig. Der Antrag von Olga Naumov, Heiko Bär und Falk Dossin bekam eine klare Zustimmung von 32:19 Stimmen bei neun Enthaltungen. Und auch der Änderungsantrag der CDU fand mit 32:28 Stimmen eine knappe Mehrheit.
Womit sich jetzt eigentlich schon abzeichnet, dass die weitere Ansiedlung von Einrichtungen der Life Science in den neuen Eigentümerzielen ganz oben stehen wird. Nur bis zur Vorlage der neuen Eigentümerziele braucht es eben doch ein Jahr, so OBM Burkhard Jung. Das werde verwaltungsintern unter Leitung der städtischen Beteiligungsgesellschaft bbvl passieren.
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