Eigentlich sollte sie schon im Sommer stehen. Denn im Herbst 2022 hatte der Stadtrat beschlossen, dass an der Markranstädter Straße eine provisorische Bedarfsampel aufgestellt wird, bis die Zschochersche Straße irgendwann in den nächsten Jahren komplett umgebaut wird. Doch im Juli war die Ampel im Stadtrat wieder Thema, denn die versprochene Ampel war unübersehbar nicht aufgetaucht. Und das bewegte im Dezember auch Gero Marhenke.

In einer Einwohneranfrage stellte er fest: „Leider gibt es bis heute keine Bedarfsampel an der Haltestelle Markranstädter Str., die bis Juni 2023 aufgestellt sein sollte. Im Sommer hieß es zuletzt, die Einrichtung der Ampel sei nicht priorisiert. Gibt es ein aktuelles und zeitnahes Bestreben der Stadt Leipzig, diesen Mangel an Verkehrssicherheit zu beseitigen? Falls ja, wann geschieht dies?

Es ist und bleibt eine Zumutung, die Zschochersche Straße zu überqueren. Insbesondere mit Kinderwagen, Rollstuhl usw. Der Stadt sollte es ein Anliegen sein, diese eklatante Sicherheitslücke schnellstmöglich zu schließen!

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es wäre allen Anwohnenden und Verkehrsteilnehmenden zu wünschen.“

Lange Prioritätenlisten und fehlende Planer

Im Juli war die Stadtratsdebatte um diese Bedarfsampel dann in einen kleinen Exkurs ausgeartet, der einmal deutlich machte, warum das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) nicht einfach eine funktionstüchtige Ampel aus dem Lager holt und aufstellt, wo sie dringend gebraucht wird. Solche problematischen Stellen wie an der LVB-Haltestelle an der Markranstädter Straße gibt es nämlich überall im Stadtgebiet.

Denn überall ist der Verkehr stärker geworden und kommt es speziell für Fußgänger zu immer mehr Konfliktstellen im Straßennetz.

Das VTA hatte damals auch Zahlen geliefert: „Die Einrichtung einer interimistischen Fußgängersignalanlage an diesem Standort wird mit Beschluss des Verwaltungsstandpunktes eingeplant. Es wird jedoch betont, dass das Vorhaben Planungs- und Finanzkapazitäten bindet und andere prioritäre Maßnahmen in der Umsetzung der Mobilitätsstrategie verschiebt.

In der Prioritätenliste des Verkehrs- und Tiefbauamtes befinden sich derzeit 83 LSA-Projekte in Bearbeitung, 37 Projekte warten auf einen Projektstart und im Zuge der Beschlussfassung des Lärmaktionsplans sind weitere 72 LSA zu prüfen und zu bearbeiten.“

Dazu kommt das Problem fehlender Planer. Allein im VTA waren zu dem Zeitpunkt 40 Stellen nicht besetzt. Anfang Dezember hat die Stadt sogar eine Plakatkampagne durchgeführt, um Bewerber insbesondere für das Baudezernat zu finden.

Die entsprechenden Angebote findet man alle auf der Homepage der Stadt.

VTA antwortet: Juni 2024 wird es ganz bestimmt

Aber das hilft natürlich den Anwohnern der Zschocherschen Straße erst einmal nicht.

Außer, dass sich der Ton in den Antworten der Stadt in den letzten Jahren deutlich geändert hat. Noch vor zehn Jahren hätte man aus dem Baudezernat keine Entschuldigung zu hören bekommen, wenn ein Bürgerwunsch nicht fristgerecht umgesetzt wurde. Das hat sich geändert, seit die Stadt endlich transparenter auch über die eigenen Personalengpässe spricht.

Und so bekommt auch Gero Marhenke eine etwas ausführlichere Entschuldigung aus dem VTA:

„Sehr geehrter Herr Marhenke,

in der Stadt gibt es eine Vielzahl an Projekten mit einer hohen Relevanz hinsichtlich der Verkehrssicherheit, die sich bei immer gegebenen Grenzen der personellen und finanziellen Ressourcen nur sukzessive bearbeiten lassen. Leider ist daher der für die Interims-Ampel in der Zschocherschen Straße gewünschte Zeitplan nicht zu halten gewesen.

Mit der Bearbeitung des Vorhabens konnte mittlerweile jedoch begonnen werden, der konkrete Standort für die Fußgängerampel wurde abgestimmt und festgelegt. Derzeit wird die Steuerung der Signalanlage von einem Ingenieurbüro erarbeitet und anschließend erfolgt die Ausschreibung der Anlage. Wir gehen davon aus, dass die Anlage spätestens im Juni 2024 aufgebaut werden kann.“

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Es gibt 10 Kommentare

@Urs
> “Das Beispiel in der Friedrich-Ebert-Straße ist markant abschreckend synchronisiert: für Fußgänger kann es nur Grün werden, wenn wegen der benachbarten Kreuzungen auch tatsächlich Autos anrollen, super. Wenn von beiden Seiten kein Auto kommen kann, denkt die Ampel nicht daran, Fußgängern Grün zu zeigen. Das müßte nicht so sein, wurde aber genauso implementiert, ich komme da fast täglich zum Teil zweimal entlang.”

Scheinbar kommt Urs hier doch nicht ausreichend oft entlang. Die Ampel schaltet sehr oft grün für Fußgänger und Radfahrer, i.d.R. bereits nach 30 Sekunden Rot. Auch, wenn von den benachbarten Kreuzungen keine Autos kommen. Man kann an dieser Ampel sogar eine deutliche Vorrangschaltung für Straßenbahnen erkennen. Hier ist die Grünphase oft länger verzögert, wenn sich vom Neuen Rathaus oder dem Westplatz Straßenbahnen nähern.
Unklar ist eher, warum die Überfahrt für Radfahrer hier so schmal und für die anschließenden Wegbeziehnungen ungünstig liegt und warum die Überfahrt über die Gleise mit einer Rot/Grün- Ampel gesichert ist so dass man als Radler warten muss, auch wenn keine Straßenbahn kommt. Blinklichter hätten es hier auch getan, zumal die Wartebereiche vor und nach den Gleisen sehr schmal sind.

Ja, lieber User “Hearst”, 30km/h wird einen Ampelwald nachgerade sprießen lassen! Dazu die Umbenennung von “Zschochersche Straße” (sowieso nur ein Zungenbrecher) in “Wanderbaumallee”. Darin drückte sich unzweifelhaft die Zaubervision einer Flaniermeile aus, von denen ja allseits geträumt wird. Daß man eigentlich nur in Höhe der Markranstädter Straße, und wegen mir an der Naumburger Straße etwas mühsam über die Zschochersche Straße kommt, und daß man auch mit Fahrzeugen nur mit Glück entlang der Industriestraße über die Zschochersche kommt, und das auch nur an wenigen Tagesphasen, macht nichts, es soll die ganze Zschochersche Straße sein, die es zu lähmen gilt! Es ist sowieso das Ziel, eine autofreie Zschochersche zu haben, und Flächengerechtigkeit muß hergestellt werden, besser heute als morgen. Nur so können wir die Klimaziele erreichen. Ich habe das alles verstanden.

30er Limit von der Angerbrücke bis zum Adler – geht sofort. Dann stören auch fünf Ampeln mehr nicht. Planung macht die KI.

Um noch eine weitere Strophe des Klageliedes “Neues aus dem Verkehrssündenpfuhl” hinzuzufügen: Gaaanz schlümmschlümm sind ja die unzähligen Fußverkehrenden (was für ein Irrsinnswort!), die immer wieder bei Rot Fahrbahnen queren.

Und der allgemeine Radfahrende hält von Ampeln eh nicht viel. Insbesondere, wenn es nur für die faulen Fußverkehrenden ist, die sich nicht mit einem Radl fortbewegen. Quasi nicht beachtenswertes “Fußvolk”

Es gibt bestimmt einige Stellen, auch in der Zschocherschen, wo eine Fußgängerampel tatsächlich Fußgängern hülfe. Das nicht mein Punkt. Es kommt eben immer noch auf das Wie an. Das Beispiel in der Friedrich-Ebert-Straße ist markant abschreckend synchronisiert: für Fußgänger kann es nur Grün werden, wenn wegen der benachbarten Kreuzungen auch tatsächlich Autos anrollen, super. Wenn von beiden Seiten kein Auto kommen kann, denkt die Ampel nicht daran, Fußgängern Grün zu zeigen. Das müßte nicht so sein, wurde aber genauso implementiert, ich komme da fast täglich zum Teil zweimal entlang.

Es ist wirklich interessant. Verkleinerungen von Straßen, beziehungsweise Spurwegnahmen, werden relativiert mit den immer weiter zurückgehenden Zahlen an PKW, und immer mehr Ampeln begründet mit dem Verkehr, der überall zugenommen hätte.
Das ist ein bisschen wie den Brückenbau unter Vollsperrung der Gustav – Esche-Straße zu fordern, an anderer Stelle aber zu sagen “die doofen Autofahrer im Stau, merken eben nicht das sie das Problem sind”.
Genau diese Dinge gehören langsam mal wieder auf den Fuß gestellt. Und ja, eine Ampel, die mit einer Petition zum Fußgänger-, speziell zum Schülerverkehr aufgebaut wurde, braucht theoretisch nicht immer an sein. Heute bin ich mit der Straßenbahn zwischen neuen Rathaus zum Westplatz gefahren. Tatsächlich hat die Bahn keinen Vorrang vor der Fußgängerampel in der Mitte der Ebertstraße. Bremst bis zum Stillstand ab, fährt mit ihren Tonnen an Stahl irgendwann wieder an. Es gäbe so viel zu verbessern, aber der OB und seine Getreuen haben noch viel vor…

Kann man direkt darüber nachdenken, an der Zschocherschen / Ecke Industriestr eine weitere Ampel aufzustellen. Absolute Katastrophe dort.

Ihr Statement “Denn überall ist der Verkehr stärker geworden und kommt es speziell für Fußgänger zu immer mehr Konfliktstellen im Straßennetz.”, lieber Autor, kann ich allenfalls als stilistisches Mittel auffassen, weil Ihrem Text noch eine Passage mit Verallgemeinerung fehlte. Verkehr stärker geworden, überall? Sie wissen, daß das nicht stimmt und schreiben es trotzdem. Und die Konfliktstellen für Fußgänger gibt es durchaus, aber Konfliktstellen gibt es für alle Straßenverkehrsarten, ob anwachsend, würde ich aber zweifeln. Was aber mir zu wachsen scheint, ist die allseitige Aufplusterei. Und LZAs sind oft genug Teil des Problems. Wenn ich mir die neue an der Schreberstraße angucke, die rund um die Uhr eingeschaltet ist, wird mir offensichtlich, daß hier nicht für Fußgänger, sondern gegen alles, was die Fahrbahn der Käthe-Kollwitz-Straße nutzt, agiert wird.

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