Im Juni stellte die Stadt ihre Masterplanung für das Stadionumfeld vor. Die löste zwar einige bislang ungeklärte Probleme. Aber wirklich umweltfreundlich und zukunftsfähig ist sie nicht, kritisiert der Ökolöwe in seiner Stellungnahme zur Rahmenplanung. Auch dass die Verwaltung nicht den Mut gefunden hat, die Pläne für die Öffnung der Alten Elster endgültig zu streichen, merkt der Umweltverbund kritisch an.

Aber auch an anderer Stelle wirkt die Verwaltungsvorlage so, als wolle man das alte Denken rund ums Sportforum irgendwie doch noch fortsetzen und die Zeichen der Zeit einfach nicht wahrnehmen. Das merkt der Ökolöwe zum Beispiel zum Elsterbecken an, für das die Stadt zwar eine Verbindungsbrücke zwischen Stadion und RB-Trainingsgelände vorsieht.

Aber das alte Schlammbecken wieder in einen natürlichen Fluss umzugestalten und damit den Engpass im Biotopverbund zu beseitigen, traut sich die Verwaltung in der Vorlage eben doch noch nicht.

Blick auf das immer wieder verschlammende Elsterbecken. Foto: Matthias Weidemann
Das immer wieder verschlammende Elsterbecken. Foto: Matthias Weidemann

Eigentlich hätte die Verwaltung längst die Machbarkeitsstudie für die Renaturierung des Elsterbeckens vorlegen sollen. „Der Stadtrat hat für die Renaturierung des Elsterbeckens eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die im Verlauf des Jahres 2023 vorliegen muss. Daran ist ein Naturschutzgroßprojekt für die Renaturierung des Elsterbeckens anzuschließen.

Dieses Großprojekt muss das vordergründige Ziel haben, einen günstigen Erhaltungszustand der bedrohten Arten sowie ausreichende Vielfalt, Ausstattung und Flächengröße ihrer Lebensräume wieder herzustellen und zu erhalten“, schreibt der Ökolöwe.

Wo bleibt der Umweltverbund?

Der auch kritisiert, dass der Rahmenplan viel zu viele Kfz-Stellplätze vorsieht und zu wenig Augenmerk auf Radverkehr und Fußgänger legt.

So sei die Planung für den Festwiesenvorplatz problematisch, stellt der Ökolöwe fest: „Den Ansatz, den Festwiesenvorplatz in seiner Aufenthaltsqualität aufzuwerten, unterstützen wir. Der Ansatz wird jedoch durch die Festsetzung von 180 Kfz-Stellplätzen im westlichen Teil der Plaza konterkariert. Der Kfz-Verkehr produziert an dieser Stelle Konflikte mit der Aufenthaltsfunktion sowie dem Rad- und Fußverkehr.

Hier befindet sich der Hauptzielpunkt für die Rad- und Fußverkehrsströme. Die Kfz-Parkplätze sind zu streichen. Stattdessen ist an der Stelle des geplanten Parkplatzes der Grünverbund zu stärken, z. B. mittels einer Liegewiese. Die jetzt schon vorhanden robusten Grünstrukturen auf der Fläche sind dabei zu erhalten und zu erweitern.“

Poller und geparkte PKW in der Nähe vom Stadion.
Der Besucherzugang vom Stadionvorplatz aus. Foto: Sabine Eicker

Wohin dann mit den Stellplätzen, die Leipzig ja absichern muss? – „Für die baurechtlich zwingend notwendigen Kfz-Stellplätze des Stadions wäre eine mehrstöckige Kfz-Parkpalette auf dem Parkplatz neben der Quarterbackarena (Arena I) hinnehmbar. Dafür sind die Kfz-Parkplätze auf dem Festwiesenvorplatz, an der Goyastraße und auf dem Stadionvorplatz zu streichen“, meint der Ökolöwe.

Der Stadionvorplatz sollte sowieso dringend autofrei werden: „Wir Ökolöwen empfehlen dringend, den Stadionvorplatz autofrei zu gestalten. Die bisher noch geplanten 180 Kfz-Stellplätze genau in der Mitte sowie im südlichen Teil stören den Platzcharakter erheblich, teilen den Platz und schränken die Nutzung ein.

Zudem wird durch diesen Parkplatz, Kfz-Verkehr in das Wohnviertel und auf den Platz gezogen. Fußgänger/-innen sowie die Kinder der umliegenden Schulen werden unnötig gefährdet. Es entsteht ein vermeidbarer Bruch des Grünverbundes. Der nördliche Teil des Stadionvorplatzes ist für die Erweiterung des Robert-Koch-Platzes zu nutzen.“

Die Zeit für die Alte Elster ist vorbei

Den Grünverbund hat auch die Stadt schon vorgesehen. Aber da noch immer das Gespenst der „Alten Elster“ durch die Verwaltung geistert, ist der bislang nicht mehr als ein vages Versprechen, ohne dass das teure Projekt „Alte Elster“ tatsächlich endlich beerdigt wird.

„Die doppelte Baumallee im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße ist zwingend zu erhalten. Die Neuanlage eines Kanals (Alte Elster) hätte das Fällen der Allee zur Folge. Das lehnen wir Ökolöwen ab. Die Neuanlage eines Kanals würde darüber hinaus Probleme für das Wasserdargebot für die regelmäßige Flutung des nördlichen Auwaldes über die Nahle verursachen sowie die Renaturierung des Elsterbeckens behindern“, schreibt der Ökolöwe dazu.

„Die knappen finanziellen Mittel der Stadt Leipzig im Bereich Wasserbau sind auf den Auenrettungsplan, die Renaturierung des Elsterbeckens und die Erfüllung der Wasserrahmenrichtlinie im Stadtgebiet zu konzentrieren.“

Nadelöhr Jahnallee

Und problematisch bleibt weiterhin die Frage, wie die Fußballfans und Arena-Besucher künftig mit dem ÖPNV möglichst reibungslos an die Veranstaltungsorte kommen. Denn die Chance, die Straßenbahnhaltestelle aus der Feuerbachschleife dichter ans Stadion zu verlegen und leistungsfähiger zu machen, haben Stadt und LVB vertan.

So muss der Publikumsverkehr doch wieder zum größten Teil über die zwei Haltestellen in der Jahnallee abgewickelt werden. Was bei jeder Veranstaltung zu Konflikten mit dem motorisierten Verkehr führt.

„Wir Ökolöwen unterstützen die Forderung u. a. des Fanverbandes von RB Leipzig, die Jahnallee nach Abpfiff der Heimspiele für den Kfz-Verkehr zu sperren, damit die Hauptfußgängerströme gesichert abfließen können und die Straßenbahnen den Abtransport staufrei gewährleisten können“, heißt es in der Stellungnahme des Ökolöwen.

„Auch an ‚normalen‘ Tagen stellt die Jahnallee eine gefährliche Barriere für die Erreichung des Sportforums dar. So fehlt bspw. eine abgesicherte Querung von der Quarterback Arena in die Coblenzer Straße (Schulweg Sportschule).

Auch das Thema Radverkehr (Hauptradroute) entlang der Jahnallee sowie notwendige Bus-Haltestellen ist im Plan noch nicht ausreichend gewürdigt. Gleiches gilt für die Querung der Jahnallee z. B. im Bereich Cottaweg in Richtung Palmengarten.“

Da strecken also noch eine Menge richtiger Hausaufgaben für die Verwaltung drin, die sich oft genug selbst Denkverbote setzt, weil sie lieber Kompromisse plant, wo der Abschied von vielen Vorstellungen aus dem vergangenen Jahrhundert eigentlich angeraten wäre.

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