Die Eschen im Auwald sind krank, was fรผr Auwaldbesucherinnen und -besucher oftmals schwer zu erkennen ist. Doch ein Blick in die Baumkronen zeigt es deutlich. Kahle ร„ste, gefolgt von Blรคtterbรผscheln, die aus den Baumkronen der Eschen herausragen. Gerade im Sommer wird das Eschentriebsterben gut sichtbar. Seit mehreren Jahren wird die Ausbreitung des Eschentriebsterbens im Leipziger Auwald wissenschaftlich untersucht. Im Rahmen des Projekts Lebendige Luppe wurden die Arbeiten dazu filmisch begleitet.

Die Dokumentation ist auf der Homepage des Projekts Lebendige Luppe zu finden.

Wie stark ist das Eschentriebsterben bereits im Leipziger Auwald verbreitet?

Die wissenschaftliche Begleitforschung im Projekt Lebendige Luppe untersucht die Entwicklung des Eschentriebsterbens im Leipziger Auwald. Dazu wurden in einer breit angelegten Studie in einem Zeitraum von bisher 6 Jahren (2016 bis 2021) รผber tausend Eschen โ€“ vorkommend auf mehr als 60 Untersuchungsflรคchen โ€“ hinsichtlich ihres Befalls bewertet.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Wissenschaftler von UFZ und Uni Leipzig, dass der รผbergeordnete Trend im Krankheitsverlauf in Richtung deutlicher Schadzunahme geht. AuรŸerdem gibt es im Leipziger Auwald seit 2017 nahezu keine gesunden Eschen mehr.

โ€žDer Anteil der Eschen, die entweder bereits irreversibel geschรคdigt (Eschen der Schadklassen 4 und 5 von insgesamt 5 Schadklassen) oder bereits abgestorben sind, ist von 2016 bis 2021 von 13 auf knapp 50 Prozent angestiegen. Weitere 26 Prozent gehรถren der mittleren Schadklasse 3 an, die durch aufgelichtete Kronen, einen vermehrten Totastanteil und beginnende StammfuรŸnekrosen charakterisiert istโ€œ, erlรคutert Mathis Scholz, Wissenschaftler am UFZ.

โ€žLetztere verhindern wie auch die Rindennekrosen mit zunehmender Ausprรคgung die Wasserzufuhr in darรผber liegende Baumabschnitteโ€œ, ergรคnzt Rolf Engelmann, Biologe von der Universitรคt Leipzig.

Weiterhin zeigen die Ergebnisse deutlich, dass die fรผr alle sichtbare Abnahme der Eschen im Leipziger Auwald weiter fortschreiten wird. Inwieweit es zur Ausbildung von Resistenzen kommt und damit das Verschwinden der Eschenpopulation gestoppt wird, lรคsst sich derzeit nicht abschlieรŸend klรคren. Die naturwissenschaftliche Begleitforschung im Projekt Lebendige Luppe wird daher die Entwicklung der Eschenpopulation weiterhin sehr intensiv beobachten.

Wodurch wird das Eschentriebsterben verursacht und woran erkennt man erkrankte Bรคume?

Der Erreger des Eschentriebsterbens, das Falsche WeiรŸe Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), gehรถrt zu den Schlauchpilzen. Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Leipziger Auwaldart des Jahres 2021, aber auch andere Arten wie die Schmalblรคttrige Esche (Fraxinus angustifolia) oder die Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica) zรคhlen zu den Wirten dieses Pilzes.

Erstmalig wurde das Eschentriebsterben Anfang der 1990er in Polen beobachtet und seit 2011 auch im Leipziger Auwald.

Der Infektionskreislauf beginnt, indem der Pilz im Sommer auf den Blattspindeln letztjรคhriger befallener Eschenblรคtter weiรŸe, becherfรถrmige Fruchtkรถrper bildet, die mehrere Millimeter groรŸ und gut mit bloรŸem Auge erkennbar sind. Diese scheiden Sporen aus, die verschiedene Teile der Esche infizieren kรถnnen.

Erfolgt die Infektion auf den Blรคttern, sind die Eintrittsstellen der keimenden Sporen durch kleine braune Flecken zu erkennen. Dringt das Pilzmyzel via Blattstiel weiter in die Triebe vor, stirbt an den betroffenen Stellen das Rindengewebe, was als Rindennekrose bezeichnet wird, ab und verfรคrbt sich orangebraun. Ist der gesamte Trieb oder Stammumfang betroffen, ist die Wasserversorgung zu Abschnitten darรผber nicht mehr gegeben.

Die Blรคtter beginnen zu welken und sterben ab. Oft bleiben sie braunschwarz verfรคrbt bis zum Herbst an den Zweigen hรคngen.

Auf diese Weise fรผhrt ein sich jรคhrlich wiederholender Befall vor allem bei jungen Eschen zu einem raschen Absterben des gesamten Baumes. Doch auch bei groรŸen, ausgewachsenen Eschen kann man dies inzwischen allerorts beobachten.

Dabei wird die Baumkrone durch abgestorbene, kahle Triebe zunehmend lichter. AuรŸerdem verรคndert sich die Verzweigungsstruktur der Krone, da die Esche versucht, den Verlust an Trieben mithilfe von Ersatztrieben zu kompensieren.

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Das Eschentriebsterben ist im Leipziger Auwald natรผrlich ein Problem. Es gibt auch viele andere Probleme, das gravierenste ist mit Abstand die vรถllig fehlende Auendynamik (die auch durch das Projekt Lebendige Luppe nicht wirklich angegangen wird). Und auch die Forstwirtschaft, die schon zahlreiche Kleinkahschlรคge in den Wald gehackt hat und so das wichtige Waldbinnenklima gefรคhrdet, die starken Altdurchforstungen tuen ihr รผbriges hinzu. Dass das Eschentriebsterben so stark ist, mag auch damit zusammenhรคngen, dass die Eschen (die erst seit gut 200 Jahren stรคrker im Auwald vertreten sind, so die offiziellen Quellen zumindest) hier genetisch sehr eng verwandt sind, die genetischen Variationen der Einzelindividuen also rel. gering ist. Inwieweit Resistenzen im Auwald vertreten sind bzw. kurz-, mittel- oder langfristig entstehen, ist nicht ganz leicht zu sagen. Zumindest gibt es Auwaldbereiche, wo die Schรคdigunegn nicht so stark sind. Uns es gibt fast รผberall sehr viel Naturverjรผngung. Daher wรผrde ich nicht so sehr eine Schwarzmalerei betreiben wollen wie es das Forstamt im Gleichklang mit Ufz und iDiv tuen. Man kann solche Prozesse auch als Chance sehen fรผr eine zukรผnftige dynamische Selbstentwicklung des Waldes. Die vielen Zerfallsphasen im Wald und das viele Totholz bieten sehr gute und positiv zu bewertende Chancen fรผr die Zukunft, aber natรผrlich nur dann, wenn man die Natur walten lรคsst und nicht im forstlichen Panikmodus โ€œaufrรคumenโ€ mรถchte (verbunden mit Holz-Ernte).
Vor ca. 20 Jahren wurde ein Konzept fรผr den Leipziger Auwald erarbeitet, in dem festgehalten wurde, dass der Anteil der Esche von 40 auf 20% gesenkt werden soll, mit intensiver Forstwirtschaft natรผrlichโ€ฆ Die Eiche sollte dann auf 40% hochgesetzt werden (รผber das Anlegen von Plantagen). Weil angeblich frรผher (als es noch eine Aue mit Hochwรคssern gab) die Baumartenverteilung so gewesen sein soll. Mal abgesehen davon, dass das auch nicht klar ist, hat solcherlei mit Natur eigentlich nichts zu tun. Sozusagen die Herstellung eines Auforstes mit Kettensรคge und Harvester, das macht aus Naturschutz-Sicht wahrlich keinen Sinn (eine ForstWIRTSCHAFT mag das natรผrlich anders bewertenโ€ฆ). Eigentlich eine fatale Idee also, die aber auch das Ufz und das iDiv meines Wissens nach nie in Frage gestellt haben. Warum nicht, muss man sich fragen?โ€ฆ
Das Eschentriebsterben sollte (eigentlich) auch dazu fรผhren, dass Ufz und iDiv ein Einschlagsmoratorium einfordern, auch um mรถgliche Resistenzen zu schรผtzen. Aber auch dergleichen vernehme ich nicht. Warum wohl nicht?
รœberhaupt wรผrde ich erwarten, dass ein Zentrum fรผr integrative Biodiversitรคt sich fรผr einen Auwald einsetzt, der sich aus seiner eigenen Dynamik heraus von selbst entwickeln darf. Eichenfรถrderung in natรผrlichen bzw. kalamitรคtsbedingten Auflichtungen, ohne forstlich intensiv einzugreifen. Natรผrlich ginge das! Aber Ufz und iDIV halten offensichtlich daran fest, dass es eine gute Idee ist, รผber Kleinkahlschlรคge Eichenplantagen aufzuforsten, die eigentlich nur der Holzproduktion dienen (das aber auch noch mit einem hohen Risiko fรผr die FORSTwirtschaft, da natรผrlich Monokulturen sehr anfรคllig sind gegen Hitze, Insektenbefall und dergleichen).
Wir werden sehen wie es weitergeht, der Kommunalwald erarbeitet eine neue Forsteinrichtung, der Managementplan wird auf Initiative der Forstbehรถrden Stadtforsten und Sachsenforst (!) รผberarbeitet, Gefรคlligkeitsgutachter wurden bereits beauftragtโ€ฆ Wir werden sehen, ob UfZ und iDiv sich endlich fรผr eine natรผrlich und eigendynamische Entwicklung des Auwaldes einsetzen oder sich endgรผltig zum Bรผttel der Forstwirtschaft und -behรถrden machen.

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