Die Baumfällungen am Wilhelm-Leuschner-Platz haben nicht nur für Protest gesorgt. Sie haben auch Fragen aufgeworfen, denn in den zurückliegenden Jahrzehnten waren hier artenreiche Biotope entstanden. Für die hier lebende Tierwelt aber gibt es keinen Ausweichstandort in der Nähe. Und auch Einwohneranfragen in der Ratsversammlung brachten nicht wirklich Klarheit darüber, wie dieser Verlust an Bäumen und Gehölzen ersetzt werden soll. In einer Antwort der Stadt spukte ja sogar der Johannapark.

Was eigentlich keinen Sinn ergibt, denn der Johannapark ist ja kein leerer Ort. Hier sind alle Reviere besetzt. Die Tiere vom Wilhelm-Leuschner-Platz werden nicht hierher umziehen. So gesehen scheint auch eine Kompensation im Johannapark kaum sinnvoll für die Biotopverluste am Wilhelm-Leuschner-Platz.

Was dann Frau Sabrina Rötsch in einer Einwohneranfrage noch ein mal zur Sprache brachte: „Im Rahmen einer Einwohneranfrage von Frau Wangemann (VII-EF-08806) wurden als Kompensation für die Fällungen und Rodungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz vonseiten der Stadtverwaltung Gehölzpflanzungen im Johannapark angegeben:

‚Um die im Kontext der Leipziger Entwicklungsdynamik verlorengegangenen Heckenstrukturen teils zu kompensieren, wurden im westlichen Teil des Johannaparks zwischen der Edvard-Grieg-Allee und dem Johannaparkteich als Ausgleich für den Gehölzverlust im Jahr 2022 im Bereich Wilhelm-Leuschner-Platz 935 m² Gehölzflächen neu angelegt und sind 1750 m² vorhandene Strauchflächen nachverdichtet worden. Es kamen vorwiegend standortgerechte, einheimische Gehölze zur Anwendung.‘

Hierzu möchten wir richtigstellen, dass keine Gehölzflächen neu angelegt wurden, sondern bestehende und stark überalterte Gehölzflächen verjüngt und ergänzt wurden, es sich also um eine Instandsetzung statt Neuschaffung/Kompensation handelt. Weiterhin möchten wir richtigstellen, dass die Pflanzungen denkmalpflegerischen Grundsätzen unterliegen.

Fachliche Hinweise vonseiten der Umweltverbände blieben weitgehend unberücksichtigt (z.B. der Verzicht auf invasive Arten, Bodendecker, Zuchtformen usw.). Die Gehölzflächen sind als funktionaler Ersatz für die Lebensstätten der vorhandenen Brutvogelarten des Wilhelm-Leuschner-Platzes nicht geeignet. Die Umweltverbände stehen seit mehreren Jahren mit der Stadtverwaltung im Austausch hinsichtlich der Entwicklung des Johannaparks (vgl. VI-DS-03419 von 2017).

Die oben zitierten Kompensationen sind in diesem Rahmen nie thematisiert worden.

Entgegen der Aussagen aus oben zitierter Einwohner/-innenanfrage steht auf der Webseite der Stadt Leipzig ist zu lesen, dass ‚die Arbeiten durch das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm ‚Zukunft Stadtgrün‘ gefördert werden‘.“

Alle Grünmaßnahmen im Bebauungsplan

Das Stadtplanungsamt hat geantwortet. Und tatsächlich spielen die Maßnahmen im Johannapark überhaupt keine Rolle für die Ersatzmaßnahmen am Wilhelm-Leuschner-Platz. Sie sind nur ein Zeichen guten Willens. Mehr nicht.

Tatsächlich muss der komplette Grünverlust am Wilhelm-Leuschner-Platz auch am Wilhelm-Leuschner-Platz kompensiert werden.

„Generell ist festzuhalten, dass sich sämtliche für den Bebauungsplan Nr. 392 ‚Wilhelm-Leuschner-Platz‘ (VII-DS-08179) erforderlichen Maßnahmen, unter anderem die Anpflanzung von Bäumen und Hecken, innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplanes befinden. Dies wird in der textlichen Festsetzung Nr. 5.1.3 und der zeichnerischen Festsetzung für die Fläche mit Bindungen für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen ersichtlich“, stellt denn auch das Stadtplanungsamt fest.

„In der Begründung zum Bebauungsplan Nr. 392 wird in Kapitel 7.2.4.3 ‚Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen‘ auf das Thema des erforderlichen naturschutzrechtlichen Ausgleichs eingegangen. Dort werden alle grünordnerischen und naturschutzrechtlichen Maßnahmen und Festsetzungen erläutert.“

Was letztlich heißt, dass genauso viel neues Grün am Platz entstehen muss, wie dort jetzt mit Fortschreiten der Baumaßnahmen gefällt wird. Was trotzdem kein vollwertiger Ersatz ist, denn neue Bäume werden auch wieder Jahrzehnte brauchen, um denselben Wert als innerstädtisches Biotop zu gewinnen.

Und was hat es mit den Maßnahmen im Johannapark auf sich?

„Bei den Pflanzungen und Nachverdichtungen im westlichen Teil des Johannaparks zwischen der Edvard-Grieg-Allee und dem Johannaparkteich handelt es sich um eine zusätzliche und freiwillige Maßnahme der Stadt Leipzig“, bestätigt das Stadtplanungsamt.

„Dazu erfolgte bereits die Beantwortung der Einwohneranfrage VII-EF-08806.

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Es gibt 3 Kommentare

@Matthias, wer könnte wie dagegen vorgehen, wenn er der Meinung ist, die UNB beugt sich das Recht zurecht oder handelt wider die Interessen des BNatSchG? Welche Kontrollmöglichkeit existiert hierfür?

“Ausgleichsmaßnahmen” sind reine Feigenblattveranstaltungen. Denn KEINE Fläche ist “unbesetzt” und kann Devastierungen ausgleichen. Dasselbe wird von der Stadt Leipzig mit dem Bau des Inklusionscampungplatzes am Störmthaler See ausgelöst. Der B-Plan ist nun zur Auslegung in der Gemeinde Großpösna beschlossen. Es werden 40 ha devastiert. Ein ca 300 mtr langer Schilfgürtel wird für ein Strandbas devastiert, obwohl er unter BNatSchG steht. Die UNB des LK Leipzig hat schon vorab geäussert: Nicht so schlimm.” – Doch ist es, denn es wurden vor 2 JAhren 123 geschützte, gefährdete Arten dort kartiert, die einen solchen Lbenesraum (Wasser-Schilf-Buschwerk-ruderale Flächen-Wald) nirgends weit und breit wieder finden. Das Artensterben geht weiter – mit Vollgas.

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