Das war da am 13. Dezember durchaus ein Novum für die Ratsversammlung, dass ein Ortsvorsteher aus dem kleinen Mölkau die große Ratsversammlung daran erinnerte, dass diese 2019 für Leipzig den Klimanotstand ausgerufen hat. Und dass daraus auch Taten folgen müssen. In Mölkau würde man nur zu gern vorangehen und 1.000 große Bäume pflanzen, erklärte Ortsvorsteher Klaus-Ruprecht Dietze in der Ratsversammlung am 13. Dezember.
Das stand auch schon im Haushaltsantrag des Ortschaftsrates Mölkau für den Doppelhaushalt 2023/2024. Und es hat auch noch einen aktuellen Bezug. Denn 2024 will Mölkau den 700. Jahrestag seiner Ersterwähnung als Mylkowe im Jahr 1324 feiern. Und dafür hätten die Mölkauer, so Dietze, jetzt schon 700 Bäume gepflanzt.
Aber natürlich ist der Wirkungskreis der Mölkauer selbst begrenzt. Denn der Grund und Boden an Straßen und Alleen gehört ihnen in der Regel nicht. Der breite Streifen dahinter sowieso nicht. Der wird meist intensiv beackert. Die Stadt müsste also von den dort tätigen Landwirten die Seitenstreifen an den Straßen kaufen, um darauf nicht nur Bäume zu pflanzen, sondern auch Blühstreifen anzulegen.
Ein Ansinnen, das in der Ratsversammlung durchaus positives Echo fand. Jürgen Kasek, der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, und Andreas Geisler, der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, lobten das Anliegen. Die Stoßrichtung sei richtig, so Geisler.
Und der Wunsch Dietzes, an den Landstraßen rund um Mölkau wieder richtige Alleen zu bekommen, wie es sie – denkmalgeschützt – in Norddeutschland noch gibt, fand ungeteilten Zuspruch.
Die Landwirte mit ins Boot holen
Es gibt nur ein paar Probleme, wie Jürgen Kasek feststellte: Die Stadt Leipzig wird das Geld nicht haben, den Landwirten diese Feldrandstreifen abzukaufen. Und sie wird es auch nicht schaffen, mit jedem einzelnen Landwirt zu verhandeln.
Im ablehnenden Verwaltungsstandpunkt wurde es recht deutlich formuliert: „Das Anliegen, eine Allee entlang der Karl-Friedrich-Straße durch Anpflanzung einer weiteren Baumreihe zu entwickeln, ist verständlich. Das Feldgrundstück endet jedoch direkt neben der Fahrbahn, so dass die Baumreihe nicht realisiert werden kann.
In den Jahren 2010/2011 wurde durch das Verkehrs- und Tiefbauamt ein straßenbegleitender Rad-/Gehweg zwischen des Ortslagen Mölkau und Holzhausen gebaut und eine Baumreihe gepflanzt.
Für dieses Vorhaben hat die Stadt Leipzig bereits Grunderwerb einer ebenfalls landwirtschaftlich genutzten Fläche getätigt. Ein erneuter Grunderwerb eines Feldstreifens ist nicht vorgesehen. Einer Pflanzung auf privatem Grund kann grundsätzlich nicht entsprochen werden.
Auch südlich der Adolf-Koppe-Straße stehen keine städtischen Flächen für Baumpflanzungen zur Verfügung.“
Die wirkliche Lösung sei das neue Landwirtschaftskonzept der Stadt, so Jürgen Kasek. Das zugehörige Vergabekonzept wurde im Oktober gerade beschlossen. Darin gibt es mehr Punkte für die Bewerber um städtische Landwirtschaftsflächen, die mehr ökologische Bewirtschaftung zusagen.
Schatten und Wasser auch für die Felder
Aber zu einigen ökologischen Aspekten sind auch alle anderen Landwirte verpflichtet. Vier Prozent ihrer bearbeiteten Flächen müssten sie sowieso für ökologische Maßnahmen ausgliedern. Was läge da näher, als die Fläche für Blühstreifen direkt an den Feldrand zu legen, sodass die Landwirte von sich aus Blühwiesen anlegen und auch Alleebäume dort pflanzen.
Die ja nicht nur den Nutzern der Straße guttun, sondern auch die Feldbewirtschaftung verbessern – durch hohe Biodiversität, Schattenspenden und vor allem auch den Wasserrückhalt, der rund um Leipzig in der industrialisierten Landwirtschaft längst ein Riesenproblem ist.
Auch dafür müsste die Stadt mit den Landwirten reden. Aber es wäre ein Vorgehen zu beider Nutzen. Und die Landwirte selbst würden damit einen echten Beitrag zum Klimaschutz erbringen.
Weshalb die Grünen auch einen kurzen, knappen Änderungsantrag zum Antrag des Ortschaftsrats Mölkau geschrieben haben: „Es werden Gespräche mit dem Eigentümer der Grundstücke entlang der Karl-Friedrich-Straße Westseite bis Holzhausen und entlang der Karl-Friedrich-Straße Südseite von Abzweig Richtung Ost bis Adolph-Koppe-Straße aufgenommen, um dort Alleebäume und/oder Gehölzstreifen zu pflanzen. Nach den Gesprächen wird eine Bepflanzung geprüft. Die Ergebnisse sind dem Ortschaftsrat bis zum 2. Quartal 2024 bekannt zu geben.“
Da Änderungsanträge immer zuerst abgestimmt werden, kam also der Änderungsantrag der Grünen zuerst zur Votierung. Und das Ergebnis war eindeutig: 40 Ratsmitglieder stimmten für diesen Vorschlag, 12 dagegen und fünf enthielten sich.
Nun kann die Stadt also mit den betreffenden Landwirten reden. Und vielleicht heißt die gute Nachricht dann 2024: „Ja, machen wir.“ Vielleicht braucht es dann nur noch einen Aufruf für Baumspenden – und zur 700-Jahr-Feier können die Mölkauer die nächste Baumpflanzung feiern.
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